Wirklich wahres Wingmen SEO Wissen für wache Webmarketer #254
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Lara Hornung
Lara Hornung
Werkstudentin
🧹 Der SEO-Frühjahrsputz steht an – Weg mit dem Staub, her mit den Rankings!

Willkommen im Frühling. Zwischen Pollenflug und Putzfimmel ist jetzt genau die richtige Zeit, Dinge aufzuräumen. In der Wohnung, im Kopf, und ja, auch im Google-Ranking.

Während andere ihre Fenster putzen (oder es zumindest vorhaben), krempeln wir die Ärmel hoch und schütteln die SERPs aus.

Playlist an, Swiffer gezückt, Hirn auf Durchzug gestellt und ran an den digitalen Dreck.

Schließlich glänzt nichts von selbst!

Diese Woche schrubben, fegen und polieren für dich:

  • Johan lüftet die staubigen Ecken des Google-Index
  • Florian Hannemann klopft den Staub aus einem möglichen Verkauf von Chrome
  • Jolle wirbelt durch die Sichtbarkeitsgewinner und -verlierer im ersten Quartal 2025
  • Behrend bringt Glanz in Third-Party-Cookies
  • Darius sortiert mithilfe von systemischem Denken neu

Also Gummihandschuhe an, Browser-Cache leer: Wir machen sauber.

Denn wer ordentlich rankt, muss auch ordentlich aufräumen.

Deine Wingmenschen ✨

Was wir gelesen haben
Johan von Hülsen
Johan von Hülsen
Geschäftsführender Gesellschafter
128 days later…

Ich bin jetzt noch mal alle Newsletterausgaben durch. Es ist unfassbar, aber wir haben über eines unserer spannendsten Findings noch nicht im tollsten Newsletter geschrieben:

Inhalte werden 128 Tage nach dem letzten Crawl de-indexiert

Wir haben intern und in Projekten, sogar auf Konferenzen, so oft darüber gesprochen, dass es völlig unrealistisch ist, dass wir das hier noch nicht hatten.

Nachdem Alexis Rylko aber dazu gepostet hat und unabhängig auf das gleiche Ergebnis gekommen ist und verschiedene Menschen in den Kommentaren auf LinkedIn schrieben, dass ich der (Er)finder sei, müssen wir etwas klarstellen:

  1. Ich hab das gar nicht gefunden, sondern Behrend und Jolle. Ich hab es nur noch mal validiert und auf Konferenzen (mit Namensnennung der beiden) verbreitet. Zum Beispiel auf der SEOkomm und in der täglichen Dosis SEO, oder auf der SMX-Advanced.
  2. Wir freuen uns total, dass andere jetzt auch darüber schreiben und reden. Denn wir sind weiter auf der Suche nach Gegenbeispielen.
  3. Dass wir das nicht weiter verbreitet haben, hat wahrscheinlich auch Gründe. Denn je mehr man weiß, desto mehr Fragen stellt man sich.

Doch der Reihe nach

Behrend und Jolle haben Ende 2023 bei großflächiger Untersuchung von Hunderttausenden URLs via URL Inspection API festgestellt, dass sie keine einzige (!) URL finden, die noch indexiert ist, wenn das Crawling länger als 129 Tage her ist.


Screenshot eines Slack Posts von Behrend von Hülsen 17:15 Uhr 17. Januar 2024 ~
@Jolle sagt es ist Today I Learned, obwohl wir nur gelernt haben da wir nicht wissen was da los ist:
Google scheint zumindest im fall von
Produktdetailseiten, wo wir seit einer weile
daten sammeln eine Magische Grenze von 129 Tagen zu haben. Indexierte seiten werden nicht seltener gecrawled.
Dafür hat an der Grenze die Crawled+Not indexed eine Bugwelle.
Die Noindexe in der Grank sind zu vernachlässigen. da werden gerade 60% des Inventars deindexiert und das verzerrt das bild.
Ich überlege
• Ob und Welche Erkenntnis da drin steckt
• ob wir das bei anderen Domains auch sehen können oder ob das ein Sonderfall ist
• oder ob es zwar nicht allgemeingültig, aber gültig für exponentielle URL Inventare ist Welche Properties haben wir wo man sowas auch mal Monitoren könnte, die vielleicht gerade nicht dabei sind großflächig was an der Indexierung zu tun?
Unter dem Post sind noch zwei kleine Grafen zu sehen, die das beschriebene Verhalten zeigen und das es 21 Antworten in dem Thread gab.

In der Analyse im Team haben wir festgestellt, dass:

  • wir das großflächig bei anderen Kunden reproduzieren können.
  • wir von 128 Tagen und nicht von 129 Tagen sprechen müssen. Der Tag Differenz erklärt sich durch die Zeitzonendifferenz zwischen der lokalen Zeit des Rechners / unseres Servers und den Google-Servern, die nach Pacific Time rechnen. Unser Server war Google also 9h Stunden voraus (immerhin).
  • wir keine Gegenbeispiele finden.

Daher haben wir das linke Chart auf der SMX 2024 präsentiert und um Gegenbeispiele gebeten.

Bild eines Konferenz Slides.
Überschrift: Lange nicht gecrawlt führt oft zu Deindexierung
Wingmen Online Marketing
Zu sehen ist ein Graph der die Anzahl der URLs in den Gruppen
* Crawled - currently not indexed
* Excluded by 'noindex' tag
* Submitted and Indexed
in abhängig zu den "Days Since Last Crawl" zeit.
Die Grüne Linie für "Submitted and Indexed" nimmt fast Linear ab und endet bei ca 129 Tagen.
Dieser Punkt ist markiert und mit folgender Beschreibung versehen:
Bei 129 Tagen finden wir keine URLs mehr in der URL Inspection API.
Gleichzeitig steigt "Crawled - currently not indexed" an.

Tatsächlich kamen Vanessa Wurster und ein anderer SEO auf mich zu und hatten Beispiele. Allerdings haben wir dabei jeweils ein anderes Dokument aus der Canonical-Gruppe gefunden, das innerhalb der letzten 128 Tage gecrawlt wurde.

Unsere Schlüsse aus dem Scheduler-Schleudertrauma

Wir wissen, dass Google Inhalte auch aussortiert, wenn sie nicht auf noindex stehen. Wir haben uns nur vorher nie intensiver Gedanken darüber gemacht, wie Google das systematisch umsetzen könnte.

Die Umsetzung über den Scheduler, der das Backlog des Crawlers/Trawlers steuert, ist aber sinnvoll. Denn der Scheduler ist der Teil der Google-Infrastruktur, der ohnehin bewertet, welche URL wertvoll zu sein scheint und welche nicht. Diesen Prozess doppelt zu pflegen, ist bei der Skalierung, auf der Google operiert, nicht wirtschaftlich.

Wir wissen: URLs, die nicht mehr indexiert sind, sondern nach zu langem Nicht-Crawlen de-indexiert werden, werden als „Crawled – currently not indexed“ in der Search Console (und der URL Inspection API) geführt. Bei “Crawled – currently not indexed” handelt sich also nicht (mehrheitlich) um URLs, die erstmalig gecrawlt und nocht nicht indexiert worden sind, sondern um URLs, die indexiert waren, aber nicht bestanden haben.

Wir wissen also, dass ein großer Anteil an “Crawled – currently not indexed” kein Beleg für ein zu geringes Indexing-Budget (und schon gar nicht für ein zu geringes Crawl-Budget) ist. Sondern ein Indiz für mangelnde Wertigkeit für Google. Die Wahrscheinlichkeit, dass URLs aus diesem Segment einen Mehrwert für den Index bieten, ist Google zu gering.

Wir wissen auch, dass die Grenze nicht an der URL hängt, sondern am indexierten Dokument. Auch das ist logisch. Denn Google indexiert keine URLs, sondern Dokumente.

Wir wissen auch, dass wir den Scheduler unabhängig von der internen PageRank-Verteilung beeinflussen können. Durch Sitemaps, aber auch durch Verlinkung von 404- und Noindex-Seiten beispielsweise.

Wir wissen aber auch: Inhalte künstlich im Index zu halten, die Google aussortiert, ist nicht ratsam.

Was machen wir also mit dem Wissen?

Wir können unsere Einstellung gegenüber nicht indexierten Inhalten ändern. Inhalte, die nicht mehr indexiert sind, sind ein Warnsignal von Google an uns, das wir ernst nehmen dürfen. Viel ernster, als eine hohe Anzahl an neu entdeckten URLs, die nicht gecrawlt werden.

Wir können mehr Wert auf eine Analyse des Indexierungsverhaltens und des Monitorings legen.

  • Früher habe ich gesagt: Inhalte in den Index zu bekommen ist einfach. Vertipper? Einfach Google entgegenwerfen.
  • Dann habe ich gesagt: Inhalte in den Index zu bekommen ist schwer geworden. Google hat die Anforderungen deutlich angezogen.
  • Jetzt wissen wir: Inhalte in den Index zu bekommen ist nicht so schwer, wie sie im Index zu halten – wenn der Wert der Inhalte nicht stimmt.

Indexmanagement ist proaktives Gestalten und Kuratieren. Sei also selbst Dein härtester Türsteher.

Florian Hannemann
Florian Hannemann
Trainee
Chrome on Sale

Google steht schon seit geraumer Zeit im Kreuzfeuer des US-Justizministeriums (DOJ) im Rahmen eines weitreichenden Versuches, Googles Monopolstellung zu zerschlagen. Wenn Du Dich näher mit den Details dazu beschäftigen möchtest, findest Du genauere Informationen in diesem Artikel zum DOJ-Verfahren von Behrend.

Der Prozess könnte drastische Konsequenzen für das Unternehmen haben. Eine davon wäre zum Beispiel, dass Google gezwungen werden könnte, seinen Webbrowser Chrome zu verkaufen.

Als Produkt und Bestandteil von Google ist Chrome gar nicht mehr wegzudenken. Mit fast 3,5 Milliarden Nutzer:innen weltweit ist Chrome die meistgenutzte Brücke zum Internet. Sollte Google tatsächlich gezwungen werden, sich von Chrome zu trennen, wäre das ein herber Schlag gegen seine marktbeherrschende Stellung.

Ein Verkauf von Chrome hätte auch einen großen Einfluss auf SEO. Das Unternehmen, das Chrome für sich ergattern kann, hätte einen riesigen Einfluss auf den Suchmaschinenmarkt. Je nachdem in wessen Hände Chrome wandert, könnte die SEO-Welt ganz anders aussehen.

Doch das wirft die Frage auf: Wer würde Chrome überhaupt kaufen?

Auf dem Papier gibt es wahrscheinlich viele Interessenten, doch zwei Namen stechen besonders hervor: OpenAI und Perplexity. Ja, genau, die beiden Unternehmen, die Google mit ihren LLMs generell zunehmend auf den Fersen sind.

Laut eigener Aussage hat Google zwar bisher Suchanfragen an OpenAI verloren, allerdings keine, mit denen Google auch Geld verdient. Dennoch wächst der Einfluss von OpenAI rasant. Es ist daher wenig überraschend, dass das Unternehmen Interesse an Chrome hat.

Tatsächlich arbeitet OpenAI schon länger an einem eigenen Browser, der mit Chrome in Konkurrenz gehen soll. Bereits vor einigen Monaten holte sich das Unternehmen ehemalige Google-Entwickler Ben Goodger und Darin Fisher ins Team. Beide spielten eine zentrale Rolle in der ursprünglichen Entwicklung von Chrome.

Ein Kauf von Chrome würde OpenAI auf einen Schlag Zugang zu einer riesigen Nutzerbasis verschaffen und die Möglichkeit, den Browser mit ihrem eigenen Produkt zu verknüpfen. Damit könnte OpenAI den ersten richtigen KI-Browser schaffen.

Auch Perplexity, das ebenfalls an einem KI-gestützten Sucherlebnis arbeitet, soll Interesse bekundet haben. Nach der kürzlichen Meldung, dass Perplexity ihren eigenen Browser mit aggressiven Tracking und hyper-personalisierten Ads ausstatten will, finde ich die Vorstellung von Chrome in Perplexitys Händen erschreckend dystopisch.

Interessanterweise äußerte das Unternehmen aber, dass es lieber sähe, Google behalte Chrome, als dass der Browser ins Hause der direkten Konkurrenz OpenAI gelangt.

Könnten OpenAI oder Perplexity sich Chrome überhaupt leisten?

Hier wird es knifflig. Schätzungen zufolge dürfte der Marktwert von Chrome bei mindestens 20 Milliarden US-Dollar liegen, wenn Google vom Gericht zum Verkauf gezwungen wird. Anderen Schätzungen nach müsste Chrome mindestens 50 Milliarden US-Dollar wert sein.

Für mich scheinen tatsächlich beides noch konservative Annahmen zu sein. Zum Vergleich: Elon Musk hat 2022 rund 44 Milliarden Dollar für Twitter gezahlt. Ein Unternehmen mit deutlich geringerer Nutzeranzahl und wahrscheinlich wesentlich geringeren Monetarisierungsmöglichkeiten.

Auch wenn man das Geschäft von Elon Musk als maßgebenden Vergleichspunkt anzweifelt, ein realistischer Preis für Chrome könnte noch deutlich über den Schätzungen liegen. Insbesondere angesichts seiner zentralen Rolle im Google-Ökosystem.

OpenAI prognostiziert für das laufende Jahr einen Umsatz von etwa 12,7 Milliarden Dollar. Also weit entfernt von der Summe, die selbst bei niedrigen Schätzungen für einen Chrome-Kauf nötig wäre.

Trotz massiver Investitionen von namhaften Geldgebern ist fraglich, ob OpenAI tatsächlich über die finanziellen Mittel verfügt, um ein Projekt dieser Größenordnung zu stemmen. Insbesondere durch interne Herausforderungen, wie die geplante Umwandlung in ein "for-profit"-Unternehmen, die zusätzliche Ressourcen binden dürfte.

Bei Perplexity sieht es finanziell noch mauer aus. Nach einer kürzlich neuen Fundraiser-Runde wird Perplexity eventuell auf einen Gesamtwert von 18 Milliarden US-Dollar geschätzt. Das bedeutet, dass das gesamte Unternehmen weniger wert ist als Googles Chrome Browser möglicherweise.

Natürlich würden beide Unternehmen nicht nur durch den Verkauf von Chrome durch Google profitieren. Andere Maßnahmen, die im Raum stehen beim Verfahren, sind zum Beispiel, dass Google Algorithmus Daten öffentlich machen muss. Das alleine wäre ein riesiger Boost für Konkurrenten und für uns SEOs natürlich wesentlich spannender als ein Verkauf.

Auch wenn es noch viele Wege für Google gibt, sich vor dem Verkauf von Chrome zu drücken, so steht dennoch die Frage im Raum: Wer hätte überhaupt das Geld für Chrome? Und wie würde sich SEO durch einen Verkauf potenziell ändern?

Wird Chrome generell an Marktanteil verlieren? Könnte OpenAI mit Zugang zu Chrome Google vom Thron stoßen? Werden ChatBots im Browser dann die neue Art zu suchen und optimieren wir dann bald nur noch dafür? Fragen über Fragen. Was denkst Du?

Jolle Lahr-Eigen
Jolle Lahr-Eigen
Consultant
Sichtbarkeitsgewinner und -verlierer 2025 QI

Offiziell hat Google im ersten Quartal 2025 drei einschneidende Veränderungen bekannt gegeben:

Im IndexWatch-Artikel für Sistrix habe ich geschaut, welche Webprojekte zu den jeweils Top-100 absoluten und relativen Gewinnern und Verlierern in der deutschen Suche zählen. Ein paar Überraschungen kann ich Dir hier schon verraten:

Foodfluencer im Aufwind

Dass authentische Inhalte von echten Menschen mit Expertise belohnt werden sollen, behauptet Google ja häufiger mal. Mit Blick auf ein paar Food-Fluencer hat Google im ersten Quartal aber Wort gehalten: Foodboom, Maltes Kitchen, Shibas Kitchen und Was Eigenes haben profitiert.

Bei Was Eigenes handelt es sich sogar um ein richtiges Blog wie aus den alten Web2.0-Zeiten, so richtig mit Jahreszahlen-Verzeichnisstruktur und allen möglichen Themen (Kochen, Nähen, Reisen, Lesen), einfach, weil sie der Autorin gefallen. Old School 😎

Wörterbücher können immer noch ranken

Wenn sie mehr als die bloße Begriffsdefinition bieten. Zum Beispiel die Kopiervorlage für wissenschaftliche Zitierweisen oder Karten mit der Nutzungshäufigkeit in bestimmten Geografien.

Idealo gewinnt nicht nur vor Gericht

Sondern mit den Produktkategorie- und -detailseiten des Preisvergleichers auch an Sichtbarkeit in der Suche. Auch interessant: Es gibt natürlich viel weniger URLs für spezifische Online-Shops bei Idealo, als es Seiten für Produkte gibt. Aber die machen überproportional viel von den geschätzten Clicks aus, die Idealo im ersten Quartal laut Sistrix dazugewonnen hat.

Google zwingt Gutschein-Segmente von Publishern in die Knie

Die Sistrix-Sichtbarkeit im Zeitverlauf der "gutscheine."-Subdomains von Focus, Chip, Bild, Welt, Computerbild und Stern gehen zwischen Januar und Februar 2025 alle auf den Nullpunkt zu. Sistrix

Nach langer Vorwarnung hat Google die Sichtbarkeit von Unterverzeichnissen und Subdomains großer Publisher ausgelöscht, die Gutschein-Codes anbieten. Da frage ich mich,...

...warum eigentlich: “Google darüber entscheiden soll, ob digitale Zeitungen digitale Rabatthefte herausgeben dürfen [...] Sollten nicht die Konsument:innen entscheiden, welchem Angebot sie vertrauen?

Bis auf Reddit profitieren keine Foren

User Generated Content sollte aus der KI-Content-Misere helfen. Die deutschen Online-Communities merken davon wenig. Bislang geht es nur für die automatisch übersetzten Inhalte vom Google-Partner Reddit bergauf.

Weitergehende Analysen, Schaubilder und Kontext findet Ihr drüben bei Sistrix.

Behrend von Hülsen
Behrend von Hülsen
Consultant
Cookiecalypse abgesagt

Lange haben Marketing-Plattformen gezittert vor dem Ende der Third-Party-Cookies. In den vergangenen Jahren wurden Third-Party-Cookies in so ziemlich allen Browsern immer weiter eingeschränkt.

Google wollte sie in Chrome vollständig abdrehen und ihre Funktion für Ad-Targeting (für die sie nie gedacht waren) durch die Privacy Sandbox ersetzen.

In den Browsern sollten Interessen der Nutzer “privatsphäreschonend” gespeichert werden, damit Ads ausgespielt werden können, ohne einen Nutzer eindeutig identifizieren zu können.

Dieser Plan ist auf große Skepsis gestoßen – und zwar auf allen Seiten. Datenschützer wie Max Schrems’ NOYB bemerkten, dass Google die Privatsphäre der Nutzer nicht wahrt. Die Konkurrenz war ebenfalls kritisch. Manch ein Marketer beschwörte, dass mit der Cookiecalypse Google sein Ads-Monopol endgültig macht. Gleichzeitig befürchten viele, dass die Effizienz von Ads sinkt. Das Targeting hängt an der Verschlagwortung der Seiten und Retargeting funktioniert ohne Cookie nicht.

Entsprechend prüfen Regierungsorgane wie die britische CMA, ob Google sich damit unberechtigte Wettbewerbsvorteile verschaffen wollte.

Nach Jahren des Verzögerns und Verschiebens hat Google am 22. April 2025 in schlimmstem PR-Sprech die Cookiecalypse abgesagt. (Random Randnotiz: Der Post wurde auch unter blog.google übersetzt veröffentlicht. Ob man bei Google kein SEO kann oder das bewusst getan wurde, ist offen.)

Die Ankündigung kommt eine Woche, nachdem Google bei einem weiteren Kartellverfahren auf die Nase bekommen hat und OpenAI und Perplexity angefangen haben, sich darum zu balgen, wer Chrome kaufen darf (wie Florian in seinem Artikel schreibt), falls Google gezwungen wird, den Browser abzuspalten.

Insofern schlüssig, dass Google zeigen will, dass sie den Browser gar nicht benutzen wollen, um ihr Ad-Monopol weiter auszubauen.

Aus Datenschutzsicht ist es vermutlich ein Gewinn. Die Privacy BlackSandbox wäre intransparent und daher leicht zu missbrauchen gewesen. Gleichzeitig sind die Third-Party-Cookies in den letzten Jahren schon stark beschnitten worden, und die meisten seriösen Ad-Plattformen haben nachgerüstet und basieren ihre Tracking-Skripte auf First-Party-Cookies.

Das verhindert nicht unbedingt, dass ein Nutzer durch das halbe Internet verfolgt wird, aber es behindert die schlimmsten Auswüchse.

Dass auch die Qualität der Verschlagwortung nicht optimal ist – und Google mit dem Machine Learning hier zu kämpfen hat – zeigt diese Verschlagwortung durch Google Chromes Topic-Internals für relevante SEO-Domains. Hier ein kleiner Auszug, womit die Topics-API arbeitet:

Screenshot einer Tabelle von Host und Topics. Die Zeilen lauten:
wngmn.de: Music&Audio, Local News
smxadvanced.eu: Online Communities
smxmuenchen.de: Soical Networks
tech-seo-summit.com: Computer&Electronics, Computer Networks
onlineexpertdays.com: Product Reviews & Price Comparison
campixx.de: Business&Industrial

Wenn Deine Marketing-Maßnahmen noch auf Third-Party-Cookies basieren, solltest Du Deinen Marketing-Mix trotzdem überdenken. Forbes hat vor ein paar Jahren verschiedene Fallstudien zusammengetragen, die zeigen, wo die Werbebudgets versickern.

An dem grundsätzlichen Problem hat sich seitdem nichts geändert. Mit ihren komplexen Strukturen, Real-Time-Bidding und diversen Mittelsmännern bieten diese Paid-Kanäle wenig Kontrollmöglichkeiten.

Schmierige Ad-Mafiosi haben alle Möglichkeiten, Dir überteuerten, wertlosen Traffic zu verkaufen oder ihre Cookies in User-Journeys zu schleusen, die sowieso konvertiert hätten.

Langfristig macht es mehr Sinn, Paid-Kanäle zu nutzen, um dort, wo sich Deine Zielgruppe tummelt, Deine Marke bekannt zu machen – anstatt Ad-Impressions bei Nutzern zu kaufen, von denen ein Black-Box-Algorithmus behauptet, dass sie Deine Zielgruppe wären, oder für Conversions zu bezahlen, die auch ohne eine Anzeige bei Dir gelandet wären.

Investiere das Geld lieber in solides SEO, damit eine technisch saubere Website guten Content präsentiert, der auf Dein Geschäftsmodell einzahlt (und dabei unterstützen wir natürlich gerne 😉).

Darius Erdt
Darius Erdt
Head of Operations & Quality
Wenn mehr SEO nicht hilft

SEO ist längst keine Einzeldisziplin mehr. Rankings, Klicks und Conversions hängen nicht nur von Keywords ab, sondern von Content-Flows, Teamprozessen, Stakeholdern, technischen Abhängigkeiten – und manchmal sogar von interner Kommunikation oder unausgesprochenen Zielkonflikten. Trotzdem behandeln wir viele Probleme im Alltag noch so, als gäbe es dafür eine einfache Ursache–Wirkung-Beziehung.

Beispiele:

  • Der Traffic ist gesunken? „Ja, Google hat beim Update wieder einen größeren Schwerpunkt auf Brand gelegt. Wir brauchen einfach mehr Backlinks.“
  • Die CTR ist mies? „Ja, dann ist ja klar, dass wir eine neue Meta Description brauchen.“

Doch ist dem wirklich so? Greifen diese Antworten nicht oft zu kurz. Sind manchmal sogar fachlich falsch. Weil es einer falschen Denkweise folgt und nicht alle Rahmen-Parameter berücksichtigt werden. Wer SEO nachhaltig betreiben will, muss anders denken – systemisch.

Was bedeutet systemisches Denken?

Systemisches Denken heißt:

  • Zusammenhänge erkennen, nicht nur Symptome bearbeiten
  • Beziehungen und Wechselwirkungen betrachten
  • Verschiebungseffekte und Nebenwirkungen mitdenken
  • Fragen stellen, statt nur Maßnahmen zu verteilen

Es ist eine Denkweise, die nicht nach der einen Lösung sucht – sondern nach dem Muster hinter dem Problem. Und die sich fragt: Was verändert sich im System, wenn ich an einem Punkt drehe?

Warum ist das besonders relevant im SEO- und Marketing-Alltag?

Weil SEO, UX, Performance und Content hochgradig miteinander verwoben sind. Und weil wir es mit komplexen, lebendigen Systemen zu tun haben:

  • Google verändert kontinuierlich seine Bewertungslogik
  • Userverhalten ist volatil und kontextabhängig
  • Interne Prozesse (z. B. Contentproduktion, Technikumsetzung, Freigaben) sind oft nicht standardisiert
  • Teams arbeiten mit vielen verschiedenen Tools, oft ohne klare Datenstrategie oder Verantwortlichkeiten
  • Zielvorgaben und Prioritäten im Unternehmen ändern sich häufiger, als SEO-Maßnahmen Wirkung entfalten können

Systemisches Denken hilft, in diesem Spannungsfeld bessere Entscheidungen zu treffen, sinnvolle Hebel zu erkennen – und Frust zu vermeiden.

Warum SEO-Probleme selten rein fachlich sind

Beispiel: Du optimierst seit Monaten auf bestimmte Keywords, doch nichts bewegt sich. Die Technik ist sauber, Inhalte aktuell. Auf den ersten Blick scheint „mehr SEO“ die einzige Lösung. Doch dann fällt auf:

  • Die Content-Owner priorisieren ganz andere Themen, weil ihre Ziele anders getaktet sind.
  • In der Projektsteuerung fehlt ein verbindlicher Workflow – Inhalte gehen in der Freigabe verloren.
  • Das Vertriebsteam hat keine Sichtbarkeit auf die Inhalte, die Ihr erstellt – und umgekehrt.
  • Der monatliche SEO-Report wird zwar verschickt, aber niemand weiß, wozu er eigentlich dient.
  • Die SEO-Maßnahmen zahlen gar nicht auf das aktuelle Unternehmensziel ein – und erzeugen deshalb keinen spürbaren Business-Impact.

Das sind keine SEO-Probleme im engeren Sinne – sondern Systemprobleme, die nur auffallen, wenn wir das größere Ganze betrachten.

Wie trainiere ich systemisches Denken im Arbeitsalltag?

Hier ein paar Tools und Fragen, die Du direkt im Job nutzen kannst:

1. Perspektivwechsel durch zirkuläre Fragen

  • „Wen betrifft dieses Problem noch – direkt oder indirekt?“
  • „Was würde passieren, wenn wir das nicht lösen?“
  • „Wer profitiert vom Status quo – vielleicht sogar unbewusst?“

2. Wirkungsketten skizzieren

  • „Was hängt alles an dieser Maßnahme?“
  • „Welche Schritte, Abteilungen, Personen sind involviert?“ → So wird aus einer technischen Maßnahme ein Prozessbild, das echte Reibungspunkte sichtbar macht.

3. Kontext analysieren – nicht nur Inhalte

Statt sofort in Optimierungen zu springen:

  • „In welchem Setting ist das Problem überhaupt entstanden?“
  • “Welche weiteren Einflussfaktoren gibt es?”
  • „Welche Annahmen oder Automatismen stecken da drin?“

4. Entscheidungen systemisch denken

  • Obwohl es eine gute Frage ist, nicht nur fragen: „Was bringt den größten Impact?“
  • Sondern auch: „Was ist anschlussfähig für alle Beteiligten?“ → Manchmal liegt der bessere Hebel nicht im „Was“ – sondern im „Wie“ der Umsetzung.

Fazit: Nicht komplizierter denken – nur vernetzter

Systemisches Denken ist keine Methode, sondern eine Haltung. Sie hilft Dir, Muster zu erkennen, statt Dich im Klein-Klein zu verlieren. Diese Denkweise ersetzt kein SEO-Fachwissen – es ergänzt es. Denn auch der beste Perspektivwechsel hilft nicht, wenn technische Fehler oder schlechte Inhalte vorliegen. Es geht darum Wirkungsmechanismen ganzheitlich zu verstehen, nicht nur operative Maßnahmen zu optimieren.

Gerade in einem komplexen Feld wie SEO, das stark von Wechselwirkungen lebt, ist das Gold wert: Du erkennst schneller, wo echte Hebel liegen – und warum manche Dinge sich trotz Maßnahmen nicht bewegen.

Nimm Dir beim nächsten SEO-Problem einen Moment Zeit: Nicht für die nächste Maßnahme, sondern für den Perspektivwechsel. Oft liegt die Lösung nicht im sofortigen Tun, sondern im besseren Verstehen des Systems und der übergreifenden Zusammenhänge.

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