Wirklich wahres Wingmen SEO Wissen für wache Webmarketer #92
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🕊️🇺🇦 Wingletter Nr. 92
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Wahrscheinlich geht es vielen so wie uns. Wir sind betroffen und wütend von dem, was Wladimir Putin mit dem Angriff auf die Ukraine anrichtet. Und wir sind wütend auf die anfängliche Zurückhaltung von uns Deutschen und Europäern. Umso besser, dass wir hier jetzt Entscheidungen und Haltung gefunden haben.
Sophie (meine Frau) und ich unterstützen seit vielen Jahren den
Verein Pryvit
, der jedes Jahr Kinder aus der Tschernobyl-Region nach Deutschland holt, um ihnen medizinische Versorgung und eine unbeschwerte Zeit zu ermöglichen.
Ich bin jedes Mal erschüttert, wenn die Kinder ankommen und kann mir nur schwer vorstellen, wie das Leben in ihrer Heimat und in ihrem Alltag ist. Dass diese Heimat jetzt Ziel eines Angriffskriegs ist, ist für mich schwer begreiflich.
Wir haben diskutiert, wie wir im Newsletter mit unserer Wut und Betroffenheit umgehen wollen. Nun: Wir verzichten auf die Leichtigkeit, die diesen Newsletter normalerweise prägt. Wir teilen unsere Betroffenheit mit Dir. Wir Wingmenschen werden versuchen mit Pryvit einen Weg zu finden, wie wir am besten konkret helfen können.
Hast Du Ideen, wie konkret geholfen werden kann oder möchtest Dich anschließen, dann
melde Dich gern bei uns
.
Das zweite ist: Am Ende des Newsletters findest Du einen Artikel, in dem wir verschiedene Dinge zusammengetragen haben, die jetzt als Onliner noch wichtiger sind als sonst.
Trotzdem geht es uns auch so, wie vielen von Euch: Unsere spannende Arbeit ist ein wichtiger Teil unserer Psychohygiene und nur, wenn wir aufrecht stehen, können wir anderen helfen. Deswegen gibt es auch heute wieder wichtige Impulse für Deine fachliche Weiterentwicklung:
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Hannah schreibt über Passage Ranking in Videos
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Behrend erklärt das Recht auf Vergessenwerden
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Anita zeigt wie man Search Intent Analysen skalieren kann
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und Christoph beschäftigt sich mit dem Google Merchant Feed
Wir hoffen, dass dieser Konflikt möglichst bald endet und Putin einen Rückzieher macht. Auch wenn wir fürchten müssen, dass das Gegenteil passiert.
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Was Du über Recht aufs Vergessenwerden bei Google wissen musst
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Als SEOs beschäftigen wir uns ja mitunter sehr intensiv damit, wie wir Inhalte in die Suchmaschine und ihre Ergebnisse reinbekommen. Klar, zum Beispiel im Rahmen von Crawl- und Index-Management, wenn es um Parameter oder Duplicate Content geht oder darum, ein paar inhaltliche
Altlasten im Zuge eines Content Audits loszuwerden
und in einigen anderen Fällen kommt es auch durchaus vor, dass wir bestimmte Inhalte lieber aussperren und/oder entfernen.
Eine Sache aber, die im Hinblick auf die von der Suchmaschine präsentierten Ergebnisse nicht nur uns SEOs betrifft, ist das sogenannte Recht auf Vergessenwerden.
Was das ist, wie das mit dem Antragstellen funktioniert und was genau das dann seitens Google bedeutet, wird
in diesem Video der Google Search Central
sehr anschaulich erläutert.
Seit einem Gerichtsurteil des Europäischen Gerichtshofs im Mai 2014 hast Du das Recht, als Person von Suchmaschinen wie zum Beispiel Google zu verlangen, dass bestimmte personenbezogene Suchanfragen und URLs aus dem Suchindex entfernt werden. Natürlich nicht für irgendwelche x-beliebigen Anfragen, sondern insbesondere solche, die einen Bezug zu Dir und Deinem Namen haben und daher aus Datenschutzgründen relevant sind.
Ein beachtenswertes Detail: Es geht dabei nur darum, welche Ergebnisse bei einer bestimmten Suche ausgespielt werden. Die URL an sich bleibt trotzdem im Index und kann zu anderen Anfragen auch nach wie vor gefunden werden.
Zudem ist der Prozess des "Delistings" in mehrere Schritte gegliedert. Was genau zu tun ist, wird im Video detailliert erklärt.
Übrigens gibt es 4 Kriterien, die seitens Google beim Prüfen eines Antrags herangezogen werden.
Handelt es sich um...
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falsche Informationen
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unzulängliche Informationen
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unbedeutende Informationen
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unverhältnismäßige Informationen
Vor allem die Frage, ob ein berechtigtes öffentliches Interesse an den Informationen besteht, ist wichtig bei der Entscheidung, wie mit dem Antrag verfahren wird. Dabei spielt es eine Rolle, welche Stellung die Person im öffentlichen Leben hat, woher die Informationen stammen, wie alt die Inhalte sind und ob es Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes gibt.
Noch ein interessantes Detail:
"In der Europäischen Union entfernen wir URLs von Google Search-Ergebnissen für Länder, die das Europäische Datenschutzgesetz anwenden. Entsprechend des Urteils des Europäischen Gerichtshofs aus dem Jahr 2019 entfernen wir keine Inhalte in Ländern, die nicht dem Europäischen Datenschutzgesetzen unterliegen."
Diese Möglichkeit, persönliche Informationen auf Basis des Rechts auf Vergessenwerdens entfernen zu lassen, ist also regional begrenzt auf die EU. Außerhalb der EU gibt es zwar auch Optionen, diese sind aber etwas aufwändiger und rechtlich nicht so fundamentiert.
Hier
findest Du neben einer FAQ auch noch weitere Infos von Google, wenn Du Dich weiter mit dem Thema beschäftigen möchtest.
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Search Intent Analyse skalieren
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Eine gängige Vorgehensweise beim Bestimmen von Search Intent ist es, sich die Top 10 Ergebnisse und die allgemeine Gestaltung der SERPs mit unterschiedlichen Features und Verticals zu einem Suchbegriff anzuschauen. Auf deren Basis wird dann hergeleitet, welche Suchintention hinter dem Query steckt und welche Anforderungen an einem eigenen Inhalt bestehen, den man fürs Ranking ins Rennen schickt.
Doch daraus ergeben sich zwei Probleme:
"Chances are high that a look at the current top 10 rankings can get you close to the right answer -- or at least close to the best answer that is out there in the open. Of course, there is a chance that nobody has found the best way to meet users' search intent yet -- and that your new content might outperform everybody."
Zum einen arbeiten wir dabei auf der Annahme, dass die richtige Antwort schon Teil der Liste ist.
"But even 'only' extracting search intent from current rankings requires manual analysis that is seldom scalable to large keyword sets."
Zum anderen ist das Vorgehen eher mühselig und nicht wirklich skalierbar.
Johanna Maier von DEPT hat sich daher ein paar Gedanken dazu gemacht und aufgeschrieben, wie sie den Search Intent Large Scale und im Bulk analysiert bekommt. Der Artikel ist sehr ausführlich und viel zu lang, als das ich alles 1:1 hier wieder geben könnte - daher einfach an dieser Stelle
eine ausgesprochene Leseempfehlung für Dich
!
Um schonmal ein paar Aspekte vorweg zu nehmen: In Johannas Ansatz spielen die Programmable Search Engine (PSE) von Google und die zugehörige Custom Search JSON API eine entscheidende Rolle.
Wenn Du Dich jetzt fragst: Was?
"(The Programmable Search Engine) provides webmasters with a search engine functionality that they easily can integrate into their websites. (...) you can fully customize and tweak the search experience with the manifold settings of the Programmable Search Engine (...)."
Mit der PSE kannst Du also eine Suchmaschine in Deine Website einbauen und ganz nach Deinen Anforderungen und Bedürfnissen anpassen.
"The API takes the results of your custom search -- from your Programmable Search Engine -- and delivers them to you in a JSON format. JSON-LD (JavaScript Object Notation for Linking Data) is a widely used format to exchange data in a simple textual form between applications. So you can use the API's data, e.g. URLs and title tags ranking for a keyword, in any of your own applications, like in Google Sheets as we will do later."
Mit Hilfe der API kannst Du Dir die Ergebnisse Deiner individuellen Suche als JSON bereitstellen lassen und dann an anderer Stelle weiterverarbeiten. Zum Beispiel in Google Sheets.
Ein interessanter Ansatz, bei dem die Betrachtung beispielsweise nach Geschlecht ein guter Anfang ist. Weitere Elemente zu nutzen, um Rückschlüsse zu ziehen, liegt nahe:
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Wenn es ein Featured Snippet oder People Also Asked Box gibt, dann handelt es sich sehr wahrscheinlich um "Know"
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Sind Product Listing Ads enthalten, ist ein transaktionales "Do" impliziert
Was ebenfalls spannend ist, sich so ad hoc aber vermutlich eher nicht lösen lässt: Welcher Seitentyp ist relevanter, die Kategorie oder die Produktdetailseite?
Zudem stellt sich die Frage, wie schnell man tatsächlich ans Limit einer kostenfreien Nutzung stößt und ob es sich lohnt, hier in die kostenpflichtige Version zu investieren.
Auf jeden Fall spannend, ist es doch ein Thema, das uns auch immer wieder umtreibt - da sind solche Impulse immer eine tolle Gelegenheit, sich mal wieder damit zu befassen.
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Einen klaren und kühlen Kopf bewahren
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Ich weiß nicht, wie Du das machst, aber je dramatischer die Newslage, desto mehr muss ich auf meinen Umgang damit achten. Geschehnisse --- wie aktuell in der Ukraine --- laden nicht nur zum
Doomscrolling
ein; Sie machen auch die Social Feeds unfassbar anstrengend.
Die Tweets und Nachrichten werden emotionaler und jeder Newshappen heizt die Retweet-Spirale an. In unserem inneren Drang unsere Unsicherheit, was jetzt passiert, zu befriedigen, kriegen wir immer mit immer höherer Frequenz immer mehr News und Newshäppchen um die Ohren.
Mein Kopf kommt da nicht mehr mit. Vielleicht bin ich zu alt dafür. Vor allem aber bin ich nicht mehr bereit, mich dem hinzugeben. Denn: Ein intensivere Nachrichtenlast hat keinen Benefit für mich. Mehr Nachrichten erhöhen mein emotionales Involvement und sie machen mich handlungsunfähig. Dabei ist es gerade das, was eine Krise von mir erfordert: Handlungsfähigkeit.
Deswegen hier meine Krisenregeln, die ich mir angewöhnt habe, wenn es eine Krise in der Welt gibt:
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Social Media Sperre: Ich meide Social Media komplett. Twitter, Instagram, TikTok, Facebook. Ja, auch LinkedIn. All das nicht öffnen. Vor allem nicht auf dem Telefon.
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Nachrichtenzeit: Zeiten setzen für maximalen Nachrichtenkonsum. Nicht nur Uhrzeiten, sondern vor allem auch ein zeitliches Limit.
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Nachrichtenqualität: Je schlimmer die Krise, desto wichtiger ist guter Journalismus. Und weil es verschiedene Perspektiven gibt: FAZ und taz, also verschiedene Blickwinkel und Einschätzungen berücksichtigen.
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No Comment: Dazu gehört auch: Nie, nie, niemals Kommentarspalten lesen und auf Social Media nur sehr zurückhaltend. Menschen, Bots und Propaganda-Armeen posten dort unfassbar viel Grütze (und Speaking in SEO-Terms: Thin Content).
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Nachrichtenvielfalt: Weniger Google News, mehr Startseite: Mehr direkte Nutzung der Startseiten von
tagesschau.de
,
dw.com
,
spiegel.de
,
zeit.de
,
sueddeutsche.de
.
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Journalismus first. Social second: Immer(!), bevor ich doch einen Social-Kanal öffne, vorher einmal mindestens zwei seriöse journalistische Quellen lesen.
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Hintergründe nach vorne ziehen: Nicht nach News suchen, sondern nach Hintergründen. Im Geschrei der Lage sind auch die seriösen Medien häufig mit Geschrei dabei. Die Schlagzeilen peppiger, die Eilmeldungen mehr, die Recherche etwas hinter der Veröffentlichung her. Das müssen wir berücksichtigen. Online-Journalismus lebt von der Krise.
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Fakten, Fakten, Fakten: Egal ob Social Media oder Journalismus: Faktenchecks sind extrem wichtig. Nichts(!) retweeten oder verbreiten, ohne einen eigenen Faktencheck. Egal(!), wie gut Du den Account kennst. Nur, wenn Du Dir absolut sicher sein kannst, dass die Fakten gecheckt sind, weiter verbreiten.
Ich nutze beispielsweise das Verification-Plugin
von
@WeVerify
intensiver.
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Schreiben, warten, lesen, posten: Wenn Du etwas weiter verbreitest, dann schreibe es und lass es mindestens eine halbe Stunde liegen. Lies es nochmal durch und überlege dann, ob Du mehr Emotionen rausnehmen solltest.
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Es passieren genau jetzt auch gute Dinge: Zum Einordnen der Krise und um nicht an der Krise zu verzweifeln, ist es wichtig, sich auch immer positive Nachrichten zu suchen. Tipp:
Good News
und
Nur positive Nachrichten
.
Immer, wenn ich merke, dass ich mich nicht an eine dieser Regeln halten kann: Handy aus. Spaziergang zum Kiosk. Zeitung kaufen. Kaffee machen und in Ruhe lesen. Es hat eine extrem reflektierende Wirkung eine Zeitung auf Papier zu lesen. Und es führt Dir nochmal vor Augen, dass auch in einer Krise die Zusammenfassung und Einordnung der Informationshappen durch Profis, Expertinnen und Experten wichtiger ist, als Dein Versuch, diese Einordnung selbst vorzunehmen.
Warum sind mir aber diese Regeln so wichtig?
Wir werden den ganzen Tag mit Informationen zugeballert. Schon ohne eine Krise. Wir müssen filtern, bewerten und validieren. Und vor allem müssen wir sortieren: Was können, wollen und sollen wir tun. Diese Filter und Validierungsaufwände sind in einer Krise bei der Nachrichtenflut nicht mehr leistbar.
Deswegen entschleunige ich bewusst meinen Nachrichtenkonsum. Ich bin nicht wichtig genug, dass ich irgendwas beeinflussen kann. Ich kann nur mit Reflexion die richtigen Entscheidungen treffen.
Und so reduziere ich meinen Nachrichten und Social Konsum auf 15 Minuten morgens und eine Stunde Abends. Und im Anschluss überlege ich mir, was ich konkret tun kann. Ich spreche mit Menschen, die sich auskennen. Mein Like und mein Retweet sind wohlfeil. Aber ein
angebotenes Zimmer
,
eine Spende
oder eine gut durchdachte Nachricht an Jemanden, der näher an der Entscheidung dran ist, ist vermutlich wirkmächtiger.
Es geht (wie so oft im Leben) um Fokus: Fokus auf die Dinge, die wirklich wichtig sind. Die Dinge, die Du konkret ändern oder beeinflussen kannst. Dich darauf zu konzentrieren und dort mehr Energie zu investieren. Damit erreichst Du mehr gutes in der Welt, als wenn Deine Energie durch News-Dauerkonsum absorbiert wird.
Hier ein paar Lesetipps der letzten Tage, die ich relevant finde:
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Fragen? Immer gerne fragen!
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Wir sind für Dich da.
Schreib uns gern jederzeit
eine E-Mail an
[email protected]
oder
ruf uns einfach kurz an:
+49 40 22868040
Bis bald,
Deine Wingmen
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Anckelmannsplatz 1, 20537 Hamburg, Germany
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