Wirklich wahres Wingmen SEO Wissen für wache Webmarketer #283
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Lara Hornung
Lara Hornung
Werkstudentin
🤧 SEO mit Nebenwirkungen

Mein Wochenende bestand weniger aus Ausgehen und mehr aus Ausruhen: erkältet, eingekuschelt und mit einer Taschentuchbox als treuem Begleiter. Während ich zwischen Tee, Tabletten und Tiefschlaf gependelt bin, waren unsere Autor:innen deutlich fitter unterwegs und bringen Dir diese Woche wieder eine geballte Ladung frischer Insights.

Diese Woche für Dich am Start:

  • Placebo-Philipp untersucht die Symptome von Nutzerentscheidungen in KI-Systemen.
  • Besserungs-Behrend bringt die DSGVO wieder auf die Beine.
  • Nachmittagstee-Nora behandelt Googles Retouren-Prozesse.
  • Medizin-Matt diagnostiziert präzise, ob es Websites bald nicht mehr geben wird.
  • Doktor-Darius verabreicht wirkungsvolle Micro-Commitments ohne Nebenwirkungen.

Viel Spaß beim Lesen!

Deine Wingmenschen

Was wir gelesen haben
Philipp Götza
Philipp Götza
Junior Consultant
“User treffen ihre Entscheidung mittlerweile in KI-Systemen”

Diese Aussage lese/höre ich in letzter Zeit häufiger. Mir ist das zu schwarz/weiß.

Der Prozess der Entscheidungsfindung ist weder linear noch einfach. Google hat dazu zwei lange Dokumente veröffentlicht, die ich Dir ans Herz lege:

  1. Decoding Decisions: Making sense of the messy middle
  2. Marketing in the messy middle: Part 2 of the Decoding Decisions series

Entscheidungen zu treffen ist schwieriger geworden (z. B. weil es mehr Kanäle, Auswahl, Möglichkeiten und potenzielle Kontaktpunkte gibt.)

Außerdem verläuft nicht jede Journey gleich.

3 Beispiele:

  1. Hochpreisige Maschinen im B2B kaufen keine Einzelpersonen, sondern Buying Center und der Kaufzyklus ist lang.
  2. Ein neuer Monitor erfordert viel Recherche (z. B. Größe, Auflösung, Panel-Art, Refresh Rate, etc.), alle haben andere Meinungen (z. B. auf Reddit und YouTube) und dann sagen die Freunde doch wieder was anderes.
  3. FMCG (Fast Moving Consumer Goods) kaufen wir “mal eben” an der Kasse, ohne viel darüber nachzudenken.

Die dabei verwendeten Kanäle und deren Einfluss unterscheiden sich maßgeblich. Was also wenig Sinn macht, sind klassische, lineare Funnel-Stufen und die Annahme, ein Kanal sei IMMER (gleich) wichtig,

Besser passen die Messy Middle (siehe verlinkte Google Dokumente oben) und Influence Maps (von der Boston Consulting Group):

Influence Maps der BCG, die verdeutlichen, dass ein linearer Funnel nicht gut beschreibt, wie unterschiedlich Customer Journeys sind und welchen Einfluss unterschiedliche Kanäle über die Zeit haben. Influence Maps sind fleixbel und verdeutlichen, wie einzelne Touchpoints je nach Phase der Customer Journey unterschiedliches Gewicht haben können.

Beeinflusst KI IMMER und ALLE Entscheidungen? Ich denke nicht. Ist der Einfluss groß? Pauschal kann man das nicht sagen. Auch wenn manche es gerne so aussehen lassen wollen.

Beispiel: “McKinsey hat gesagt …”

Ein paar der Behauptungen:

  1. 50 % der US-Menschen verwenden die KI-Suche.
  2. 20-50 % Traffic sind in Gefahr.
  3. Bis 2028 fließen 750 Mrd. Dollar Umsatz durch die KI-Suche.

McKinseys Quelle: Trust me bro. Zumindest für 2 und 3. Dann muss es ja stimmen. 😀

1 stützt sich auf eine Umfrage, bei der jegliche Methodologie bis auf einzelne Fragefragmente fehlt. 1,9k Teilnehmende, von denen wir nichts wissen (Geschlecht, Alter, Beruf, Bildungsgrad, …).

Was McKinsey auch behauptet: KI macht die Suche (gefühlt) leichter.

Das glaube ich. Das wahrgenommene Verhältnis aus delphischem Nutzen und Kosten ist besser und andere Erhebungen decken sich damit.

McKinsey kommt außerdem zu der Erkenntnis, dass die KI-Suche zu 70 % bei Awareness-Themen und immerhin zu 60 % auch in späteren Phasen Anwendung findet. Ich weiß ja nicht.

Menschen sind schlecht darin, wiederzugeben, was sie wirklich tun, denken und fühlen. Angeblich verwendet keiner mehr die Google-Suche, niemand kauft bei Amazon (weil Verbrecher) und wer fliegt bitte mit Ryanair?

Anwendung finden != Einfluss haben. Die gleiche Befragung kommt bei 45-60 % zum Ergebnis, dass der Einfluss nur “limited” oder “not at all” gewesen sei.

Eine Grafik von McKinsey in der ein gestapelter Balken zeigt, was die präferierten Informationsquellen der Befragten sind. AI-powered search ist dabei der größte Block mit 44%. Wichtig: Sie haben nur die befragt, die angegeben haben, dass sie AI-powered search tools verwenden.

“AI-powered search is already the most preferred source of information among users.”

Mächtiges Statement. Wenn man genau hinschaut und das Kleingedruckte liest (empfehle ich immer zu machen), kann man sehen, dass das nur auf die zutrifft, die angegeben haben, KI zu verwenden. Den realen Anteil kennen wir also nicht.

“Even market leaders aren’t guaranteed visibility in AI-powered search. While SEO focuses on own-site content, in many cases, a brand’s own sites only comprise 5 to 10 percent of the sources that AI-search references.”

Letzte Woche habe ich es gerade betont: Erwähnung != Zitierung und Erwähnung > Zitierung. Es geht nicht (nur) um den Link, sondern darum, sichtbarer Teil der Antwort zu sein.

Um mit McKinsey abzuschließen, zitiere ich Johan:

“Nur weil jemand eine Autorität (in der Branche) ist, dürfen wir seine Fakten nicht für bare Münze nehmen.”

Andere behaupten … was anderes.

Menschen neigen zum Schwarz-Weiß-Denken (bedingt durch Situationen, in denen wir früher schnell entscheiden mussten, um zu überleben). Entweder ist etwas immer gut oder immer schlecht, etwas hilft immer oder nie, etwas ist tot oder lebendig.

  • Kohlenhydrate sind immer schlecht für Dich.
  • Backlinks helfen immer weiter.
  • SEO ist tot (oder lebendig).

Die Welt ist aber grau, in unterschiedlichen Schraffierungen und Zwischenstufen. Letzte Woche habe ich Dir gesagt, dass Durchschnitte gefährlich sind und es sich lohnt, im Detail nachzuschauen, tiefer zu graben und Informationen aus erster Hand zu schürfen.

Entscheidungen treffen wir nicht für alles und immer in der KI (oder in der Suche). Je nachdem, um welches Produkt/Service es geht und wen wir ansprechen wollen, spielen KI-Systeme und die Suche eine große oder kleine Rolle und nicht in jeder Funnel-Stufe.

Omniscient hat zusammen mit Wynter z. B. 100 B2B SaaS Leadern (Marketing, Technik, Product, Operations, Sales) 10 Fragen zur Buyer Journey gestellt und folgende Erkenntnisse gewonnen:

Eine Auswertung von Wynter und Omniscient, bei der man unterschiedliche Phasen des Kaufprozesses sehen kann (X-Achse). Auf der Y-Achse ist der Prozentanteil der Befragten, die angegeben haben, welchen Kanal sie zu welchem Zeitpunkt genutzt haben. Peer Recommendations, Private Groups und Vendor Websites steigen über die Zeit an, LLMs und Google fallen über die Zeit.

  • Je weiter jemand in der Customer Journey ist, desto kleiner ist die Rolle von KI und der Suche.
  • Gleichzeitig steigt die Wichtigkeit von Anbieter-Websites, privaten Gruppen und Empfehlungen von echten Menschen im eigenen Umfeld.

Wichtige Hinweise:

  • Auch hier ist es nur eine Umfrage. Wenn möglich, sollte man Verhalten beobachten und nicht erzählt bekommen.
  • Die Zielgruppe ist spitz, aber genau darum geht es – niemandem helfen verallgemeinernde Aussagen, die für die eigene Branche, Geschäftsmodell und Zielgruppe nicht zutreffend sind.

Es ist also nicht immer so, dass Entscheidungen in KI fallen.

Es gilt auch nicht immer, dass KI Entscheidungen beeinflusst (z. B. weil die Zielgruppe KI gar nicht oder nicht für eine Recherche in diesem Bereich verwendet).

Empfehlung: Finde heraus, wie und wofür Deine Zielgruppe KI verwendet. Es muss nicht direkt die große User-Research Befragung sein. Oft tut es auch

  • eine kleine Umfrage,
  • Post-Purchase Surveys (z. B. im B2B) oder
  • Interviews mit einem Sample der Kundschaft.

Die Pointe: Es hilft uns nicht, verallgemeinernde Schwarz-Weiß-Aussagen zu verbreiten, diese als “allgemeingültig” darzustellen und in die falsche Richtung zu laufen, weil es in fast allen Fällen mindestens eine Ausnahme gibt.

“A lot of mistakes come from copying people playing a different game than you.”

Shane Parrish

Weiterer Lesestoff, der dazu passt:

  1. 5 Dinge, die Du über AI Readiness wissen musst
  2. OMG! Someone posted something wrong on the internet
  3. Kein Wasser in der Wüste: Warum AI Overview Overlap Studien (bisher) Quatsch sind
Behrend von Hülsen
Behrend von Hülsen
Consultant
Die DSGVO mit dem Omnibus im Rückwärtsgang

Am 10.11.2025 sind Pläne der EU-Kommission bekannt geworden, die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) im Rahmen des "digital omnibus" zu überarbeiten, um die EU als AI-Standort attraktiver zu machen.

Aura Salla (ehemalige Foreign Policy Adviser der EU-Kommission, ehemalige Public Policy Director bei Meta, heute MEP für die EPP; ein Paradebeispiel für Drehtür-Lobbyismus) ist begeistert von dem Vorschlag und verknüpft die Ankündigung mit dem Hashtag #KillTheChatControlForGood… Merkwürdigerweise sind Datenschützer, die keine Fans von Chatkontrolle sind, (wie beispielsweise NOYB) trotzdem sehr unzufrieden mit den angekündigten Änderungen (hier eine weitere Perspektive). Zu dem geleakten Papier findet Max Schrems klare Worte:

Whoever has drafted this had "tunnel vision" on the (alleged) "AI race" and has simply "bulldozed" the GDPR in many ways that will harm people in hundreds of other areas.

Es drängt sich der Verdacht auf, als würde man die zivilgesellschaftliche Kritik an Chat-Kontrolle nutzen wollen, um unsere Datenschutz-Rechte auszuhöhlen.

Was findet NOYB so problematisch?

Der wohl weitreichendste Eingriff (aus Online-Marketing-Sicht) ist das Herauslösen von pseudonymisierten Daten aus dem Schutz der DSGVO. Damit wären IDs, wie die Google Click ID, und die damit verknüpften Daten kein personenbezogenes Datum mehr. Damit wäre die DSGVO, was Webtracking und personalisierte Werbung angeht, de facto abgeschafft.

Nutzer dürften wieder ohne Consent durchs ganze Internet verfolgt werden. Eine Katastrophe für unsere Privatsphäre und dabei nicht die versprochenen Vorteile für kleine europäische Unternehmen. Manche mögen hoffen, dass Online Marketing damit wieder “einfacher” wird, so wie vor der DSGVO. Für (amerikanische) Großkonzerne wird es sicherlich wieder legaler, in die Privatsphäre der Internet-Nutzer einzugreifen. Aber nur die haben die notwendige Infrastruktur, um das voll auszunutzen. Als Werbekunde dieser Firmen wirst Du davon vermutlich nicht viel merken.

Ein weiterer Schritt, um fragwürdige Methoden wieder legaler zu machen, ist, dass die Definition besonders geschützter Daten eingegrenzt wird. Nutzerdaten über sexuelle Orientierung, Religion, politische Meinung, Gesundheitsdaten und so weiter bleiben sensibel und besonders geschützt. In der Theorie… Aber nur noch, wenn sie explizit vorhanden sind. Implizite Bezüge auf solche Informationen sind nach bisheriger DSGVO geschützt, aber auch das soll sich ändern. Das würde bedeuten, ein Datenbankfeld wie “Nutzer hat Diabetes” wäre weiter mit besonderen Auflagen verbunden. Datenbankfelder für "informiert sich viel zu Diabetes" oder "kauft Insulin online" dagegen nicht mehr. Gleiches beispielsweise mit Parteimitgliedschaften (weiter geschützt) und “folgt Politikern von Partei X” (bald vielleicht unproblematisch).

In der verqueren Logik der Juristerei mag das vielleicht Sinn ergeben. Schließlich weiß Meta ja nicht, ob der Nutzer in der Depressions-Selbshilfe-Gruppe bei Facebook wirklich Depressionen hat… Aber die Auswirkung ist auch hier wieder: Für die Online-Werbeindustrie, die in der Regel eh keine harten Fakten kennt, sondern nur wahrscheinliche Bezüge, wird es wieder legal auf Basis dieser besonders geschützten persönlichen Daten Nutzerprofile anzubieten (solange sie bei der Benennung aufpassen).

Das zweite wichtige Standbein der DSGVO ist (oder bald war?) das Recht auf Einsicht, Korrektur und Löschung der eigenen Daten. Daran wird nun auch gesägt. Wenn das so umgesetzt werden würde, dürfte sich beispielsweise die Schufa wieder weigern, Auskunft über die gesammelten personenbezogenen Daten zu geben und natürlich auch Fehler zu korrigieren.

Biometrische Daten sollen durch AI-Modelle ausgewertet werden dürfen. Ich vermute hier geht es um Gesichtserkennungssoftware und Ähnliches. Je nach genauer Auslegung könnte dies aber dafür sorgen, dass Dinge mit "AI" zu lösen für Unternehmen mehr Freiheiten im Bezug auf personenbezogene Daten erlaubt als ohne (und dabei wird die recht schwammige AI-Definition des AI-Act herangezogen). Es wird klargestellt, dass die Verifizierung meiner Identität weiterhin unter Kontrolle des Datensubjekts steht, aber diese wird abgegrenzt zur Identifikation einer Person. Ein Unternehmen braucht meine Zustimmung, um mein Bild zu speichern, und eine Identitätskontrolle anhand biometrischer Merkmale für beispielsweise ein neues Bankkonto ist weiter geschützt. Aber ein KI-Modell zu trainieren, das Gesichter wiedererkennt, wäre wohl in Ordnung, solange alles schön pseudonym bleibt. Heute müssen Dir Supermärkte  ein Payback-Konto mit Rabatten schmackhaft machen, um Dein Einkaufsverhalten zu tracken. In der schönen neuen Welt kann die Überwachungskamera an der Kasse dank der Gesichtserkennung Deinen Einkauf Deiner pseudonymen ID zuordnen… Ohne Payback-Punkte, im Zweifel sogar, ohne dass Du davon etwas mitbekommst.

Außerdem wird verwässert, wie die Speicherung und Verarbeitung von Daten auf den Endgeräten der Nutzer gewertet wird.

Andere Detailänderungen sollen dazu führen, dass wir de facto eher zu einer OptOut-Logik kommen als der eigentlich in der DSGVO vorgesehenen OptIn-Logik.

Einer der wenigen Punkte, die nicht ausschließlich negatives Feedback von NOYB bekommen, ist die Verpflichtung, dass automatisierte Consent Signale ermöglicht werden sollen. Also sowas wie die Global Privacy Control (GPC), die in den USA auch gerade verpflichtend wird (wir berichteten neulich darüber).

Aber auch hier wird man enttäuscht. Es fehlt die Definition der Standards. GPC beispielsweise wird nicht erwähnt. Der wäre aber auch für die DSGVO zu kurz gegriffen, da die DSGVO den Consent immer an einen Zweck bindet und daher granulare Angaben fordert. GCP sieht aber nur eine binäre Ja oder Nein Angabe vor.

Und noch ein FunFact zum Schluss: Da die ePrivacy-Verordnung weiterhin gilt, würden nicht-personenbezogene Daten nach diesem Entwurf in manchen Konstellationen stärker geschützt werden als personenbezogene Daten.

Ich fürchte, ich muss NOYB zustimmen. Das ganze klingt nach dem Abhaken der Wunschliste von Google, Meta und Co. und einem Rollback der Privatsphäre-Rechte, die durch die DSGVO entstanden sind.

Das ganze soll übrigens insbesondere von deutscher Seite angeschoben worden sein. Ich weiß Korrelation bedeutet keine Korruption Kausalität, aber Google scheint mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland nur einen Tag später zufrieden genug zu sein, um anzukündigen, dass sie 5,5 Milliarden Euro für neue Datenzentren in Deutschland investieren.

Ich hoffe sehr, dass dieser geleakte Entwurf nicht das ist, was letztendlich vom EU-Parlament beschlossen wird. Ich mag meine Rechte an meinen Daten und will sie gerne behalten. Danke.

Nora Tiedemann
Nora Tiedemann
Consultant
Neue Optionen für Versand & Retouren bei Google 🚚🔁

Google macht es Händler:innen jetzt leichter, Versand- und Rückgabemöglichkeiten sichtbar zu machen und das sogar ohne Merchant Center-Konto. 🙌

Mir ist in den SERPs auch schon aufgefallen, dass Google vermehrt Informationen zu Versand- und Rückgabebedingungen ausspielt:

Ergebnis der Google Suchergebnisse zu wolldecke baby. Man sieht die Shops Lil Leo und Hans Natur. Das  Snippet von Lil Leo zeigt drei Bilder: Baby in weißer Merinowoll-Decke, beige Merinowoll-Handschuh mit Kordel, Baby in beiger Merinowoll-Weste mit Mütze und Schnullerkette.Drei Babywickeldecken von Hans Natur: eine graue, eine braun-weiße mit Bändern, eine rosa mit Strukturmuster, alle gefaltet.

Beispiel: wolldecke baby

Option 1: Policies direkt in der Search Console eintragen

Bisher war die Funktion „Shipping and Returns“ in der Search Console nur für Shops verfügbar, die mit dem Merchant Center verbunden waren. Das ändert sich jetzt:

Wenn Google Deine Seite als Online-Shop erkennt, kannst Du Deine Versand- und Rückgaberichtlinien direkt in der Search Console hinterlegen. Diese Einstellungsmöglichkeit findest Du in den Settings. Das ist besonders spannend für Shops, die kein Merchant Center nutzen. Das neue Feature wird in den kommenden Wochen ausgerollt.

Vorteile:

  • Du kannst Deine Versandkosten, Lieferzeiten und Rückgaberichtlinien direkt in der Search Console pflegen.
  • Diese Angaben haben Vorrang vor den strukturierten Daten, falls Du beides nutzt.

Google gibt Dir damit ein UI-basiertes Setup an die Hand, das das Markup technisch ersetzt.

Option 2: Neues strukturiertes Datenformat auf Organisationsebene

Für alle, die lieber im Code arbeiten (🙋‍♀️ guilty!), gibt es jetzt das MerchantShippingPolicy-Markup. Das ergänzt das MerchantReturnPolicy-Markup, das Google letztes Jahr eingeführt hat. Statt Shipping-Daten für jedes Produkt einzeln zu hinterlegen, kannst Du eine allgemeine, seitenweite Versandrichtlinie angeben. Ideal, wenn Deine Konditionen für den Großteil des Sortiments gelten.

Für einzelne Produkte mit abweichenden Versandbedingungen gilt weiterhin: produktspezifische Shipping-Angaben überschreiben die allgemeine Policy.

💡 Tipp: Google empfiehlt, das Markup auf der Seite einzubinden, auf der Du ohnehin Deine Versandbedingungen beschreibst:

“We recommend placing shipping structured data (nested under Organization) on the page where you describe your shipping policy.”

Egal, für welchen Weg Du Dich entscheidest: Versand- und Rückgabebedingungen sind im E-Commerce ein Must-have, um in den SERPs sichtbarer zu sein.

Matthias Pülz
Matthias Pülz
Junior Consultant
Websites wird es bald nicht mehr geben?

Ich lese und höre in letzter Zeit immer wieder, dass Websites bald nicht mehr wichtig sein werden. Weil doch jetzt (und künftig) sowieso “alles über KI läuft” und man sich Infos direkt von Chatbots holen kann.

Aber stimmt das wirklich? Die Antwort: Nein, natürlich nicht.

Trotzdem steckt in solchen Aussagen häufig ein Fünkchen Wahrheit, beziehungsweise zumindest eine nachvollziehbare Sorge. Nämlich die, dass alle Bemühungen, die eigene Website zu optimieren, morgen schon obsolet sein könnten. Weil ja nun die KI da ist!

Grund genug, sich das Thema einmal etwas genauer anzuschauen. Allen voran, um das “Nein” mit ein paar Zahlen und Gedanken zu untermauern.

Wie KI die Rolle von Websites verändert

Bis zum Durchbruch von KI und LLMs waren Websites die zentrale Anlaufstelle für Antworten auf die verschiedensten Fragen und Bedürfnisse von Nutzerinnen und Nutzern. Das ist zwar immer noch der Fall, aber längst nicht mehr so häufig. Stattdessen nutzen derzeit bereits 60% aller Erwachsenen (aus den USA, das lässt sich aber sicher auch auf Europa übertragen) die Kollegen ChatGPT, Claude und weitere, um nach Informationen zu suchen. Also für genau die Dinge, für die man “früher” automatisch Google geöffnet hat: Schaubild, wie viele junge Erwachsene KI für Suchen und Ideen nutzen. Erwachsene in den USA stehen bei der Suche nach Informationen mithilfe von KI bei 60%.

Das ist eine beachtliche Zahl, wenn man bedenkt, wie frisch KI und LLMs erst am Start sind. Und mit der jungen, technikaffineren Generation werden diese Zahlen garantiert noch weiter steigen.

Dazu kommt, dass Google viele Suchanfragen dank AI Overviews und KI-Mode inzwischen direkt beantwortet, ohne dass ein Klick auf eine Website nötig ist. Erst einmal ernüchternd. Vor allem, wenn man seine Brötchen bisher mit informationalen Inhalten verdient (hat) oder nur auf die Klicks geschaut hat.

Aaaaaber… Warum Websites trotzdem wichtig bleiben

Allerdings dominiert die klassische Suche nach wie vor klar das Geschehen. Und was bei der ganzen “Das Ende von Websites”-Debatte gerne vergessen wird und eigentlich auch schon die Diskussion zum Thema beendet: Irgendwo muss die KI das Wissen ja hernehmen. Die Antworten kommen schließlich aus Inhalten, die vorher jemand auf

  • Websites,
  • Blogs,
  • Shops oder
  • anderen Portalen

veröffentlicht hat. Und ohne diese (gut) gepflegten Seiten… Nun ja, da fehlt LLMs und der KI recht schnell die Grundlage, die gerade für aktuelle Themen und RAG wichtig ist.

Das reicht im Grunde bereits, um die Frage nach dem Aussterben von Websites klar mit “Nein” beantworten zu können.

Aber es gibt noch weitere Gründe. Nehmen wir zum Beispiel das Thema Vertrauen. Denn auch wenn LLMs extrem praktisch sind… Als vertrauenswürdig wird der Output aktuell meist nicht angesehen. Man hört am Ende doch lieber auf einen Menschen als auf die Worte des Terminators. Selbst wenn der seinen Artikel letztendlich auch mithilfe von ChatGPT hat zusammenklöppeln lassen. Und auch ein KI-Agent, der irgendwann mal für dich online einkaufen geht, braucht eine Website, wo er das tun kann. Ohne Basis geht es einfach nicht.

Ich frage mich also wirklich, woher dieser Gedanke kommt, dass Websites ein Auslaufmodell sein könnten…

Was heißt das nun?

Statt in Panik zu verfallen und nach dem vierhundertsten Tod von SEO nun auch das offizielle Ende von Websites zu verkünden, heißt es wie üblich erst einmal durchatmen.

Websites sind nicht weg und werden auch nicht plötzlich verschwinden. Sie rutschen in der Suche höchstens eine Ebene nach hinten, während LLMs die Lorbeeren dafür abgreifen.

KI und insbesondere Large Language Models werden künftig zwar häufiger der erste Touchpoint für Kundinnen und Kunden sein. Gerade für komplexere oder tiefere Bereiche auf der Customer Journey bleibt die eigene Website aber nach wie vor die Anlaufstelle schlechthin. Und auch ChatGPT oder AI Overviews brauchen bei allem, was nicht bereits im eigenen Datensatz steht, weiterhin eine Quelle oder Referenz.

Darius Erdt
Darius Erdt
Head of Operations & Quality
Micro-Commitments: Warum der SEO-Marathon kein 5-Gänge-Menü braucht

SEO ist kein Sprint. Das wissen wir alle.

Aber oft verhalten sich SEO-Consultants, als wollten sie den Marathon in Rekordzeit laufen. Mit Bleiweste, Gegenwind und einem 80-seitigen Maßnahmenkatalog im Gepäck rennen sie los.

Denn wer, wenn nicht sie, (sollten) wissen, was idealerweise zu tun wäre, um eine Website in der organischen Suche nach vorne zu bringen. Also malen viele gern den Best Case an die Wand. Nicht, weil sie angeben wollen, sondern weil sie es gut meinen.

Wenn der Best Case zum Bremsklotz wird

Der Wunsch, immer das Maximum herauszuholen, führt regelmäßig in die gleiche Sackgasse.

Da wird zum Beispiel das PRG-Pattern empfohlen, um Crawling und Indexierung sauber zu steuern. Fachlich völlig richtig. In der Praxis ist das aber technisch komplex, teuer und oft nur mit tiefen Eingriffen in bestehende Systeme umzusetzen. Nicht unmöglich, klar.

Aber dass es da draußen kaum eingesetzt wird, sollte schon zu denken geben.

Trotzdem gilt es für viele weiterhin als der heilige Gral. Und dann wundert man sich, warum nichts passiert.

Das Ergebnis: Die To-do-Listen wachsen, die Umsetzung stagniert und alle Beteiligten fragen sich, warum SEO-Projekte so oft auf der Stelle treten.

Erstmal laufen lernen, dann sprinten

Viel sinnvoller ist oft ein schrittweises Vorgehen. Erstmal schnelle, pragmatische Lösungen priorisieren, die Wirkung zeigen und Umsetzungsbarrieren niedrig halten.

Je nachdem, was das Kernproblem ist, kann es hier sinnvoller sein, Folgendes zu tun:

  • Dein Problem liegt im Bereich Indexmanagement? Dann setze irrelevante URLs per Meta-Robots-Tag auf „noindex“ oder entferne diese Seiten, wenn möglich. Und wenn dabei der Prozess der De-Indexierung zu lange dauert, erwäge gegebenenfalls die Nutzung der Google Indexing API.
  • Dein Problem liegt im Bereich Crawlmanagement? Dann sperre die problematischen URL-Bereiche in der robots.txt, damit sich Google & Co. sich nicht totcrawlen. Hab dabei keine Angst vor einer “zu langen” robots.txt!

Sind die Kernprobleme erstmal gelöst, kannst Du Dich im zweiten Schritt immer noch um bessere technische Lösungen kümmern. In dem Kontext vor allem die, die ein optimales Crawling und Indexierung in Balance halten und den Aspekt einer optimierten Linkjuice-Verteilung, ergo interner Verlinkung, berücksichtigt.

Realistisch betrachtet wirst Du im Jahr vielleicht ein oder zwei größere Projekte in die Umsetzung bringen können. Daher ist es wichtig, sich genau zu überlegen, auf welche Karte Du hier setzt.

Das hat nichts mit fehlendem Ehrgeiz zu tun, sondern mit gesundem Erwartungsmanagement. Micro-Commitments bedeuten, die Energie dahin zu lenken, wo sie wirklich Wirkung entfalten kann. Schritt für Schritt, mit echtem Fortschritt.

Fortschritt in Etappen

Micro-Commitments sind kein Trick, sondern ein methodischer Ansatz. Sie helfen, Kunden in Bewegung zu halten, ohne sie zu überfordern.

Wer einmal etwas umgesetzt und den Erfolg gesehen hat, macht beim nächsten Schritt leichter weiter. Kleine Fortschritte sind sichtbar, messbar und motivierend. Und sie verhindern das klassische Beratungs-Dilemma: riesige Pläne, aber null Umsetzung.

Das Entscheidende: Es geht nicht um weniger Anspruch, sondern um bessere Anschlussfähigkeit. Gute SEO-Consultants passen ihre Geschwindigkeit dem Lauftempo des Kunden an und sorgen dafür, dass das Rennen überhaupt stattfindet.

Wer dagegen versucht, alles auf einmal umzusetzen, bleibt häufig im Startblock hängen.

Zwischen Druck und Durchatmen

Natürlich darf der Weg nicht nur aus Kompromissen bestehen. Wer sich dauerhaft in Mini-Schritten verliert, bleibt irgendwann stehen.

Micro-Commitments sind kein Freifahrtschein für halbgare Maßnahmen, sondern ein Werkzeug, um Fortschritt zu sichern. Trotz Widerständen.

Gute SEO-Consultants erkennen, wann sie das Tempo drosseln müssen und wann es Zeit ist, wieder anzuziehen.

Es geht um Balance: genug Druck, um voranzukommen, aber nicht so viel, dass das Projekt implodiert.

Und manchmal bedeutet das auch, den Beratungsstil zu ändern. Weg vom sturen Abarbeiten langer Roadmaps. Hin zu kurzen Feedback-Loops und echten Gesprächen über Möglichkeiten.

Wenn ein Vorgehen immer nur Backlogs produziert, ist das kein Kundenproblem, sondern ein Kommunikationsproblem.

Am Ende zählt, wer ins Ziel kommt

Micro-Commitments sind angewandtes Change-Management für SEO. Sie bauen Brücken zwischen Wunsch und Wirklichkeit, schaffen Vertrauen, liefern Fortschritt und halten Projekte in Bewegung.

Das Ziel ist nicht, den Marathon abzukürzen, sondern ihn durchzuhalten.

Denn wer unterwegs versucht, sich ein 5-Gänge-Menü zu gönnen, während andere sich kurz das Energie-Gel greifen, kommt vielleicht irgendwann auch ins Ziel, aber garantiert zu spät für die Siegerehrung.

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