Wirklich wahres Wingmen SEO Wissen für wache Webmarketer #281
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Lara Hornung
Lara Hornung
Werkstudentin
🎃 Nach dem Spuk ist vor dem SEO

Halloween liegt hinter uns: Kostüme sind verstaut, Kürbisreste entsorgt, der Zuckerpegel wieder im Normalbereich. Aber ein bisschen gruselig bleibt’s trotzdem: Google testet, ändert und experimentiert, aber wir helfen Dir, wie immer, den Überblick zu behalten.

Diese Woche kehren wir also zurück in die Welt der Lebenden oder zumindest derjenigen, deren Keywords noch nicht ganz begraben sind.

Für Dich haben sie ihre Grablichter angezündet und Licht ins Dunkel gebracht:

  • Mysteriöser Matt ergründet den dunklen Pfad der AirOps-Studie
  • Jenseits-Johan beschwört den Geist der falschen Fakten
  • Dämonenjäger Darius exorziert die neueste Offpage-Besessenheit
  • Begräbnis-Behrend spukt durchs data-nosnippet-Attribut und bringt Aufklärung
  • Nachtschatten-Nils deckt die schaurigen Verlockungen von ChatGPT wie Geister im Nebel auf

Also: Taschenlampe raus, Rankings exorzieren und viel Spaß beim Lesen. 🕯️

Deine Wingmenschen

Was wir gelesen haben
Matthias Pülz
Matthias Pülz
Junior Consultant
Ich höre nur Gutes über Dich… Hoffentlich!

In letzter Zeit kommen ja immer mehr Studien und Analysen ans Licht, die ein bisschen Licht ins Dunkel bringen, wie Large Language Models (LLMs) eigentlich funktionieren (passend hierzu auch mein Newsletter-Artikel, in dem wir einen Blick in das Getriebe von ChatGPT geworfen haben).

Und heute setzen wir diese Serie direkt einmal fort. Mit den Erkenntnissen einer Analyse von AirOps, in der sie über 21.000 Marken-Nennungen in ChatGPT, Claude und Perplexity analysierten.

Kritische Einordnung vorweg

Wenn man genau hinschaut, fällt einem bei der Studie allerdings ein methodisches Manko auf, wie auch Benjamin O’Daniel in seinem LinkedIn-Post treffend beschrieben hat, denn: Sie betrachtet nur Einzelprompts und damit Momentaufnahmen. In der Realität – und das ist ja gerade der Reiz an LLMs – führt man mit KI-Systemen allerdings eher Gespräche.

Bei fortlaufenden Prompts verändert sich die Quellenlage wiederum deutlich und Marken-Websites tauchen in späteren Antworten häufiger auf. Das relativiert die Aussagekraft der Studie um einiges, weil die tatsächliche Quellen-Landschaft dynamisch und promptabhängig ist.

Kaum “Hausbesuche” von LLMs

Laut Studie stammen rund 85% aller Markenerwähnungen in KI-Suchen von externen Domains und nicht von der eigenen. Autsch!

Eigene Inhalte bleiben trotzdem eine wichtige Grundlage. Logisch, denn sie liefern gewissermaßen die Fakten, auf denen externe Quellen aufbauen. Und generative Modelle greifen ja ohnehin häufig auf neutrale, kontextreiche Quellen zurück, während Produkt- oder Unternehmensseiten eher zu kurz kommen. Trotzdem machen eigene Inhalte nur etwa 13 Prozent aller Erwähnungen aus, was, ehrlicherweise, doch recht überschaubar ist:

Studie von AirOps: 85% der Marken-Nennungen in der KI-Suche stammen von externen Websites, 13% von der eigenen. 2% sind nicht zitiert.

Produktseiten kommen dabei mit fast 20% und die Homepage mit etwas mehr als sieben Prozent noch einigermaßen gut weg. Aber abseits davon schauen LLMs dann doch lieber bei externen Quellen vorbei. Insbesondere bei Listicles, Vergleichen, Reviews und allem, was das Wort “beste” beinhaltet.

Wer schaut noch am ehesten vorbei?

Interessant ist dabei natürlich auch immer der Vergleich zwischen den Modellen. Auch das hat man sich in der Analyse genauer angeschaut und ist dabei zu folgendem Ergebnis gekommen:

  1. Claude Sonnet 4.5 und Perplexity Sonar schauen noch am ehesten auf Deiner Website vorbei. Obwohl das mit höchstens 20% auch eine recht überschaubare Nummer bleibt.
  2. GPT-5 liegt mit vier bis elf Prozent, aber noch darunter.

Insgesamt als eher eine laue Nummer, ganz gleich, welches LLM man sich genauer ansieht.

Abschließende Worte

Bleibt noch die Frage, wie wir das (unabhängig von der kritischen Einordnung der Studie) einordnen wollen müssen? Nun, im Grunde heißt es, dass KI-Sichtbarkeit aktuell stark davon abhängt, wie oft und wie positiv Du außerhalb Deiner eigenen Website erwähnt wirst.

Für SEOs ist das zunächst einmal nervig, weil die eigene Sichtbarkeit und Reputation vom OffPage-Bereich abhängen, den man wieder nur begrenzt beeinflussen kann. Linkbuilding 2.0, wenn man so will. Aber in einem erweiterten Sinne. Im Zentrum steht dabei nicht mehr nur der Backlink an sich, sondern noch viel mehr der Kontext, in dem dieser Link steht.

Wenn auf einer Drittseite negativ über Dein Unternehmen, Produkt oder Deine Dienstleistung gesprochen wird, kann genau das im Output eines LLMs landen und damit direkt Dein Markenimage beeinflussen… Nicht schön, aber wat willste machen? Bleibt wohl nur die Hoffnung, dass KI-Systeme (weiter) “schlauer” darin werden, sich eine eigene Meinung zu bilden, statt sich primär auf externe Quellen zu stützen.

Wie das aussehen wird… We will see…

Prinzipiell ist das ja aber nichts Neues. Zumindest dann, wenn man SEO schon immer als Teil eines ganzheitlichen Online Marketings verstanden hat. Insofern könnte man sagen: Wir erleben hier weniger eine Revolution als vielmehr ein Revival alter Prinzipien oder, um im Halloween-Bild zu bleiben, vielleicht auch einfach die Rückkehr einiger alter Geister.

Passend dazu hat Darius im folgenden Artikel genau diese Perspektive aufgegriffen und beleuchtet, warum die aktuelle „GEO-Welle“ womöglich mehr alter Wein in neuen Schläuchen ist als vielen lieb ist. Definitiv einen Blick wert!

Johan von Hülsen
Johan von Hülsen
Geschäftsführender Gesellschafter
OMG! Someone posted something wrong on the internet

Du kennst dieses Meme?

Ich kenne dieses Gefühl. Diesen Drang, Dinge zu korrigieren, wenn etwas falsch ist. Meistens kann ich mich zurückhalten. Aber manchmal ist es so falsch, dass man nicht anders kann.

Xkcd: Duty calls

Comic: Person sitting at a computer. Dialogue.
Someone from off:
"Are you coming to bed?"
— "I can't. This is important."
— "What?"
— "Someone is WRONG on the internet."

Während meines Urlaubs wurde mir ein Post in die Timeline gespült. Harry Clarkson-Bennet ist SEO-Director bei The Telegraph und schrieb, dass er im Leak Informationen zu Google Discover gefunden hat.

Das hat mich neugierig gemacht. Leak und Discover sind eine Schnittmenge, der ich mich kaum entziehen kann. Und natürlich habe ich schon selbst im Leak nach Discover-Informationen gesucht und nur spärliche Fragmente gefunden.

In seinem Artikel schildert Harry dann sehr plausible Hinweise zur Struktur und „Rankingfaktoren“ von Discover.

Der Artikel klingt sinnvoll. Deckt sich mit meinen Erfahrungen und dem allgemeinen Kenntnisstand über Discover. Der Neuigkeitswert ist, dass Belege für übliche Theorien im Leak gefunden und präsentiert werden.

Und genau das macht den Artikel gefährlich.

Er klingt logisch.

Er liefert Beweise.

Aber leider existiert keiner dieser Beweise real im Leak.

Unter Eligibility verweist Harry beispielsweise auf is_discover_feed_eligible:

Screenshot des Artikels mit unter anderem heißt es da als erster Punkt einer Aufzählung:
is_discover_feed_eligible: a boolean feature that filters non-eligible pages

Das macht mich stutzig.

Zum einen hätte ich mich sicher erinnert, wenn ich das schon mal gesehen hätte bei meinen Untersuchungen des Leaks. Zum anderen ist die Beschreibung ungewöhnlich. Wenn der Name so selbsterklärend ist, dann gibt es in der Regel keine weiteren Bemerkungen.

Außerdem wird hier von "pages" geredet. Im Leak ist aber grundsätzlich von documents oder urls die Rede. Eine “page” ist ungewöhnlich für die Google-Definitionen, da der begriff zu schwammig ist.

Ein dritter Punkt: „eligible“ wirkt auch eher ungewöhnlich für die Namenskonventionen im Leak.

Ich habe dieses Attribut (und alle anderen) in Hexdocs gesucht. Nicht eines war auffindbar. Auch nicht in meinem NotebookLM oder in meinem lokalen Dump des Leaks.

Leeres Suchergebnis auf Hexdocs für das Attribut is_discover_feed_eligible

Ich hatte zumindest das Gefühl, noch keinen dieser Attributs-Namen gesehen zu haben.

Im Urlaub, auf dem Handy und mit Hexdocs hab ich auch keins gefunden. Das hat aber nicht viel zu sagen. Denn die Suche von Hexdocs ist wirklich Käse. Und da ich ein Limit von 3 x 10 Minuten für Arbeitsinhalte im Urlaub pro Tag habe, habe ich das nicht weiter verfolgt.

Letzte Woche habe ich mir den Artikel noch mal angesehen und gesucht. Tatsächlich: Keines der Attribute existiert im Leak.

Ich habe Harry gefragt: Handelt es sich um einen anderen Leak? Oder bin ich zu blöd zum Suchen?

Harry hat https://searchrankingfactors.com/ genutzt. Dort gibt es einen CustomGPT. Und dieser GPT hat ihm die Hucke voll halluziniert.

Daraus können wir mehrere Dinge lernen:

  1. Nur weil jemand eine Autorität in der Branche ist, dürfen wir seine Fakten nicht für bare Münze nehmen.
  2. Selbst wenn andere Autoritäten der News-Publishing-Branche einen Artikel mögen (bspw.: Barry Adams, Tom Critchlow, Stuart Forrester) und der Artikel >100 Likes und jede Menge Reposts hat, dürfen wir das kritische Denken nicht ablegen.
  3. Auch wenn jemand bei einem Publisher arbeitet, wo der zwei-voneinander-unabhängige-Quellen-Ansatz und Faktentreue Grundvoraussetzung für Publikation sind, dürfen wir nicht blind vertrauen.
  4. Wenn wir Dinge veröffentlichen, dann müssen wir die Fakten prüfen. Immer. Und besonders dann, wenn AI im Spiel ist.

Wir lernen natürlich auch, dass Harry sehr offen Kritik angenommen hat!

Der Artikel wurde deutlich überarbeitet.

Die grundsätzliche Ausrichtung des Artikels erscheint mir auch richtig. Die Personalisierungsmodule gehen, glaube ich, ein wenig weit in der Interpretation, aber ich ziehe meinen Hut davor, wie Harry mit meiner Kritik umgegangen ist. Das ist ganz vorbildlich. Ich hoffe, dass ich die Stärke habe, so souverän zu handeln, wenn mir ein solcher Fehler unterläuft.

Die Originalversion, auf die sich meine Kritik bezog, ist im Web Archive verfügbar.

Falls Du Interesse hast, Dich über nachprüfbare Informationen aus dem Leak auszutauschen. Mit Fokus auf interne Verlinkung und Contentqualitätsbewertung, dann fix auf https://www.onlineexpertdays.com/seokomm/ ein Ticket bestellen (werden langsam knapp). In 4 Wochen in Salzburg halte ich dazu einen Vortrag und würde mich freuen darüber mit Dir zu sprechen!

Darius Erdt
Darius Erdt
Head of Operations & Quality
F**k you GEOthe – Teil 2: Offpage, LLMs & die halbe Wahrheit

Vor ein paar Wochen hab ich laut geschrien. Mein GEO-Schrei hat ein überraschend positives Echo erzeugt. Danke dafür. Offenbar ging’s nicht nur mir so, dass sich der aktuelle Buzz um GEO (oder wie man’s gerade nennt) ein bisschen nach „alter Wein in neuen Schläuchen“ anhört.

Und jetzt hat’s wieder gekribbelt. Ein neuer Artikel in „F**k you GEOthe“-Manier war eigentlich nicht geplant, aber dann kam die AirOps-Studie.

Matt hat Dir im Artikel zuvor bereits erzählt, um was es bei der Studie geht und dass diese auch ein paar methodische Mankos hat. Doch was meinen Puls hier steigen lässt, ist etwas anderes: Ich habe den Eindruck, dass die Studie als Grundlage genutzt wird, um das große Revival der Offpage-Optimierung heraufzubeschwören.

Bevor Du also anfängst, auf diesen Zug aufzuspringen, lass uns einen Schritt zurücktreten und uns kritisch anschauen, welche Sau hier grad wieder durchs Dorf getrieben wird:

„Mentions sind das neue GEO-Gold“

Was mich massiv wundert, ist die These, man solle im GEO-Kontext weniger auf Backlinks schauen, sondern eher darauf, als Marke irgendwo erwähnt zu werden. Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Zumindest ist mir das zu kurz gedacht.

In einer Welt, in der Suchmaschinen und KI-Systeme parallel nebeneinander existieren – ein Zustand, den ich langfristig auch weiterhin erwarte (und an den selbst OpenAI-CEO Sam Altman glaubt) – kann ich nicht nur für KI-Systeme denken, optimieren und „GEO“ betreiben.

Ich muss GEO und SEO parallel denken.

Jetzt komplett auf Mentions zu setzen, während ich klassische Backlinks vernachlässige, wäre daher, um es deutlich zu sagen, ziemlich dämlich. Denn Backlinks sind nach wie vor ein klarer Rankingfaktor für Suchmaschinen. Und solange Google, Bing & Co. existieren, bleibt das auch relevant.

Prinzipiell geht es im Offpage, egal aus welcher Motivation oder mit welchem primären Kanalziel, immer darum, Relevanz und Autorität außerhalb der eigenen Domain aufzubauen. Ob das über einen Backlink oder eine glaubwürdige Erwähnung passiert, ist dabei zweitrangig. Entscheidend ist, dass es meiner Zielgruppe die Bestätigung gibt, mit meiner Marke, meinen Produkten und Dienstleistungen an der richtigen Adresse zu sein.

Das funktioniert nur, wenn diese Erwähnungen in einem themenrelevanten Umfeld stattfinden und natürlich sowie legitim eingebunden sind. Der Verweis auf meine eigene Seite hat dabei den Vorteil, dass er User direkt zu mir führt. Und dass sie im besten Fall bei mir auch konvertieren können.

Ob der Link DoFollow, Nofollow oder selbst Affiliate-basiert ist, ist letztlich eine taktisch-operative Frage.

Solange er auf Bekanntheit und Vertrauen einzahlt, erfüllt er seinen Zweck.

Daran ändert auch KI wenig. Offpage war schon immer mehr als nur Linkaufbau. Und wer’s bisher richtig gemacht hat, hat genau deshalb jetzt keinen Grund, seine Strategie umzuschmeißen.

„Offpage wird wieder wichtiger“

Mit Blick auf die AirOps-Studie und die aktuellen Beobachtungen kann man festhalten: Externe Signale erweitern das Spektrum, in dem User eine Marke kennenlernen können. Und ja, aktuell lässt sich die Wahrnehmung in KI-Systemen vermutlich wieder stärker beeinflussen.

In gewisser Weise haben wir wieder eine Situation, die mich an die Linkbuilding-Goldgräberstimmung vor 15 Jahren erinnert.

Über Advertorials, das gezielte Platzieren in Listicles oder Branchenportalen, über Erwähnungen in Foren wie Reddit oder gar über den Aufbau kleiner Satellitenseiten kann man kurzfristig versuchen, Einfluss auf die Systeme zu nehmen.

Aber: Ich werfe hier direkt die Frage der Nachhaltigkeit in den Ring. Denn wie die Geschichte mit den Links weiterging, haben wir hoffentlich nicht vergessen. Daher würde ich mir derzeit sehr genau überlegen, ob ich aktuell mein Geld wirklich in solche Offpage-Maßnahmen stecken würde.

Warum? Drei Gründe fallen mir dazu ein:

1. Zu isoliert gedacht:

Wer nur fragt, „Was funktioniert für GEO?“, denkt wieder nur in Silos. Bevor ich also investiere, würde ich empfehlen, eine andere Frage zu stellen. Diese lautet: „Was bringt mich als Marke ganzheitlich weiter?“

2. Nicht nachhaltig:

Es ist absehbar, dass LLMs und KI-Suchmaschinen Mechanismen entwickeln, um Paid Content, gekaufte Erwähnungen und Co. zu erkennen und zu entwerten.

Schon heute gibt es technologische Ansätze, die genau darauf hinarbeiten (das im Detail zu durchleuchten führt für diesen Artikel zu weit, daher reiße ich sie hier nur stichwortartig an. Alle drei verfolgen das Ziel, digitale Herkunft, Vertrauenswürdigkeit und Manipulationsmuster automatisiert zu erkennen.):

  • C2PA (Content Provenance): ermöglicht, redaktionell vs. werblich erstellte Inhalte eindeutig zu kennzeichnen.
  • Source Trust Modeling: analysiert Muster im Schreibstil, Linkprofil und semantischen Kontext,

um manipulative Quellen zu identifizieren.

  • Link-Graph-Intelligence: erkennt verdächtige Häufungen und künstliche Cluster in Verlinkungsstrukturen. 3. Fraglicher ROI:

Selbst wenn solche Offpage-Maßnahmen kurzfristig Wirkung zeigen, ist der Einflussbereich von GEO im Vergleich zu klassischem SEO derzeit noch relativ klein. Wer jetzt alles auf eine Karte setzt und SEO vernachlässigt, riskiert, sich auf ein Feld zu konzentrieren, das sich noch in der Definitionsphase befindet.

Kurz gesagt: Man kann die Systeme heute vielleicht austricksen. Aber es ist eine Frage der Zeit ist, bis das Kartenhaus der einfachen KI-Manipulationen zusammenbrechen wird. LLMs werden früher oder später lernen, bezahlte, künstliche oder manipulative Erwähnungen als das zu erkennen, was sie sind: Signale ohne echten inhaltlichen Wert.

Sind wir als Branche nicht reifer geworden, als wieder ins Katz-und-Maus-Spiel zurückzukehren?

„Digital PR wird wichtiger denn je“

Auch das liest man derzeit häufig: „Digital PR wird im KI-Zeitalter noch wichtiger.“

Das klingt erstmal nicht verkehrt, aber ich glaube, das ist nur die halbe Wahrheit.

Digital PR war schon immer wichtig. Aber viele Maßnahmen, die bisher gut funktioniert haben, werden im Kontext von LLMs weniger relevant, wenn sie zu weit vom eigentlichen Produkt oder Service entfernt sind.

Ein Beispiel:

Ein Lieferservice veröffentlicht eine Studie darüber, welches Fast Food in Deutschland am beliebtesten ist.

Tolle PR-Idee, bringt Clippings und sicher auch Backlinks. Das ist super für SEO.

LLMs funktionieren jedoch anders: Sie gewichten thematische Relevanz und semantische Nähe stärker als Reichweite oder Clippings. Ich befürchte daher, dass dieselbe PR-Maßnahme für LLMs weniger Benefit liefern wird. Diese Information trägt nichts dazu bei zu beantworten, welcher Lieferservice als bester Anbieter wahrgenommen wird. Ich werde daher nur für das Thema der PR-Kampagne gefunden und nicht automatisch für mehr. Bei SEO haben solche Inhalte noch auf die Domain eingezahlt, bei GEO fällt dieser Seiteneffekt meines Erachtens jedoch weg.

Digital PR wird also schwerer, wenn das Ziel ist, damit GEO zu beeinflussen. Denn LLMs gewichten Themenbezug deutlich stärker als Reichweite.

Deshalb sollte Digital PR nicht aus dem operativen Zweck heraus durchgeführt werden, sich einen Vorteil für SEO oder GEO zu verschaffen. Dann hängen wir wieder in der engen Kanaldenke fest, statt Online-Marketing ganzheitlich zu verstehen.

Fazit: Bleib ruhig, Cowboy

Offpage, Mentions, Digital PR… alles wichtige Bausteine. Aber dass diese Bereiche durch GEO oder LLMs plötzlich entscheidend wichtiger werden, ist fraglich.

Und mal ehrlich: Linkbuilding war schon immer die Cash Cow vieler SEO-Agenturen. Daher: Obacht, wenn hier die Kuh „Muh“ schreit.

Vielleicht werfe ich mal eine andere Frage in den Raum: Kann es sein, dass die lautesten Offpage-Revival-Rufe gerade von denen kommen, die auch am meisten davon profitieren würden? Ist das Zufall oder reines Kalkül?

Die eigentliche Kunst besteht meines Erachtens darin, weiterhin die Ruhe zu bewahren und strategisch zu denken, das heißt:

  • Betrachte GEO und SEO parallel und spiele sie nicht gegeneinander aus.
  • Verstehe Offpage-Maßnahmen als langfristige, themenrelevante Reputationstreiber.
  • Setze Digital PR nicht isoliert für kurzfristige SEO- oder GEO-Effekte ein, sondern bette sie in eine ganzheitliche Marketingstrategie ein.

Wer das beherzigt, wird langfristig deutlich mehr von seinen Maßnahmen profitieren, statt sich von kurzfristigen Hypes treiben zu lassen. Yee-haw!

Behrend von Hülsen
Behrend von Hülsen
Consultant
Did you hear about data-nosnippet?

Pointen werden ja immer besser, wenn man sie erklärt. Es gab so um das Jahr 2010 Memes, die langsame Reaktionszeiten thematisierten. Ich meine, es gab mehrere Varianten davon. Im Vordergrund stand das Slowpoke und dazu gab es Variationen mit dem Logo des Internet Explorers.

Weil es aus meiner Sicht thematisch passend war, habe ich keine Mühen gescheut und Dir die heutige Nachricht als Meme der 2000er zusammengedengelt:

Meme mit dem Pokémon Slowpoke auf pinkem Hintergrund. Oben steht der Text „DID YOU KNOW?!“ und unten „YOU CAN EXCLUDE CONTENT FROM SNIPPETS WITH THE DATA-NOSNIPPET ATTRIBUTE“. Auf dem Kopf von Lahmus ist das alte Interne Explorer logo überlagert von einem Bing-Logo platziert.

Falls Dir diese Meme noch nicht genug Kontext ist:

Bing hat angekündigt, dass sie nun auch das `data-nosnippet`-Attribut unterstützen.

Google hat das `data-nosnippet`-Attribut im September eingeführt... also September 2019.

Ich vermute einfach mal, dass es nicht daran liegt, dass Microsoft für diese Funktion 6 Jahre Entwicklungszeit gebraucht hat. Also das hoffe ich für Bing. Plausibler ist es, dass man erst jetzt die Relevanz gesehen hat, wo Google es für LLM-Output quasi zweitverwertet.

Was ist das data-nosnippet-Attribut?

Die Teile Deines Inhalts, die durch ein data-nosnippet-Attribut gekennzeichnet sind, werden von den Suchmaschinen nicht in den SERPs wiedergegeben. Deine URL kann normal ranken, nur, was im (Rich-)Snippet stehen darf, oder im KI-Modus oder AI-Overview ausgeplaudert wird, ist eingeschränkt.

Wenn also Deine Nutzer herausfinden wollen, was Punkt 7 Deines Listicles ist (Du weißt schon, der, der sie so überraschen soll, den Du findigerweise bereits mit data-nosnippet gekennzeichnet hattest), können sie das nur, wenn sie auf Deine Seite klicken.

Die gesperrten Inhalte fehlen dadurch auch für jene LLM-Anwendungen, die für das Grounding nur die SERP von Google (und nun auch Bing) scrapen.

Wenn der Inhalt bereits in den Trainingsdaten war oder ein Chatbot Deinen Inhalt direkt aufruft, ist das natürlich eine andere Frage. Googles Gemini beachtet das data-nosnippet-Attribut theoretisch auch für die Trainingsdaten, aber andere LLMs möglicherweise nicht.

Genauer hat Johan bereits in Ausgabe #259 erklärt, wie sich data-nosnippet auf AI-Overviews und Co. auswirkt.

Für Dich bedeutet es aber auf jeden Fall, dass Du besser steuern kannst, welche Teile Deiner Inhalte in Bings AI-Antworten und vielen LLM-Chats, die auf Bing basieren, dargestellt werden.

Falls Du bislang noch nicht darüber nachgedacht hast, ist das vielleicht nochmal ein Anstoß, zu überlegen, ob und welche Teile Deines Inhalts in SERP und Co. nicht ausgespielt werden sollen.

Also wenn Du jetzt loslegen willst und nicht weißt wie das data-nosnippet-Attribut korrekt eingebaut wird und wo ich schon beim Meme basteln bin, zum Abschluss noch ein zweites, handgefertigtes SEO-Nerd Meme:

Screenshot einer Webseite mit Anleitungen zur Integration von data-nosnippet in HTML, Suchergebnissen von Google und Bing sowie einem Meme mit einem Hund und Texten wie 'Such Meme', 'very SEO' und 'Wow!'.

Nils Warnick
Nils Warnick
Consultant
Sex sells – auch bei ChatGPT?

“I'm fairly sure if they took porn off the internet, there'd only be one website left, and it'd be called ‘Bring back the porn!’” – Dr. Cox, Scrubs

Zu sagen, dass das Internet und pornografische Inhalte eine bemerkenswerte gemeinsame Geschichte haben, ist vermutlich noch untertrieben. Nicht umsonst existiert das Meme um Regel Nr. 34: „There is porn of it, no exceptions.“, oft mit dem Zusatz: “If no porn is found at the moment, it will be made.”

Als ob man diese im Ursprung nicht geklärte und wahrscheinlich zynische Beobachtung der Realität der Medienerstellung und des Konsums derselbigen bestätigen wollte, haut Sam Altman einen raus. Ab Dezember soll es bei ChatGPT eine Erotik-Funktion für verifizierte Erwachsene geben. Nun gibt es eine Reihe von validen Kritikpunkten:

  • Unklarheiten über den Verifizierungsprozess
  • Bestehende psychische Gesundheitsrisiken wie ungesunde emotionale Bindungen
  • Risiko von Missbrauch und Deepfakes

Immerhin muss die neue Funktion aktiv vom User eingeschaltet werden. Aus einer geschäftlichen Perspektive ist die Entscheidung vielleicht nachvollziehbar. Konkurrenten wie die Grok AI von X (ehemals Twitter) lassen solche Funktionen schon länger zu, andere Anbieter haben dies exklusiv als Geschäftsmodell. So bietet beispielsweise Character.AI sogar die Erstellung eines Avatars an, auch für sexuell explizite Zwecke.

Die ChatGPT-Nutzung hat einen Peak hinter sich und sinkt wieder. Es ist immer noch unklar, ob das Geschäftsmodell funktioniert und profitabel ist. Wenig verwunderlich also, dass neue Geschäftsfelder erschlossen werden.

Das hat natürlich auch einen Einfluss auf die Relevanz von ChatGPT als Traffic-Quelle. Nutzer, die mit dem Chatbot … sagen wir mal “flirten” wollen, suchen in dem Moment nicht nach Deinem Produkt oder Service. Der Anteil der für Geschäftstreibende relevanten Suchen auf der Plattform sinkt. Und selbst wenn doch und Dein Produkt thematisch relevant ist, bleibt die bisherige Dunkelziffer. Denn wie viel Traffic oder gar Conversions über diese Nutzer tatsächlich generiert werden, ist immer noch fraglich.

Bei allen – wie oben gesagt – validen Kritikpunkten war meine initiale Reaktion dann eher die Offenbarung einer early onset Boomer-Mentalität. Ich dachte nämlich: “Unbegrenzte Möglichkeiten, das Wissen der Welt in Deinen Händen. Du kannst ein Bild oder eine Melodie erstellen (lassen), alles mit Hilfe der KI. Und natürlich geht’s am Ende wieder um Pornos. Was auch sonst.”

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