Wirklich wahres Wingmen SEO Wissen fĂŒr wache Webmarketer #249
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Lara Hornung
Lara Hornung
Werkstudentin
🎼 Mehr Spaß, mehr SEO, mehr 403!

Vergangene Woche war es wieder so weit: Die SMX in MĂŒnchen hat gerufen und wir waren natĂŒrlich mit dabei! Neben spannenden VortrĂ€gen, tollen GesprĂ€chen und exzellentem Essen hatten wir diesmal unser neues SEO-Spiel „403 Forbidden“ am Start. Vielleicht hast Du ja selbst eine Runde mit uns gezockt? đŸŽČđŸ”„

Ein riesiges Dankeschön an alle, die uns an unserem Stand besucht und mit uns gefachsimpelt, gelacht und gespielt haben! Doch natĂŒrlich haben wir nicht nur gezockt. Wir haben auch jede Menge SEO-Insights fĂŒr Dich mitgebracht:

  • Jolle berichtet von spannenden Learnings beim SEO for NEWS Meetup.
  • Philipp erklĂ€rt, warum der Traffic, wie wir ihn kennen, bald Geschichte sein könnte.
  • Nils erzĂ€hlt von der SMX.
  • Darius hinterfragt die Work-Life-Balance.
  • Cleo erinnert uns daran, auch mal tief durchzuatmen.

Viel Spaß beim Lesen!

Deine Wingmenschen

Was wir gelesen haben
Jolle Lahr-Eigen
Jolle Lahr-Eigen
Consultant
“Be clicky, not baity”: FundstĂŒcke vom SEO for NEWS Meetup Munich

Im Anschluss an die SMX hat John Shehata von NewzDash zusammen mit Ippen Media das SEO for News Meetup in der Munich Edition aufgesetzt. Dort sind wir mit John nochmal durch die Insights seines SMX-Vortrag galoppiert, durften uns mit Publishern, SEOs und Publisher-SEOs vernetzen und 3 Panels genießen:

  1. SEO in the Newsroom
  2. Tech SEO for Publishers
  3. Google Discover

Auf den Panels waren spannende Persönlichkeiten aus der Branche wie Cindy Krum, Fili Wiese, Sarah Marshall, Valentin Pletzer, Jono Alderson, Tobias Utz, Calle Godani, Vivienne Goizet oder ein gewisser Johan von HĂŒlsen.

Ohne großen thematischen Überbau will ich Dich an den Punkten teilhaben lassen, die mir in meinem NotizbĂŒchlein einen Vermerk wert waren – wĂ€hrend ich am Stehtischchen Kaffee ausschwotz.

Ich hab’ die Gedanken frei aus dem Äther und dem Englischen ĂŒbersetzt. Alle Fehlinterpretationen gehen auf meine Kappe.

Syndication – indexieren, ja oder nein?

  • Vielleicht brauchst Du die Inhalte fĂŒr User auf Deiner Seite, aber: "Syndication is not a search play" (John).
  • Seine Inhalte kostenlos wegzugeben, ist keine valide Strategy fĂŒr die nĂ€chsten 5 Jahre (Johan). Ersetze "Inhalte" mit "Produkt" und das wird schnell ganz klar (Jono).
  • Wenn 3rd-Party-Content auch noch auf vielen anderen Seiten erscheint, frag Dich, ob Du mit den Signalen in Verbindung gebracht werden willst (Fili).
  • Denk ĂŒber das VerhĂ€ltnis von eigenem zu syndicated Content nach. Mit der Indexierung willst Du Deinen Content stĂ€rken, nicht die Kopie von fremden Inhalten (John).
  • An kleine Player zu syndizieren, ist weniger ein Problem (Fili).
  • Auch eine Option: FĂŒr die Newsbox ein paar Tage indexieren lassen und dann löschen (Johan).
  • Wenn Du Syndicated Content um sinnvolle interne Verlinkungen ergĂ€nzt, hast Du hilfreichen, uniquen, etwas lĂ€ngeren Content. Das könnte Google mögen und Deine Variante als Canonical wĂ€hlen (Johan).
  • Wenn Du syndizierst, dann nutze die optimierten Headlines fĂŒr Dich selbst und gib nur die weniger optimierten weiter (John).
  • Das birgt allerdings die Gefahr, dass Google den Content der verschiedenen URLs nicht als ein Dokument zusammenfasst und sich die Rankingsignale splitten (Johan).
  • Youtube wird oft ĂŒbersehen, gehört aber auch auf Deine "Syndication List". Deine Videos können ein riesiger Discover Wettbewerber fĂŒr Deine Artikel sein (Valentin).
  • PrĂŒf auch Dubletten aus Deinem CDN (Fili).

Passend zum Thema rauschte letzte Woche dieser Artikel von Harry Clarkson-Bennett, SEO Director bei The Telegraph, rein:

"Syndication partners frequently outrank original publishers, benefiting from huge publishing volumes and brand strength, effectively ‘borrowing’ your content.

Canonical tags are an ineffective method of preventing this. The content should be noindexed, or you must delay the feed.

Google does not want to solve this problem. Publishers who enter into these deals are on their own."

Content und Discover

  • "Be clicky. Not baity" (John).
  • Das Hauptthema des Artikels, die relevanten EntitĂ€ten, sollten in den ersten Zeilen des Artikels erscheinen. Google News erkennt EntitĂ€ten auch durch die genutzten Linktexte im Artikel (Johan).
  • Mehr als 80 Prozent von Discover Traffic drehen sich um "People", "Organisations" und "Locations" (John).
  • Finde Trendthemen und entwickle einen Dreh, der zu Deinem Thema Deiner Domain passt (John).
  • Wenn Du in mehreren LĂ€ndern relevant zu einem Thema bist und Discover Traffic in einem Land hast, funktioniert die Übersetzung in mehr als 70 Prozent auch in dem anderen Land (John).
  • Ein Grund, warum Seiten aus Discover rausfallen, sind NSFW (not safe for work) Bilder. Schau in der SERP mit der Site-Search einfach mal nach dem Unterschied der Anzahl an Dokumenten mit und ohne SafeSearch aktiviert (John).
  • Es gibt keinen wichtigeren Ranking Faktor fĂŒr Discover als Topical Authority. Danach kommt "Consistency", also Durchhaltevermögen und Konsequenz (Vivienne).
  • “Als die fĂŒhrende Marke in Deutschland kann ich sagen: Marke ist nicht alles. Wir haben Top-Experten auf verschiedenen Themen – von  Ukraine bis Klatsch und Tratsch. Wenn die sich nicht um die SEO-Hygiene in ihren Artikeln kĂŒmmern, haben die trotzdem keine Chance in Discover” (Vivienne).
  • Autor:innen sind nur dann eine eigene Marke, wenn sie ein Knowledge Panel haben und eine EntitĂ€t im Knowledge Graph sind (John).
  • Dann bekommen sie auch den Follow-Button (Cindy).
  • FĂŒr kleinere Seiten kann es sich lohnen, antizyklisch zu publizieren, zum Beispiel am Wochenende oder morgens zwischen 5 und 6 Uhr, wenn die großen Publisher noch nicht so viel Output liefern (Vivienne).
  • Insomnia-Themen nachts um 4 zu republishen hat ĂŒbrigens nicht funktioniert (Vivienne).
  • Google rankt nicht nur nach EntitĂ€ten, sondern baut auf den SERPs "MUM Journeys", damit User verschiedene Probleme mit den Antworten lösen können (Cindy).
  • Warum kann es sich so anfĂŒhlen, als hĂ€tte Google einem ein Sichtbarkeitslimit gegeben, wenn ein Thema plötzlich nicht mehr funktioniert? Vielleicht hat sich ein Thema von "interessant" zu "gefĂ€hrlich" entwickelt. Das war beim Thema "Essig trinken als Abnehmtipp" so (Vivienne).
  • Wenn Du keine A/B-Tests auf der Seite machen kannst, kannst Du den OG:Title gegen die eigentliche Headline laufen lassen (John).

Verlinkung und Social

  • Interne Links ĂŒber Navigation, Tag-Seiten und redaktionellen Inhalt mit Textlinks sind Standard. Aber vergesst nicht die Breadcrumb. Wir können auch mehrere Breadcrumbs auf einer Seite einbauen. Eine oben, zwei weitere unten, und dort ein Thema innerhalb unterschiedlicher Elternthemen aufhĂ€ngen (Fili).
  • Scheut nicht vor externen Links zurĂŒck. Google belohnt es nicht, wenn wir uns als das Ende des Internets positionieren. Werde zu dem etablierten Hub, auf das Leute gehen, um woanders hinzukommen (Fili).
  • Artikel, die auf der Home verlinkt und ĂŒber Social geteilt werden, performen besser (Calle). Traction, die sich in User Signals, zum Beispiel von Google gesammelt im Chrome Browser, widerspiegelt, hilft (John).
  • Das Gute daran, dass Social fĂŒr Publisher ĂŒberhaupt kein Traffic-Bringer mehr ist: Wir können uns von der Verlinkung verabschieden und endlich nativen Video-Content machen. Das merken wir anschließend auch in den Brand Searches ĂŒber Google (Sarah).
  • "Use your people as influencers and brands" (Fili).

Structured Date/Schema.org

  • Es geht nicht nur um "author". Es geht um die Beziehung zwischen den EntitĂ€ten: Dieser "article" wurde auf auf dieser "website" dieser "organization" mit diesem "employee" geschrieben, der ein Experte in dieser Themen-EntitĂ€t ist (Jono).
  • Schaut Euch vor allem mentions und about an (Johan).

Zusammenarbeit mit Dev

  • Devs mit Bier und Donuts zu bestechen ist eine kurzsichtige Taktik, die nur eine kaputte Unternehmensstruktur ĂŒbertĂŒncht. Wir brauchen dagegen ein vernĂŒnftiges Priorisierungssystem in der Organisation. "Strategy needs to be driven by management" (Jono).
  • Statt die Lösung vorzugeben, hilft es oft, an den Stolz zu appellieren. "Tell them: 'You could do that better'" (Fili).
  • Wie beim TÜV musst Du Deine Seite regelmĂ€ĂŸig checken, nicht erst, wenn was kaputt gegangen ist (John).
  • Nutze Speculation Rules (statt Prefetch und Prerender) fĂŒr eine schneller User Experience (Jono), alternativ Instant Page (Fili). PrĂŒfe aber auch die Serverlogs: Wenn zu wenig User ankommen, wurde falsch "spekuliert" (Jono).

Zusammenarbeit mit Journalist:innen

  • Journalismus ist eine Kunst. Respektiere diese Expertise, dieses Können (John).
  • Übersimplifizierung und Verallgemeinerung sind ein Problem. Aus "Eine XML News Sitemap KANN die aktuellen URLs der letzten BIS ZU 48 Stunden enthalten" wird dann der Mythos "MUSS 48 Stunden enthalten".
  • Bei Ippen haben wir verschiedene Schulungsformate, um den Newsroom immer wieder mit SEO-Wissen aufzuschlauen – zum Beispiel monatlich jeweils zu einem bestimmten Thema (Tobias).

Content Pruning

  • Lösch Artikel, die Du nicht mehr brauchst! Status 404. Oder 410. Aber das macht keinen Unterschied. Mach es nicht komplizierter als es ist! Aber auf keinen Fall per 301 auf einen anderen Artikel oder eine Kategorie-/Themenseite weiterleiten. Damit handelst Du Dir nur Soft-404s ein und Google verliert das Vertrauen in die Signale Deines Servers. Die Backlinksignale hast Du damit sowie verloren (Fili).
  • Die Entscheidung, was wegkommt und was bleibt – Was ist QualitĂ€t und was ist ein Risiko? – musst Du URL fĂŒr URL persönlich treffen. Du kannst mit Kriterien/Schwellwerten filtern, aber die Entscheidung kann Dir keine Maschine abnehmen. Schlechte Signale zeigen vielleicht eine Opportunity: Vielleicht muss der Artikel verbessert oder verlinkt werden und hatte deshalb zu wenig Traffic (Jono und Johan).
  • "Get rid of that author page of the guy who stopped working here in 2014" (Fili).

Bots und Crawling

  • Als Publisher haben wir immer Angst, unsere Sitemaps in der robots.txt zu referenzieren. Angst, dass dann zu viele Bot Requests aufschlagen. Aber weißt Du was? Sitemaps bedeuten Priorisierung, damit die richtigen Seiten gecrawlt werden und das Crawl Budget nicht auf irgendwelchen random Pages verschwendet wird (Fili).
  • Alle (unbekannten) Bots zu sperren und nur "die richtigen" durchzulassen, ist der falsche Ansatz. Lass sie alle rein, schau in den Server Logs, wie sie sich verhalten, und passe Deine Robots-Regeln entsprechend an (John und Fili).
  • Schau in der GSC in Deine Sitemaps. Werden (neue) Sitemaps nicht automatisch von Google als Bestandteil der Index-Sitemap erkennt und aufgelistet? Fehlende Sitemaps sind oft ein Indikator fĂŒr QualitĂ€tsprobleme (Johan).
  • Stell sicher, dass auf Deinem Artikel nur ein einziges Datum sichtbar ist (Johan).
  • Wenn Du Dein Crawl Budget ermittelst, vergiss nicht, dass die Homepage und aktuell rankende/gepushte Artikel mehrfach am Tag oder sogar pro Stunde gecrawlt werden (Valentin).
  • Kombiniere Logfiles, Publishing Dates, Sitemaps und spĂ€ter dann GSC-Daten und Webanalyse, um zu verstehen, wie Google Deine Seite crawlt und versteht! Du wirst ĂŒberrascht sein (John).
  • Wenn Du in der Search Console siehst, dass sich Google in Deine Fonts verbissen hat, hast Du vielleicht nicht den richtigen MIME-Type eingestellt. BinĂ€re Dateien muss Google hĂ€ufiger auf eventuelle Änderungen ĂŒberprĂŒfen und packt sie nicht (lang genug) in den Cache (Fili).
  • Ich bin ĂŒber eine Seite gestolpert, wo 50 Prozent der Crawls auf API Services der Website gingen. "Why do you let Google even see that?" (John). Der JSON-Report ist hier besonders spannend (Fili).
  • Schau Dir auch an, was NICHT gecrawlt wird. Das steht natĂŒrlich nicht in der GSC drin, darĂŒber musst Du nachdenken (Johan).

Paywall/Gated Content

  • "It might be easier to convert into a newsletter. Don't push them to paid" (John).
  • RĂ€tsel: Beim Aftonbladet in Schweden hatte Calle ein komisches PhĂ€nomen. Sie haben ein Expertenblog zum Eurovision Song Contest auf die Hauptdomain integriert und einen riesigen Boost auf dem Thema verzeichnet. Die Artikel waren allerdings hinter einer Paywall versteckt. Als sie den Content frei verfĂŒgbar gemacht haben, hat sich der Discover Traffic verschlechtert. Wie kann das sein? Thesen waren: Probleme mit Infinite Scrolling, URL-Abweichungen, Timing, Clicks auf Paywall als positives Signal? Wir konnten es nicht lösen.

Kannst Du das RÀtsel lösen? Oder hast Du noch andere News-Nuggets mitgenommen? Melde Dich gerne bei den Menschen vom Panel oder bei mir!

PS: Eine ganz fantastische SEOPRESSO-Podcastfolge zu SEO im Newsroom hat Björn Darko jĂŒngst mit Steffen Heringhaus aufgenommen. Steffen zeigt wunderbar, was die Haupthebel und Herangehensweisen sind, um SEO bei einem Publisher zu etablieren. Ein tolles Pendant zu Johns Meetup am Donnerstag in MĂŒnchen.

Philipp Götza
Philipp Götza
Junior Consultant
Das Ende vom Traffic, wie wir ihn kennen: Zahlen lĂŒgen nicht

Rand Fishkin auf der SMX-BĂŒhne. Im Hintergrund sieht man eine Slide mit dem Text "The way we've done organic for 25 years is dying. Traffic can no longer be the goal".

Rand Fishkin hat in der Eröffnungs-Keynote (mit dem Titel “It’s the End of Traffic As We Know It
. And I Feel Fine.”) fĂŒr viel Diskussionsstoff gesorgt.

Da er in ca. 40 Minuten ĂŒber 100 Slides durchgeschreddert hat, versuche ich den Inhalt fĂŒr Dich möglichst kurz zusammenzufassen + an diversen Stellen passende Insights einzustreuen.

Die Keynote fand ich sehr gut, hatte aber einen blinden Fleck. Theoretisch gute Ideen sind hĂ€ufig praktisch fĂŒr viele Unternehmen schwierig umzusetzen. Was ich damit meine, liest Du am Ende des Artikels.

Vorher schauen wir uns an, warum Traffic in den einzelnen Channels laut Rand langsam ausstirbt.

Social möchte den Traffic fĂŒr sich behalten

Die Probleme von Social laut Rand:

  • Sinkende Engagement Rates
  • Abnehmendes Nutzerwachstum
  • Bevorzugung von nativen Inhalten
  • Geringere Reichweite

Ergebnis: Weniger Traffic als noch vor einigen Jahren.

E-Mail ist stabil, aber


Hier lÀuft es besser:

  • E-Mail hat (wie SEO) scheinbar mehr Leben als Katzen
  • Oft prophezeit, nie wahrgeworden: Junge Menschen werden keine E-Mails mehr benutzen – das ist Quatsch
  • Öffnungsraten & Co. sind stabil
  • Es gibt keinen Bias gegenĂŒber ausgehenden Links

Und trotzdem klicken wir weniger.

Ich kann mir das dadurch erklÀren, dass uns soziale Netzwerke trainieren und konditionieren: Auch dort bleiben wir (bedingt durch die Anreize, native Inhalte zu bauen) im Medium selbst.

Ergebnis: Stabiler Kanal, aber prozentual weniger Traffic.

Die organische Suche stirbt (nicht)

Ein paar Fakten aus der PrÀsentation und was wir in letzter Zeit gesehen haben:

Laut Rand gibt es keine Beweise oder Anzeichen, dass die organische Suche stirbt, im Gegenteil. "Aber Google wird doch immer schlechter”? Wer definiert, was schlecht ist? Welche Zahlen belegen das?

“Es gab da eine Umfrage.” Es ist aus meiner Sicht egal, was Menschen in Umfragen sagen. Was vor allem zĂ€hlt, ist beobachtetes Verhalten. Umfragen sind außerdem problematisch, wenn

  • Probanden Suggestivfragen gestellt bekommen,
  • die Stichprobe zu klein ist oder
  • die Befragten die Grundgesamtheit nicht widerspiegeln.

Es gibt Umfragen die sagen “Google war mal besser” und gleichzeitig andere, die sagen “wir sind zufriedener mit Google”. Was denn jetzt?

In diesem Fall verlasse ich mich auf die Zahlen des beobachteten Verhaltens.

KI-Tools senden wenig Traffic

  • Von den Menschen im Datos Panel, welches Rand fĂŒr viele Analysen nutzt, sind 20% regelmĂ€ĂŸige ChatGPT-Konsumenten (mind. 1x im Monat)
  • Perplexity wĂ€chst prozentual stark, ist aber im Vergleich zu ChatGPT winzig und ChatGPT wĂ€chst nur 1/10 so schnell
  • Aber relativ ≠ absolut – Adobe hat gerade kĂŒrzlich eine Studie rausgebracht, in der riesige relative Zahlen aufkommen, was das “Traffic-Wachstum” angeht

Das klingt beeindruckend, bringt aber nichts, wenn die absoluten Zahlen marginal sind. ChatGPT wĂ€chst jeden Monat in einer GrĂ¶ĂŸenordnung von mehreren Perplexitys. Wir mĂŒssen uns also beide Zahlenformate anschauen.

Wichtige Erkenntnis von Rand: 99,8% aller ChatGPT User im Panel nutzen auch Google. Auf LinkedIn & Co. könnte man meinen, kaum jemand googlet noch. Das ist die Ausnahme, nicht die Regel.

Auch hier wieder: Was wir sagen, was wir tun, und was wir wirklich tun, ist grundlegend verschieden.

“Wir wissen oft nicht genau, was wir wollen, denken nicht wie wir fĂŒhlen und machen nicht das, was wir sagen. Und merken das nicht mal.”

habe ich mal geschrieben.

Zwei weitere Zahlen von Rand:

  1. Auf Google suchen wir 373x so viel wie bei ChatGPT
  2. ChatGPT sendet 1/10.000 so viel (oder wenig?) Traffic wie Google

In einer Studie von TollBit (lesenswert!) liest man aus den Daten eine CTR bei RAG-Einsatz in KI-Tools von 0,34% (KI-Chatbots) und 0,74% (KI-Suchmaschinen).

Traffic gibt es hier relativ wenig.

2020 hat Growth Badger gesagt, dass die Suche 60% Referral Traffic ausmacht. Wenn man neben Google Bing, YouTube & andere klassische Suchmaschinen dazu nimmt, sind es laut einer Studie von SparkToro 2024 75% gewesen.

Wenn man Traffic möchte, muss man also vor allem auf die Suche setzen. Social & Co. kommen da im Ansatz (auch in 2025) nicht mit.

Traffic stirbt, Aufmerksamkeit wÀchst

Das war eine der Erkenntnisse bzw. Kernaussagen.

Mehr Menschen nutzen das Internet = mehr Möglichkeiten, dass man uns sieht. Daher ist es im ersten Moment egal, ob unsere individuelle Aufmerksamkeit ausgereizt ist, denn es gibt mehr kollektive Aufmerksamkeit.

Rand spricht sich daher dafĂŒr aus, weniger auf Traffic und mehr auf Einfluss zu optimieren.

Rand mit einer seiner letzten Slides: "The future of Digital Marketing must be about more than just Google, inclusive of KPIs that aren't clicks or traffic and focused on influencing audiences in the right places with the right message (at the right time)."

Was können wir tun? Laut Rand 3 Sachen.

1) Auf gemietetem Land aufbauen

KontrĂ€r zu dem, was man immer wieder hört. Ja, man kann Dir einen Social-Kanal wegnehmen, aber dort können wir beeinflussen und fĂŒr Nachfrage sorgen. Nachfrage ist die Luft zum Atmen fĂŒr SEO. Ohne Nachfrage kein SEO.

Wenn wir nur auf SEO setzen wĂŒrden, kriegen wir Probleme, weil

  • weil wir keine richtige Marke sind und
  • eine gute Marke ĂŒber die Zeit mehr Nachfrage bekommen sollte.

Richtige Marken haben diverse Traffic-Quellen, vor allem auch Direct und ein ĂŒber die Zeit steigendes Brand-Suchvolumen.

Wir mĂŒssen also dort beeinflussen und Nachfrage aufbauen, wo unsere Zielgruppe sich informiert, inspirieren und unterhalten lĂ€sst.

2) Traffic als KPI rauswerfen, außer Du verdienst damit direkt Geld

Wenn Du Traffic brauchst, gibt es keinen Weg um Google herum. Laut einer Studie vom Reuters Institute und der Oxford University bekommen Publisher durch Google 5x so viel Traffic, wie die Social Networks zusammen.

Problematisch wird es, wenn Du NUR Google als Standbein hast.

Gerade vor ein paar Wochen bei meinem SEO Workshop in einem Co-Working Space habe ich mich mit einer Teilnehmerin ausgetauscht, die vom Core Update im August 2024 betroffen ist. Der Traffic hat sich mehr als halbiert und das Projekt ist nur noch am Schwimmen durch zuvor aufgebaute und stabile Social Channels.

Anyway: Rand hat unter anderem den HubSpot Case angesprochen. Traffic down, revenue up.

Traffic, der Dir langfristig keinen Umsatz bringt, ist Traffic, den Du nicht (unbedingt) brauchst.

Darum geht es vor allem um Eyeballs + Einfluss und weniger nur um Traffic.

3) Finde heraus wo Deine Zielgruppe abhÀngt und treffe sie dort

Klingt logisch, habe ich mit Sicherheit schon 153x gehört und mehrmals im Newsletter selbst geschrieben.

Wir schreiben kleinere Foren & Co. aber hÀufig ab, weil wir vor allem auf das Traffic-Potenzial schielen.

Es gibt nicht DAS Marketing Playbook. Es gibt nicht das Cookie Cutter Template, was Du kopieren kannst. Jedes Unternehmen braucht eine individuelle Marketing-Strategie.

Was Rand vergessen hat

Nicht vergessen hat er, die Slides öffentlich zugÀnglich zu machen (wenn auch die unfertige Variante?).

Wer schon mal einen Vortrag von Rand gesehen hat weiß, dass er gut unterhĂ€lt, tolle Recherchearbeit betreibt und ein hervorragender Marketer ist. Mir hat die Keynote sehr gut gefallen – sonst wĂŒrde ich nicht darĂŒber schreiben.

Vergessen oder zumindest zu kurz kam mir neben dem “warum ist Traffic wie wir ihn kennen am Ende” das “wie”. Es ist einfach zu sagen, warum wir etwas tun mĂŒssen. Schwierig ist das wie.

In Artikeln und PrĂ€sentationen findet man daher oft ein 80/20-VerhĂ€ltnis von warum/wie. Hilfreich wĂ€re es, wenn es 20/80 wĂ€re – also deutlich mehr wie, als warum.

Als Beispiel: “Lasst Traffic als wichtige Messzahl weg”.

Rand ist sein eigener Chef. Er kann machen und lassen, was er will. Er muss im Prinzip also nur sich selbst (das Individuum) von einer Idee ĂŒberzeugen. Wir finden uns aber in einer anderen RealitĂ€t wieder.

Beispielsweise als SEO-Fachkraft oder Digital Marketer in einem Unternehmen. Jahrelang erzÀhlen wir, dass Traffic wichtig ist. Jetzt sollen wir um die Ecke kommen, uns selbst widersprechen und hoffen, dass das durchgewunken wird? Ich glaube nicht.

Individuell einfach(er), kollektiv schwierig.

Publisher sehen sich vor der intensiven Herausforderung, dass weniger Traffic in vielen FĂ€llen weniger Geld bedeutet.

Es ist also eine strategische Herausforderung, das eigene GeschÀftsmodell umzudenken und durch Abonnements Geld zu verdienen (die NYT macht es hervorragend), anstatt vor allem auf Ad Impressions durch viel Traffic zu setzen.

Meine Vermutung: Auf die Frage, wie man das machen kann bzw. er es gemacht hat, hat Rand keine Antwort. Er war nicht in der Situation, die GeschĂ€ftsfĂŒhrung und andere Stakeholder von so einer Idee ĂŒberzeugen zu mĂŒssen. Dann kann man dazu – logischerweise – relativ wenig sagen.

Warst Du auch in der Keynote? Was denkst Du dazu?

P.S. Neben den Slides kriegt man, was Rand gesagt hat, auch gut durch Artikel aus 2024 und 2025 von SparkToro und seinen LinkedIn-Auftritt zusammen.

Nils Warnick
Nils Warnick
Consultant
MfG, mit freundlichen GrĂŒĂŸen đŸŽ¶

ICE, SEO und SMX – LLM, GEO und weiter so. Auch ich durfte mit den Wingmenschen in den SĂŒden reisen und war nach anfĂ€nglichen Anreiseschwierigkeiten bei der SMX in MĂŒnchen dabei. Da mein Kollege Philipp mit seinem Beitrag zur Keynote schon Wesentliches zum Grundton gesagt hat, möchte ich noch zwei von mir vernommene O-Töne beisteuern.

1. SEO ist mehr als SEO

Ein aktueller Trend ist es, unserem Beruf eine neue Bezeichnung geben zu wollen. Mike King sagt in seiner Keynote, er betreibe kein SEO mehr, sondern wĂ€re jetzt im “Relevance Engineering”. Wenn er nicht gerade seine eigene Konferenz bewarb, dann brachte er auch praktische Beispiele. Diese klangen teilweise aber sehr nach konventionellen SEO-Maßnahmen. Ich werde nicht widersprechen, dass gut geschriebene Texte mit relevanten ZwischenĂŒberschriften auch fĂŒr LLMs hilfreich sind. Aber neu erfunden wird das SEO-Rad damit nicht.

Jono Alderson stellte die augenzwinkernde Frage, ob Welpen Ranking-Faktoren sind. Dabei ging es darum, dass sich am Ende sehr vieles auf unsere Rankings auswirken kann. Ein weiteres Beispiel aus seinem Vortrag war Plakatwerbung, welche die Brandsuche steigert und dadurch Einfluss auf die Wahrnehmung durch Suchmaschinen nimmt. Hinter allem stand die Frage: Wo fĂ€ngt SEO an und wo hört es auf? Klar ist: “Tweaking websites is not enough anymore.”

Helen Politt nannte die nĂ€chste Evolutionsstufe dann GEO (Generative Engine Optimization). Falls ihr die Gelegenheit haben solltet, einen Vortrag von ihr zu besuchen: absolute Empfehlung von mir! Großartiger britischer Humor in einer geradlinigen Session mit eingestreuten konkreten To-Dos. Meine persönliche Lieblingssession auf der SMX dieses Jahr. Besonders hilfreich fand ich ihren Reminder: Google und Bing rendern Javascript – die AI-Tools (noch) nicht. Wenn Du dort mitspielen willst, dann sorge dafĂŒr, dass Deine Inhalte beim initialen Laden der Seite vorhanden sind.

Insgesamt strahlte die SMX fĂŒr mich in diesem Jahr aus: wir mĂŒssen als SEOs noch vehementer “raus aus der Höhle” und mit anderen Teams in den Austausch kommen. Sei es PPC, Social oder das Produktmanagement. Hierzu möchte ich aber aus meinem GesprĂ€ch mit Kollege Philipp zitieren, in dem er sagte:

“Hier wird aktuelles SEO aber zu einfach beschrieben. Wenn Du heute noch allein auf Keyword Density und Backlinks optimierst, dann machst Du auch kein richtiges SEO.”

Das passt ganz gut zu meinen Gedanken zu diesem Thema. Es ist richtig, dass wir mehr ĂŒber den eigenen Tellerrand hinausblicken und an anderen Tischen sitzen sollten. Um aber wirklich gutes SEO zu machen, ist das auch schon jetzt der Fall. Die Entwicklung von AI als Katalysator dafĂŒr zu nehmen, ist nachvollziehbar. Aber wenn wir ehrlich sind, hĂ€tte man diese Aussage auch schon vor 10 Jahren treffen können. Damals hat es aber halt noch gereicht, seine Website zu tweaken.

2. KI kommt und ist ganz wichtig, aber noch sind die anderen KanÀle wichtiger

Mehr eine Side-Note, zog sich aber auch durch mehrere Sessions, die ich mir angeschaut hatte. Weiterhin sind sĂ€mtliche Themen rund um AI Search, KI-Agenten und die Transformation der Suche heiß. Dennoch wird in den gleichen Sessions auch eingerĂ€umt, dass der messbare Traffic durch diese Quellen noch sehr gering ist.

Wenn wir auch noch so gerne ĂŒber die Zukunft im GEO, LLMO oder Relevance Engineering reden, gibt’s im Fokus auf das hier und jetzt genug zu tun.

Darius Erdt
Darius Erdt
Head of Operations & Quality
Die Illusion der Work-Life-Balance

Kaum ein Begriff hat sich so hartnĂ€ckig in unsere Vorstellung von guter Arbeit eingeprĂ€gt wie „Work-Life-Balance“. Ich muss sagen, dass ich zunehmend meine Probleme mit diesem Begriff habe. Es kommt natĂŒrlich immer darauf an, was und wie viel man in so ein Wort hineininterpretiert, aber lass mich Dir in diesem Artikel erklĂ€ren, warum das so ist.

1. Arbeit und Leben sind kein Gegensatz

Der Begriff „Work-Life-Balance“ suggeriert, dass Arbeit und Leben zwei gegensĂ€tzliche Dinge seien. Doch sind sie das wirklich? Wir verbringen einen Großteil unserer Zeit „auf Arbeit“. Es wĂ€re fatal, wenn wir glauben, dass erst nach der Arbeit das „wahre Leben“ auf uns wartet.

Der Mensch ist dazu bestimmt zu arbeiten, d.h. zu gestalten und einen Beitrag zu leisten. Das zeigt sich auch darin, wie schmerzhaft und deprimierend Arbeitslosigkeit fĂŒr viele Menschen ist. Arbeit ist ein Menschenrecht und Teil unseres Lebens.

Doch es geht nicht nur darum, irgendeine Arbeit zu erledigen. Entscheidend ist, dass wir eine Aufgabe finden, die uns begeistert. In der wir unsere StĂ€rken einsetzen können und die einen echten Mehrwert fĂŒr andere schafft. Wenn diese drei Aspekte zusammenkommen, spricht man auch gern von „beruflicher Bestimmung“ oder gar „Berufung“. Wer hingegen in einem Job feststeckt, der ihn nicht erfĂŒllt, wird frĂŒher oder spĂ€ter unglĂŒcklich – unabhĂ€ngig vom Gehalt.

Und das merkt nicht nur die Person selbst, sondern auch ihr Umfeld: Jeder von uns hat schon einmal erlebt, wie ansteckend echte Begeisterung sein kann. Bei Wingmen erlebe ich, wie alle fĂŒr ihren Job brennen. Suchmaschinenoptimierung lieben. Und genauso gibt es in anderen Berufsfeldern Beispiele, wo man direkt merkt, ob jemand seinen Job nur nach Vorschrift erledigt oder eine echte Leidenschaft dafĂŒr hat (zuletzt berichtete ich von unserem Guide bei der Bierbrauerei, der uns von den Socken gerissen hat).

Vielleicht ist das eigentliche Problem also nicht, dass Arbeit unser Leben „auffrisst“, sondern dass viele von uns einer Arbeit nachgehen, die sich nicht lebendig anfĂŒhlt. Da hilft einem auch keine „Work-Life-Balance“.

2. Balance ist nicht ein simples 1:1-VerhÀltnis

Ein weiterer Trugschluss des Begriffs „Work-Life-Balance“ ist die Vorstellung eines perfekten Gleichgewichts zwischen Arbeit und Freizeit. NatĂŒrlich ist es problematisch, sich ausschließlich ĂŒber die eigene Arbeit und Leistung zu definieren. Genauso ungesund ist es jedoch, Arbeit grundsĂ€tzlich als Last zu betrachten.

Ein gesunder Rhythmus aus Anstrengung und Erholung ist essenziell. Doch Arbeit und Ruhe stehen nicht im Kontrast, sondern ergĂ€nzen sich. Seit jeher ist das VerhĂ€ltnis von Arbeit zu Ruhe nie in einem 1:1-VerhĂ€ltnis. Mit Blick auf unsere ProduktivitĂ€t liegen wir hier eher bei einem VerhĂ€ltnis von 6:1 – Arbeit außerhalb unseres beruflichen Jobs eingeschlossen (vgl. hierzu auch den Artikel „Entschleunigung als Gegenentwurf: Wege aus der Rastlosigkeit“).

NatĂŒrlich sollte man auch auf die quantitative Verteilung von Arbeit und Erholung achten. Ein gesunder Rhythmus lebt von bewusster Zeitgestaltung. Aber das bedeutet nicht, dass erst mit der Freizeit das eigentliche Leben beginnt. Vielmehr geht es darum, einen nachhaltigen Wechsel zwischen Anstrengung und Erholung zu finden, sodass das Leben nicht in zwei getrennte SphĂ€ren zerfĂ€llt.

3. Die egozentrierte Falle der Work-Life-Balance

Ein weiterer Schwachpunkt des Work-Life-Balance-Konzepts ist, dass es oft sehr individualistisch gedacht wird. Es geht vor allem um die eigene Zufriedenheit, die eigene Balance, das eigene Wohlbefinden. Doch wer sich ausschließlich auf sein persönliches Gleichgewicht konzentriert, verliert leicht aus dem Blick, dass Arbeit immer auch ein Miteinander ist.

Dabei liegt wahre ErfĂŒllung oft nicht im Kreisen um sich selbst, sondern in der Bereitschaft, sich fĂŒr andere einzusetzen. Es ist wie bei einer Bergwanderung: Wer nur sein eigenes Tempo geht und sich nicht um die Gruppe kĂŒmmert, mag vielleicht entspannt ankommen – aber allein. Der wahre Wert entsteht, wenn man gemeinsam unterwegs ist und sich gegenseitig unterstĂŒtzt.

Hinzu kommt, dass soziale Verbundenheit ein entscheidender Faktor fĂŒr unser Wohlbefinden ist. Arbeit ist oft einer der grĂ¶ĂŸten sozialen RĂ€ume, die wir haben. Wer sich nur darauf konzentriert, seine eigene Balance zu wahren, verpasst eine der schönsten Seiten der Arbeit: Die Freude daran, gemeinsam mit anderen etwas zu erschaffen.

Doch damit sind wir wieder am Anfang: Nur wer seine Arbeit wirklich gerne macht, wird langfristig bereit sein, mehr als das Nötigste zu tun. Externe Anreize allein reichen nicht aus, um Menschen zu motivieren. Jeder von uns sperrt sich gegen das GefĂŒhl, etwas nur aus Pflicht zu tun.

Fazit: Arbeit mit Sinn statt Balance-Dogma

Statt sich an einer starren „Work-Life-Balance“ festzuhalten, sollten wir uns eine andere Frage stellen: Liebst Du das, was Du tust? Arbeitest Du am richtigen Platz? Denn wenn die Arbeit selbst erfĂŒllend ist, verliert sich die Notwendigkeit, sie gegen das „wahre Leben“ abzuwĂ€gen.

Wirkliche Zufriedenheit entsteht nicht durch den stĂ€ndigen Versuch, Arbeit und Leben fein auszubalancieren, sondern durch eine Arbeit, die sich nicht wie das Gegenteil von Leben anfĂŒhlt. Vielleicht ist es an der Zeit, nicht weniger zu arbeiten – sondern mit mehr Begeisterung.

Cleo Lauterbach
Cleo Lauterbach
Trainee
Hey Du, atme mal tief durch!

Das hier betrifft Dich, der Du vor dem Bildschirm sitzt und gebannt diese Zeilen liest. Gönn Dir die folgenden wertvollen Tipps fĂŒr Deine Gesundheit im Arbeitsalltag und setze sie bitte, bitte um!

Dein Körper ist ein Wunderwerk der Evolution, geschaffen fĂŒr Bewegung, fĂŒrs Laufen, Springen, fĂŒrs tiefe Atmen und stĂ€ndige AktivitĂ€t. Stundenlanges Sitzen vor dem Bildschirm entspricht definitiv nicht diesem ursprĂŒnglichen Bauplan. Wissenschaftliche Studien und Expertenmeinungen sind eindeutig: Dauerhaftes Sitzen schadet nicht nur Deinem RĂŒcken, es verĂ€ndert auch nachhaltig Deine Körperfunktion, Deine Haltung und sogar Deine Atmung.

Ja, das haben wir schon 1000x in verschiedenen Varianten gehört, aber es ist tatsÀchlich wichtig!

James Nestor beschreibt in seinem Buch „Breath“, wie Sitzhaltungen (besonders am Schreibtisch) unsere Atmung beeintrĂ€chtigen. Die vorgebeugte Haltung schrĂ€nkt Dein Zwerchfell massiv ein (das ist einer der wichtigsten Atemmuskeln). Dadurch atmest Du flacher, nutzt nur den oberen Teil Deiner Lunge und reduzierst Deine Sauerstoffaufnahme drastisch. Die Folgen? Dauerhafte MĂŒdigkeit, Konzentrationsprobleme, Kopfschmerzen und eine erhöhte StressanfĂ€lligkeit.

Fakt ist: Flache Atmung aktiviert dauerhaft den Sympathikus, Deinen “Fight-or-flight”-Mechanismus und versetzt Deinen Körper in eine permanente Stressreaktion. Dies begĂŒnstigt langfristig Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwĂ€cht Dein Immunsystem, beeintrĂ€chtigt Deine Verdauung und belastet massiv Deine mentale Gesundheit, wodurch auch das Risiko von Angststörungen und Depressionen steigt.

DarĂŒber hinaus leidet Deine Durchblutung unter langem Sitzen. BlutgefĂ€ĂŸe werden abgeknickt, der Blutfluss verlangsamt sich, und das Risiko fĂŒr Thrombosen steigt. Zudem verkĂŒmmern essenzielle Muskelgruppen, wĂ€hrend andere Muskeln durch einseitige Belastung ĂŒberstrapaziert werden, mit dauerhaften Schmerzen und HaltungsschĂ€den als Folge.

Klingt weit hergeholt? Mag sein, aber wenn ich mich so umschaue und mich mit Physiotherapeuten unterhalte, höre ich immer wieder die gleichen Leidensgeschichten. WĂ€re doch nett, wenn Du die Risiken dafĂŒr minimieren könntest, oder?

Daher habe ich Dir heute ein paar echte, wissenschaftlich fundierte Lösungen fĂŒr einen gesunden BĂŒroalltag mitgebracht::

  1. Bewusst tief atmen: Nutze regelmĂ€ĂŸig die vollstĂ€ndige Atmung, bei der Du bewusst erst in Dein Zwerchfell atmest (merke, wie sich Dein Brustkorb hebt und senkt), dann die tiefe Bauchatmung und zuletzt die Atmung in den seitlichen Rippenbereich. Tiefes Atmen entspannt, verbessert die Sauerstoffversorgung und aktiviert Deinen Entspannungsmodus, den Parasympathikus (auch Rest & Digest-Modus).
  2. Das „physiologische Seufzen“ nach Huberman: Andrew Huberman, Neurowissenschaftler und Stanford-Professor, empfiehlt, zweimal schnell hintereinander tief einzuatmen und langsam auszuatmen. Diese Technik reduziert unmittelbar Stress, aktiviert den Parasympathikus und bringt Dein Nervensystem zurĂŒck ins Gleichgewicht. Ich empfehle Dir seinen Podcast wĂ€rmstens, wenn Du Dich fĂŒr Gesundheitsthemen interessierst. Falls nicht, , bin ich umso stolzer auf Dich, dass Du den Artikel bis hierhin gelesen hast.
  3. Ergonomie optimieren: Stelle Deinen Monitor auf Augenhöhe ein, optimiere Deinen Arbeitsplatz und wechsle regelmĂ€ĂŸig Deine Haltung. Nutze Techniken wie die „Pomodoro-Technik“: Alle 25 Minuten gönnst Du Dir eine kurze Bewegungspause von 3–5 Minuten.
  4. Gezielte Dehnungen und bewusste Pausen: Dehne tĂ€glich Brust- und HĂŒftmuskulatur, um HaltungsschĂ€den aktiv entgegenzuwirken. Richte regelmĂ€ĂŸig deinen Blick fĂŒr einige Momente bewusst in die Ferne, um Deine Augen und das Nervensystem zu entspannen.
  5. Hydration fördern: Achte auf ausreichende FlĂŒssigkeitszufuhr. GenĂŒgend Wasser unterstĂŒtzt die Durchblutung, Sauerstoffversorgung und verbessert Dein allgemeines Wohlbefinden.

Denk daran: Dein Körper wurde nie fĂŒr endloses Sitzen gebaut oder entwickelt. Wir sind entwicklungstechnisch gesehen lediglich Primaten am Schreibtisch, die Bewegung, natĂŒrliches Sonnenlicht und eine ausgewogene ErnĂ€hrung brauchen, um gesund und glĂŒcklich zu sein. Du entscheidest darĂŒber, wie gesund Dein BĂŒroalltag ist.

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