Sowohl für unseren eigenen Bewerbungsprozess als auch als Fach- oder Interims-Support für den Einstellungsprozess unserer Kunden, bin ich immer wieder mit dem Feinschliff geeigneter Röstungs-Fragen konfrontiert.
Jackie Chu hat netterweise einmal bei 10 sehr geschätzten SEO-Kolleginnen und Kollegen nach ihren
Top-Fragen für den Bewerbungsprozess von SEOs
nachgefragt.
Eins Vorweg kann man glaube ich pauschal sagen... insbesondere wenn Du sehr dringend einen SEO suchst... nimm Dir ausreichend Zeit und Expertise mit in den Auswahlprozess, damit Du nicht nur ein kurzes Pflaster, sondern eine langfristige Ideallösung am Start hast. Im schlimmsten Fall leidet das Bestands-Team, Deine Prozesse gehen kaputt und Dein SEO-Kartenhaus beginnt einzustürzen.
Hier kommen die Lieblingsfragen der Expertinnen und Experten:
1.
Kevin Indig
Hast Du das schon mal gemacht? Wie hast Du die größten Hürden überwunden?
Der Grund für diese Frage ist neben der Herangehensweise die These, dass man meistens für eine spezifische Problemlösung einstellt und man so am Besten herausfindet, ob man den richtigen SEO an der Angel hat.
Sofern es sich um eine spezifische Job-Beschreibung handelt, gehe ich da mit, insbesondere wenn man ein Team von SEOs hat, die wie ein Uhrwerk zusammenlaufen.
2.
Tyler Reardon
Stell Dir vor wir möchten auf #1 für
<insert keyword>
ranken. Was sollen wir machen?
"...um dann bei jedem Antwort-Teil zu hinterfragen was wäre wenn dies nicht funktioniert" - klingt erstmal nicht ganz so charming für meinen Geschmack, aber ich bin mir sicher wenn man das richtig verpackt und bei Dingen, die in der Regel in der Organisation glatt laufen auf die Frage verzichtet geht das schon klar. Andernfalls darf man meines Erachtens nicht vergessen, dass man sich in diesen Gesprächen auch um die Kandidatin oder den Kandidaten bewirbt.
Tatsächlich ist die Intention der Frage bei Tyler aber tatsächlich die Prüfung nach Durchhaltevermögen und tief verankertem SEO-Wissen.
Am Besten gefällt mir aber die Schluss- bzw. Randbemerkung, dass wenn dann jemand ins Straucheln gerät, die Antwort "Ja, dann haben wir vermutlich zu wenig Links" automatisch zum Ausscheiden führt.
Das handhabe ich meist ähnlich. Linkschrubber adé!
3.
Jamie Indigo
Du bist ein Wartungsbetrieb für Verkaufsautomaten. Du gehst in einen Raum und siehst einen dunklen Automaten. Was machst Du als Erstes?
Jamie findet diese Frage großartig, weil sie einen durch die wirklich grundsätzlichen Bestandteile von lösungsorientiertem Handeln führt. Die perfekte Antwort ginge hier in die Richtung: "Ich prüfe, ob das Teil eingesteckt ist.". Das zeigt – nach Jamies Meinung – die Fähigkeit sich logisch in einen Step by Step Prozess hineinzudenken.
Persönlich habe ich da schon bessere Szenarien für für mich aufgestellt, da es nicht bei jeder Stelle um Stapelverarbeitung geht sondern es manchmal auch darauf ankommt um die Ecke zu denken. Klassiker wie "Wie schwer ist Hamburg?", deren perfekte Rückfrage dann wäre "Im Sommer oder im Winter?" sind großartige "unlösbare Probleme", die die Kandidaten auf eine Gehirnschmalzprobe stellen. Gleichzeitig kommt man durch solche Gedankennüsse großartig ins Gespräch und merkt schnell, ob es auch menschelt.
4.
Areej AbuAli
Wie stellst Du sicher, dass Deine Empfehlungen auch implementiert werden?
Sehr geniale Frage. Sie verrät viel darüber, ob der SEO schon mit Entwicklerteams zusammengearbeitet hat und ob es sich um eine verantwortungsvolle Person handelt.
Areej meint, dass diese – nicht zwangsläufig SEO-spezifische Frage – ein wichtiger Bestandteil der täglichen Arbeit sein muss. Es geht nicht nur darum, täglich Empfehlungen auszusprechen, sondern darum, sicherzustellen, dass diese auch umgesetzt werden. Diese Frage prüft die Cross-funktionalen Fähigkeiten der Kandidaten, die Art, wie Dinge priorisiert und quer durch die Teams in der ganzen Organisation kommuniziert werden.
5.
Jackson Lo
Wie würdest Du einen SEO-Test aufsetzen?
Erstes Gefühl bei mir war zunächst - was 'n das für 'ne doofe Frage, bis ich dann die Antwort von Jackson las.
Eine seiner größten Lektionen, die er gelernt hat, ist: "Wenn Dinge es wert sind umgesetzt zu werden, dann sind sie auch wert, gemessen zu werden".
Geil! So simpel, so gut, wenn man darüber nachdenkt.
Ohne Erfolgsmessung verschwinden umgesetzte Maßnahmen unbeachtet in der Versenkung und das macht es dann schwerer für die nächsten Schritte. Als SEOs müssen wir einschätzen können welchen Impact unsere Maßnahmen haben werden und Testing ist ein großartiger Weg das herauszufinden.
Mein Gefühl ist allerdings, dass die Bereitschaft und das Verständnis zum SEO-Testing sich gerade noch sehr langsam entwickelt. Und das trotz großartiger Frameworks wie zum Beispiel bei unseren Freunden von Ryte.
6.
Victor Pan
Der organische Traffic ist eingebrochen – führe mich durch deine Diagnose
Victor geht dabei den Dingen bis zum Letzten auf den Grund. "Du hast dies getestet und dann das und wie geht es dann weiter?...". Er möchte dabei herausfinden, wie die Person mit Unsicherheit umgeht, füttert gegebenenfalls immer mal wieder einen Tipp nach und kann sich so ein Bild von der gesamten Prozesskette machen.
Klingt auf jeden Fall für mich schon nach einem ähnlichen, aber motivierenderen Ansatz als bei Frage 2 von Tyler.
Diese Frage mag Victor besonders, weil sie die SEO-Hard-Skills abklopft und ob die Kandidaten ein Growth-Mindset haben. Dabei stellt diese Frage aber auch gleichzeitig heraus, ob die Kandidaten ihr Bestes herauskehren und Bereitschaft fürs Lernen mitbringen.
7.
Kyle Faber
Beschreibe eine komplexe SEO-Herausforderung, wie Du sie angegangen bist und führe mich durch alle Schritte, indem Du beschreibst warum Du diesen Weg gegangen bist.
Hm, kann ich mir persönlich nicht vorstellen, dass so eine verschachtelte und offene Frage all das enthüllt was ich brauche und ist für mich auch eher ein Zeichen von "ich will mich gar nicht intensiv mit dem Thema beschäftigen, zeig Du mal was Du kannst"-Ansatz, aber ich mag mich ja auch täuschen. Was meinst Du dazu?
Kyle jedenfalls nimmt aus der Beantwortung dieser Frage folgende Erkenntnisse mit:
-
Es gibt ein Gefühl darüber was die Bewerber als komplex oder herausfordernd annehmen
-
Zeigt den durchdachten Prozess und die Art der Problemlösung
-
Gibt Eindrücke über die rationalen Entscheidungen
Dabei stellt er heraus, dass es mehrere Wege gibt diese Herausforderung zu meistern, aber er lernt aus dieser Frage:
-
ob es sich um einen strategischen Denker handelt
-
ob die Fähigkeit besteht den Prozess zu beschreiben, um Dinge zu implementieren und
-
ob sie die Entscheidungen mit sauberer Begründung untermauern können
8.
Niki Mosier
Erzähl mir von dem Projekt, dass Dich teilweise sogar stolz macht, warum Du darauf stolz bist und was Du davon gelernt hast.
Ja, schick. Eine meiner absoluten Lieblingsfragen. Es bringt einen selbst und vor allem die Kandidaten in eine gute und antwortsfreudige Stimmung mit viel SEO-Herzblut im Raum. I like!
Niki findet dabei heraus, was die Kandidaten stolz macht und welche Art von Projekten die Kandidaten begeistern. Gleichzeitig erfährt man "echte Erfahrungen" und welche Rolle dabei eingenommen wurde.
9.
Eli Schwartz
Was ist die wichtigste SEO-Initiative?
Boom. Das ist mal direkt auf die Nuss. Ein schöner Ice-Breaker wie ich finde.
Eli möchte erreichen, dass die Kandidaten sich gezwungen fühlen, diese doch sehr vage Frage in ihrer Antwort zu begründen und zu verteidigen. Dabei bekommt sie dann ein Gefühl darüber, was und wie die Kandidaten denken.
10.
Jacky Chu
Was war dein kniffligstes technisches SEO-Projekt und was war der Business Impact?
Nice, sehr schicke Frage, um die Damen und Herren aus ihrer Technik-Ecke zurück an den Business-Spieltisch zu holen.
Vorausgesetzt, dass es sich um ein schon eher senioriges Gesuch handelt erwartet Jacky:
-
herauszufinden wie anspruchsvolle technische SEO-Tasks umgesetzt werden
-
zu verstehen, was der Business Impact war (nun... hätte man bei der Überschrift fast schon drauf kommen können, aber ja.)
Im besten Fall findet Jacky so ganz uneigennützig etwas Neues heraus oder erfährt über etwas, was bisher undenkbar gewesen wäre. Aber man lernt eben auch, ob die Kandidaten neben Technik auch in die Zahlen schauen, ob sie sich Gedanken über Attribution und ob sie mit ihren Skills Teil des Teams werden können.
Im schlimmsten Fall erfährt man, dass sie sich für die Business Themen gar nicht interessieren oder sie nicht verstehen bzw. darüber berichten können. Sowas führt dann natürlich zum Ausscheiden aus dem Prozess.
Für mich sind unterm Strich alles sehr brauchbare Fragen und vor allem Hintergedanken.
Welche Fragen magst Du besonders in Interviews?
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