Dass die Zeiten der "10 Blue Links" vorbei sind und die Suchergebnisseiten (Search Engine Results Pages, SERPs) immer bunter werden, hat sich herumgesprochen. In den Twitter-Feeds von
Brodie Clark
und
Valentin Pletzer
laufen regelmäßig Screenshots von neuen SERP-Features auf, die in der Wildnis gesichtet wurden.
Kevin Indig
hat sich in den letzten Wochen daran gemacht, diese "gefühlte Tatsache" in einer quantitativen Untersuchung eines großen Keyword-Sets (20.000 Ecommerce Keywords) mit Daten zu unterfüttern und in einer dreiteiligen Artikelserie zu erläutern:
Und Tatsache: Die Suchergebnisse werden immer bunter (mehr Bilder, mehr Videos, neue SERP-Features). Die Details erfährst Du bei Kevin direkt.
Wichtig: Die Ergebnisse sind nicht ohne Weiteres 1:1 auf andere Keyword-Sets zu übertragen, denn im Online-Shopping (Ecommerce) spielt die kommerzielle Intention – und damit Anzeigen und Produktlistings – eine größere Rolle als beispielsweise in der Wissensrecherche.
Kevins Botschaft
"If there would be a meta point I wanted to make across all these analyses, it's that most companies don't pay enough attention to SERP changes. Staying on top of them is a competitive advantage."
Kontraintuitive Erkenntnisse
Das Lesen der Artikelserie macht allerdings mehr Spaß, wenn man sich jeweils eigene Thesen überlegt und versucht, vorherzusagen, was Kevin herausfinden wird, statt gedanklich nur abzunicken. Denn bei einigen Punkten hatte ich tatsächlich etwas anderes erwartet.
1. Wenn Google keine Klarheit über die Intention der Suche hat (Was will die suchende Person finden?), spielt es häufiger weniger als zehn Ergebnisse auf der ersten Seite aus.
Das ist besonders bei Head Terms der Fall – je kürzer die Suche, desto unpräziser ist sie. Warum bringt sich Google um die Chance, mit vielen Treffern möglichst viele Intentionen auf der SERP abzubilden?
Genau das tut Google: mit SERP-Features wie Bilderkarussellen, Google Maps oder Produktlistings, die nicht zu den "10 Blue Links" gehören, mit denen man die eigene Suche verfeinern kann.
2. Für Produktsuchen zeigt Google auch am Desktop jede Menge "Map Packs" (auch "Local Packs"), bindet also Google Maps mit Pins zu Geschäften ein, die die Produkte führen.
Google stellt also (gerne auch durch Hilfe mit dem Google Merchant Center) die Verbindung her: Hier wird ein Produkt gesucht. Gesucht wurde in der Region XY. Dieses Produkt wird in Geschäften geführt. Die Geschäfte befinden sich hier (in der Region XY).
Schon die Verbindung vom Produkt zum Geschäft ist mit Blick auf Lagerbestände nicht trivial, aber mobil zu erwarten. Dass dies auch am Desktop zum Standard gehört, hätte ich nicht gedacht.
3. PLAs und Map Packs tauchen selten gemeinsam auf.
Dass Ecommerce-Suchen Map-Pack-Ergebnisse triggern, haben wir gerade gelernt. Dass Ecommerce-Suchen Product-Listing-Ads (PLAs) hervorrufen, klingt logisch. Beide SERP-Features haben aber eine negative Korrelation. Ist eins davon präsent, fehlt in der Regel das andere.
So überladen wie manche SERPs mittlerweile auch wirken mögen... Vielleicht sieht Google nur Platz für eines von beiden, bevorzugt PLAs, sofern genügend vorhanden sind, und setzt nur zum Auffüllen auf Map Packs?
4. Product Reviews können in Top Stories auftauchen.
Top Stories sind für gewöhnlich von Publishern dominiert. Dass Redaktionen, die Nachrichten schreiben, mit ihren Artikeln regelmäßig in der Schlagzeilenbox auftauchen, sollte nicht überraschen.
Dass es auch Produkttests von Affiliate-Seiten oder sogar von kommerziellen Anbietern selbst hier rein schaffen, ist schon weniger erwartbar.
5. Für Desktopsuchen kürzt Google die Suchergebnisse häufiger auf weniger als zehn, während es mobil die SERP häufiger mit allen zehn Ergebnissen ausspielt.
Haben wir nicht gelernt, dass auf Smartphone-Displays weniger Platz ist? Dass auf dem Desktop mehr unterzubringen ist?
Kevin vermutet, dass das Swipen und Scrollen auf dem Smartphone normal und gelernt ist, während User auf dem Desktop eher die Erwartung haben, alles Wichtige auf einen Blick zu sehen. Plus siehe #1. Mehr Platz für SERP-Features kann eben weniger organische Suchtreffer bedeuten.
Was meinst Du? Wo habe ich einen Denkfehler und bin schief gewickelt?
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