Wirklich wahres Wingmen SEO Wissen für wache Webmarketer #187 |
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🎹 It’s the final countdown |
Zumindest war er es noch, als wir den Newsletter für diese Woche vorbereitet haben.
Also ist jetzt der Final Countdown, wo ich gerade schreibe. Allerdings ist er schon wieder vorbei, wenn Du es lesen wirst. Drei Zeitformen in den ersten drei Sätzen zeigen: In der Gegenwart leben ist gar nicht so einfach.
Dazu müssen wir auch noch aus der Vergangenheit lernen und uns auf die Zukunft vorbereiten. So allgemein, aber gerade auch als SEO empfiehlt es sich, am Zahn der Zeit zu bleiben. Dazu wollen wir auch im neuen Jahr wieder einen Teil beitragen:
- Philipp greift das Thema Content-Qualität auf
- Anita schreibt den bestimmt allerletzten Artikel zum Thema ALT-Texte
- Hannah zeigt die neuen Entwicklung in der Suche nach Urlaubsunterkünften
- Caro zeigt eine Quick-Check zur Abdeckung von Brand-Suchanfragen
- Sandra schreibt über die Vereinbarkeit von Gendering mit SEO und Barrierefreiheit
In diesem Sinne wünschen wir Dir einen guten Start in ein erfolgreiches Jahr 2024 und viel Spaß beim Lesen! 🩵
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Content-Qualität: Wie Du Google bessere Inhalte 🍷 servierst |
Qualität ist ein wichtiges Bewertungskriterium für nahezu alles. Google mag Inhalte mit hoher Qualität. Aber was ist Qualität und wann ist etwas eine gute oder schlechte Qualität? Mit dem Thema beschäftige ich mich immer wieder. Qualität ist ein loser Begriff, der umhergeworfen wird, als wäre absolut eindeutig, was die Bedeutung ist. Aber es gibt wenig Begriffe, die mehrdeutiger sind als Qualität.
Qualität ist ein weicher Faktor, da sie meistens 1) schwer objektiv messbar ist und 2) jeder eine andere Definition hat. Daher ist es wichtig, den Begriff "Qualität von Inhalten" zu definieren, um sie messbar zu machen und die gleiche Sprache zu sprechen.
Wie qualitativ ist Deine Website?
"Die Qualität der Inhalte ist zu gering." ist etwas, was wir 2022 und 2023 oft gehört haben. Vor allem in Zusammenhang mit den Helpful Content Updates. Damit ist oft die Qualität der gesamten Website gemeint. Um das zu visualisieren, greife ich auf ein Konzept von Hanns Kronenberg zurück:
Stell Dir Deine Website vor wie ein Weinglas. Das Glas ist Deine gesamte Domain. Der Inhalt, ein Wein, sind Deine Inhalte. Wein schmeckt dann besonders gut, wenn er rein ist. Google möchte reinen Wein trinken, der gut schmeckt.
Inhalte mit geringer Qualität kannst Du Dir wie Wasser (blau) vorstellen, die Deinen Wein – im wahrsten Sinne des Wortes – verwässern. Hochwertige Inhalte sind purer Wein (rot).
Woher weiß ich aber, wie hochwertig (= qualitativ) meine Inhalte sind? Eine sehr gute Frage. Mit der SEO-Brille würde ich sagen: Schlechte Inhalte haben wenig gute Rankings, verfehlen die Suchintention und haben keine Nachfrage. Google stellt Selbstevaluierungsfragen für hilfreiche Inhalte zur Verfügung. Da sind auch einige zur Qualität von Inhalten dabei. Aber messbar ist das so noch nicht. Wir brauchen Zahlen.
So qualitativ sind Deine Inhalte
Ein guter erster Indikator für hochwertige Inhalte in der organischen Suche ist die Ranking-Verteilung in Sistrix.
Du kannst in diesem Report sehen, wie viele Deiner Keyword-Rankings auf welcher Seite von Google zu finden sind. Idealerweise rankst Du überall auf Seite 1, aber das ist unrealistisch. Hier sind drei Beispiele:
Die erste Domain hat gute Rankings für einen Teil der Keywords, ist aber weit von einer idealen Verteilung entfernt. Hier steht es um die Content-Qualität (so wie ich sie oben definiert habe) also weniger gut.
Das zweite Beispiel sieht aus wie eine Domain, auf der aktiv SEO betrieben wird. Seite 1 hat die meisten Rankings, dicht gefolgt von Seite 2 und so weiter. Diese Verteilung müssen wir anstreben.
Das dritte Beispiel ist ein positiver Extremfall. Es ist deutlich zu erkennen, dass die meisten Rankings auf Seite 1 zu finden sind. Du kannst Dir im Kern merken: Wenn Du eine Verteilung wie Beispiel 2 hast und 15% oder mehr Deiner Rankings auf Seite 1 sind, bist Du auf einem sehr guten Weg. Wenn Du mehr als 30% Seite 1 Rankings hast, machen Du oder Dein Team überragende Arbeit.
Wie kann ich die Qualität meiner Inhalte steigern?
Das ist die Frage, die auch in unserer Kundenberatung immer wieder aufkommt. Du kannst Dich zum Beispiel an den erwähnten Fragen von Google orientieren. Es bietet sich an, Personen aus dem Umfeld, die nicht an dieser Domain arbeiten, zu befragen. Noch besser wären Befragungen der Zielgruppe. Zum Beispiel, was man an den Inhalten besser machen könnte, wie hilfreich sie sind und welche Bedürfnisse nicht abgedeckt werden.
Tests mit der Zielgruppe sind massiv unterbewertet und müssen nicht teuer sein, wenn man sie Remote durchführt. Du kannst aber auch beispielsweise mit Widgets im Content (idealerweise First Party) abfragen, wie zufrieden Deine Nutzerinnen sind. Bei Artikeln könnte das ein Modul sein, das die Frage stellt: "Wie hilfreich fandest Du diesen Artikel?", mit der Möglichkeit, einen Daumen hoch oder runter zu geben. Durch diese beiden Ansätze bekommst Du qualitatives und quantitatives Feedback.
Zum Abschluss möchte ich Dir noch folgenden Gedanken mitgeben: Es gibt 3 Möglichkeiten, das Verhältnis aus Wein zu Wasser im Glas zu steigern:
Erhöhe den Anteil von Wein im Glas
Verringere den Anteil von Wasser im Glas
Verwandle Wasser in Wein
Übersetzt für SEO bedeutet das Folgendes:
a. Veröffentliche mehr hochwertige Inhalte (wenn A steigt, sinkt der relative Anteil von B)
b. Lösche weniger hochwertige Inhalte (wenn B sinkt, dann steigt der relative Anteil von A)
c. Optimiere bestehende Inhalte, sodass sie besser und hilfreicher sind (wenn B zu A wird, steigt gleichzeitig auch der relative Anteil von A)
Am einfachsten ist es, schlechte Inhalte zu löschen. Damit sorgst Du für ein insgesamt besseres Verhältnis. Aber um in der SEO wirklich erfolgreich zu sein, müssen wir wachsen. Das gelingt durch eine bessere Keyword-Abdeckung. Diese erreichst Du, wenn Du entweder neue hochwertige Inhalte veröffentlichst oder bestehende Inhalte optimierst.
Neue Inhalte zu schaffen, ist immer aufwendiger, als bestehende Inhalte zu optimieren. Für schnellere Ergebnisse empfehle ich daher immer zu prüfen, wo bereits Potenzial vorliegt. Du hast möglicherweise ein paar Weinschätze im Keller, die Du mit wenig Aufwand zu erstklassigem Wein veredeln kannst, der Google richtig gut schmeckt.
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Der allerletzte Artikel zu Alt-Texten |
...den ich dieses Jahr schreibe. Versprochen! Allerdings: Bei mir ist gerade der 21. Dezember 2023 und ich verschwinde morgen in den Weihnachtsurlaub. Es ist also gleichzeitig auch der erste Artikel zu Alt-Texten, den Du 2024 liest. Vermutlich eher nicht der letzte. Sorry ;)
Craig Abbott beschreibt in seinem Artikel "How to write good alt text for screen readers" was Alt-Texte sind, wozu sie da sind und welche Fehler man vermeiden sollte:
"If the alt text was not descriptive enough, or it didn't accurately describe the image, then that entire experience and your ability to imagine this majestic cat wearing sunglasses is broken."
Das ist sehr eindringlich und ich kann Craig da nur 100% zustimmen!
Das Bild der Katze, von der im Zitat die Rede ist, und der dazugehörige Alt-Text sind im Beitrag zu finden. Wobei mein erster Gedanken beim Lesen des Alt-Textes war: "Hmmmmm... das könnte man auch 1:1 als Prompt verwenden!" Und mein zweiter, als ich dann das Bild gesehen habe: "Womöglich IST das sogar der Prompt, mit dem Craig dieses Bild hat generieren lassen...?"
So bewusst ist mir das noch nicht auf- oder eingefallen, aber wenn man mal drüber nachdenkt, ist das vielleicht eine gute Eselsbrücke wenn es einem schwer fällt, einen Alt-Text zu verfassen: Wie würde man einen Prompt formulieren, um das Bild zu erzeugen? Ich vermute, mit dieser Perspektive fällt es einem schnell auf, wenn man zu sparsam oder ungenau mit den Worten ist.
Zu den typischen Fehlern, die Craig immer wieder sieht: Die sind größtenteils nicht wirklich neu oder mind blowing.
keine Alt-Texe, wo welche sein sollten
Alt-Texte wo keine sein sollten
zu vage oder zu aufgeblähte Alt-Texte
kein Kontext
keine Beschreibung von Diagrammen, Grafiken & Co
Keyword Stuffing aus fehlgeleiteten nostalgischen SEO-Gründen
"For me, personally, I think our job is to make the content that is there accessible for everybody. We use the correct tags, then we supplement them with attributes and additional context where needed, and we try to make the experience as equal as possible for everybody."
Danke, Craig!
In diesem Sinne hier auch nochmal ein paar gesammelte Werke aus den Federn unterschiedlicher Wingmenschen zur Auffrischung:
Vor allem Sandra betont auch nochmal die reale Dringlichkeit, wenn das vielleicht eher ein Motivator für Dich ist: Ab dem 28. Juni 2025 müssen Websites gemäß Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) barrierefrei sein. Alt-Texte sind ein Teil des großen Puzzles und auch wenn es noch etwa anderthalb Jahre dauert bis zum Stichtag ist es vermutlich sinnvoll, sich nicht auf den letzten Drücker zu kümmern.
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Ab in den Urlaub? Zumindest die Suche nach Ferienunterkünften wird hoffentlich einfacher |
Neues Jahr - neue Urlaubstage zum Verplanen 🤩Ich liebe SEO, aber ich liebe auch Urlaub. Neue Orte entdecken, anderen Kulturen begegnen und am liebsten mittendrin sein. Ich bin ein großer Fan von Ferienwohnungen. Nicht nur, weil ich meinen ersten Kaffee am Morgen am liebsten gemütlich im Bett trinke, sondern auch weil ich Hotels an typischen Tourispots meiden möchte.
Die Suche nach geeigneten Ferienwohnungen ist jedoch nicht immer einfach und hat mich schon mehrfach so sehr genervt, dass ich die Aufgabe dann doch an meinen Mann abgegeben habe 😂
Bisher mussten sich Anbieter bei Google Travel registrieren lassen und die Daten per Schnittstelle weitergeben, um in das Feature auf der Serp integriert zu werden. Das ist jedoch für viele kleinere Anbieter von Ferienunterkünften viel zu kompliziert. Anscheinend wurden auch Anbieter sogar nicht mehr aufgenommen - so beschreibt es Stephan Wild auf LinkedIn.
Aber es gibt neue Hoffnung: Ferienwohnungen können jetzt - wenn die Seite die entsprechenden Regularien erfüllt - als solche ausgezeichnet werden. So können sie dann mitunter mit einem neuen Rich Result belohnt werden.
Da ich internationales Tourismus Management studiert habe, ist mir klar, was eine Ferienwohnung als solche qualifiziert. Wenn Du Dir unsicher bist, kannst Du Dich an der entsprechenden Google Doku für Beherbergungsbetriebe dazu entlanghangeln. 🙂 Eine Ferienwohnung muss beispielsweise immer möbliert sein und die Wohnung ist dann, wenn Du sie mietest, nur für Dich zugänglich und nicht öffentlich betretbar. Auch eine Küche (oder Kochnische) und ein Badezimmer sind Teil der Unterkunft.
Kommen wir nun aber zum Erstellen und Auszeichnen des Markups. Wie immer gibt es bestimmte Properties, ohne deren Angabe Dein Markup nicht für ein Rich Result validiert: Als Teil des Markups muss angegeben werden, dass es sich als "containsPlace" um eine "Accomodation" handelt. Hier kannst Du dann weitere Angaben ergänzen - musst Du aber nicht.
Die Angabe der Anzahl an Räumen und Betten sowie weitere Features wie Klimaanlage, Fernseher, Badewanne oder sogar eine Sauna sind für Suchende aber immer hilfreich.
Weiterhin müssen die maximale Gästeanzahl und eine allgemeingültige Identifikationsnummer angegeben werden. Diese darf sich bei einer Namensänderung nicht ändern und muss in allen Sprachen gleich sein. Auch ein Bild ist Pflicht. Du kannst aber auch mehrere Bilder als Liste übergeben. Der Name der Unterkunft und die genaue Angabe der Geo-Koordinaten mit Längen- und Breitengrad sind ebenfalls ein Muss - hierbei sagt Google, dass diese Angabe mindestens 5 Nachkommastellen haben soll. Die Koordinaten Deiner Unterkunft findest Du beispielsweise easy in der URL der Google Map Adresse. 🙂
Zusätzlich kannst Du weitere empfohlene Properties angeben und beispielsweise ganz genau sagen - über den "additionalType" - um was für eine Art von Ferienunterkunft es sich handelt: Ein Apartment, Bungalow oder eine Villa, etc. Auch Checkin und Checkout Zeiten können ergänzt werden, welche Sprachen gesprochen werden und natürlich Reviews von Deinen bisherigen Gästen.
Probier das neue Markup doch einmal aus - benötigst Du dabei Hilfe, schreib mir gerne.
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Schnappst Du Dir schon Nonbrand oder bedienst Du noch Brand? |
Zum Jahresbeginn habe ich einen schnellen und einfachen Potenzial-Check für Dich, um mit reinem Gewissen ins neue Jahr zu starten:
Wir SEOs sind es ja gewohnt, uns auf den Nonbrand zu fokussieren. Folgende Situationen werden Dir wohl nicht fremd sein:
Du rufst den Performance-Bericht Deiner Google Search Console auf und Dein Blick schwenkt als erstes zum Query-Filter, um auf Nonbrand zu filtern
Du suchst nach neuen Content-Themen und ignorierst natürlich alle Keywords, die Deine Brand oder eine fremde Brand enthalten.
Aber was, wenn Du Deine eigene Brand-Nachfrage noch gar nicht bedienst?
Gibt es Produkte, die in der Vergangenheit bereits aus dem Sortiment Deines Online-Shops genommen wurden, Deine Kunden aber doch sehr mochten und immer noch danach suchen?
Erwarten Menschen von Dir Stellungnahmen zu bestimmten Themen aus Deiner Branche?
Finde heraus, ob Du die Suchnachfrage zu Deiner Brand wirklich komplett abdeckst
Jedoch nicht, indem Du in Deine GSC schaust und dort alle Brand Queries exportierst. Denn solltest Du ein Brand-Keyword nicht bedienen, kann es passieren, dass auch keine Deiner URLs dazu rankt. Selbst wenn man vermuten könnte, dass Google dann zumindest irgendeine inhaltsnahe Seite anzeigen würde, da ja immerhin Deine Brand gesucht wurde.
Bei einem großen Online Shop habe ich dies beispielsweise beobachtet: Dort konnte ich Brand-Keywords mit Suchvolumen in Sistrix finden, die in der GSC jedoch nicht mit aufgeführt wurden. Von ca. 3 Dutzend durch Sistrix erhobenen "Produkt+Brand"-Keywords habe ich nur 2 Dutzend auch im GSC-Performance-Bericht der letzten 16 Monate auffindbar machen können.
Eine sicherere Erhebungsweise sind da also eher Keyword-Tools wie Sistrix:
Gib Deine eigene Brand als Keyword ein.
Gehe in den Bericht mit allen Keywords, die Deine Brand enthalten.
Exportiere Dir die Keyword-Liste und gruppiere die Keywords (sofern es zu viele sind, um manuell durchzugehen).
Gleiche die Liste mit Deinem Produkt-Sortiment ab.
Prüfe die Keywords mit Produkten und deren Suchvolumen, zu denen Du selbst keine aktuellen Produkte anbietest.
Zusätzlich kannst Du mal bei Deinem engsten Konkurrenten einen Blick in Sistrix wagen und Dir angucken, wonach deren Kundschaft so in Bezug auf deren Brand sucht. Vielleicht finden sich da ja interessante Ideen, wie Du Dein Produktsortiment um die ein oder andere Kategorie-URL oder sogar das ein oder andere Produkt ergänzen kannst.
Nun bin ich aber gespannt, ob Du ein Produkt oder ein Thema auftun kannst, welches Deine Zielgruppe zusammen mit Deiner Brand sucht, auf Deiner Website aber nicht fündig werden kann? Vielleicht bist Du auch gerade schon dabei, den entsprechenden Inhalt zu erstellen? 😉
Bei meinem Case konnten übrigens einige Produkte identifiziert werden, die immer noch gemeinsam mit der Brand gesucht wurden, von dem Online-Shop jedoch nicht mehr bedient werden.
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Barrierefrei und suchmaschinenoptimiert gendern - Geht das? |
Tldr: Es ist mit Einschränkungen möglich, aber nicht zu empfehlen. Gendern mit Genderzeichen (Sternchen, Slash, Unterstrich etc.) ist hingegen weder barrierefrei noch ratsam für SEO.
Wie Anita in ihrem Artikel schon gesagt hat: Es sind nur noch etwa 1,5 Jahre bis zum Anwendungsbeginn des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG). Spätestens dann muss Deine Webseite barrierefrei sein. Meiner Meinung nach wird daher Accessibility eines der großen SEO-Themen 2024.
Aber auch andere Fragestellungen werden mich und Dich 2024 weiterhin begleiten - zum Beispiel das Thema Gendern. Deswegen möchte ich heute einen Blick darauf werfen, inwiefern gendern, Barrierefreiheit und SEO zusammenpassen. Aber Stück für Stück:
1. SEO und Gendern
Ich persönlich finde es gut, wenn Sprache inklusiv ist und wir durch unsere Wortwahl nicht ausgrenzen. Veruska Anconitano beschreibt in ihrem Artikel "Language Inclusivity in Multilingual SEO" sehr gut, wie Du zum Beispiel Genderneutralität oder kulturelle Diversität sprachlich auf Deiner Webseite umsetzen kannst.
Ich möchte die Aussagen dieses Artikels um einen Blick auf die SEO-Probleme, die durch inklusive Sprache entstehen, ergänzen. Denn in der SEO führt uns das Nicht-Ausgrenzen-Wollen leider an Grenzen.
"From an SEO perspective, adopting gender-neutral language can extend content reach and anticipate shifts in search behaviour, improving search engine rankings."
Die Betonung muss hier auf "can" liegen, denn insbesondere im Deutschen landet Dein Term in der Regel nicht im Index, wenn Du ihn nicht konkret bedienst.
Nutzt Du Gendervarianten wie Binnenmajuskel ("RedakteurIn") oder Trennzeichen ("Redakteur:in", "Redakteur/in", "Redakteur_in" etc.) kann das aktuell immer noch dazu führen, dass Du zum Beispiel nur für eine Variante rankst. (Zur vertiefenden Lektüre: "Richtig gendern im SEO")
SEO-sicher bist Du daher nur unterwegs, wenn Du beide Formen auf Deiner Webseite nutzt. Mit der weiblichen und männlichen Form sprichst Du allerdings non-binäre Menschen nicht direkt an. Veruska Anconitano empfiehlt daher:
"An even better approach would be to find the most culturally appropriate and sensitive term to broaden our content's appeal and make it even more inclusive, for example by using a gender-neutral term
Im Sinne der sprachlichen Inklusion ist dieser Ansatz auch meiner Meinung nach der beste. In der SEO ist es aber leider der ungünstigste. Denn, nutzt Du nur genderneutrale Begriffe ("Redaktion") anstelle der männlichen oder weiblichen Form, landet Dein Text nicht im Index für die männliche ("Redakteur") oder weibliche ("Redakteurin") Form.
Wenn Du gendern möchtest, dann nutze also am besten beide Formen in Deinem Text ("Redakteur und Redakteurin").
2. SEO und Barrierefreiheit
Hinsichtlich der Barrierefreiheit von Texten gibt es in den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) eine klare Regel:
Success Criterion 3.1.5 Reading Level (Level AAA)
"When text requires reading ability more advanced than the lower secondary education level after removal of proper names and titles, supplemental content, or a version that does not require reading ability more advanced than the lower secondary education level, is available."
Falls Du jetzt kurz Panik bekommen hast, weil Du denkst, Du müsstest Deine Webseite 2025 in Leichter Sprache zur Verfügung stellen, kann ich Dich beruhigen: Leichte oder Einfache Sprache wird nicht verpflichtend. Das gilt übrigens für sämtliche WCAG-Kriterien des Levels AAA.
Wenn Du aber größtmögliche Barrierefreiheit erreichen möchtest, kommst Du nicht drum herum, Anpassungen an der Sprache Deiner Texte vorzunehmen. Und auch aus SEO-Sicht ist das zu begrüßen.
Veruska Anconitano:
"From an SEO perspective, accessibility can also enhance a website's ranking, as search engines favour sites that provide a superior user experience. Implementing accessibility features like alt text for images, video captions, and clear, straightforward language can make your content more inclusive and SEO-friendly."
Dem kann ich nur zustimmen. Für die Deutsche Sprache ist hinsichtlich "clear, straightforward language" die Unterscheidung zwischen Leichter und Einfacher Sprache notwendig. Leichte Sprache richtet sich an Menschen mit kognitiven Einschränkungen wie zum Beispiel Lernschwierigkeiten. Einfache Sprache ist hingegen eine optimierte Version unserer Standardsprache und unterliegt weniger Regeln.
Falls Du Dich für die jeweiligen Regelwerke interessierst:
Das Netzwerk Leichte Sprache e.V. hat in Zusammenarbeit mit Menschen mit Lernschwierigkeiten ein Regelwerk für Leichte Sprache entwickelt (dessen Lektüre ich absolut empfehle).
2023 wurde mit der ISO 24495-1:2023-06 auch die erste Norm für Einfache Sprache veröffentlicht. Für die Deutsche Sprache gibt es aktuell den Regelwerksentwurf zur DIN 8581-1. Beide Regelwerke sind allerdings derzeit nur kostenpflichtig erhältlich.
Wenn sich Deine Webseite nicht speziell an Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen richtet, reicht es also aus, wenn Du Dich mit Einfacher Sprache vertraut machst. Die wichtigsten Grundsätze hierbei sind:
Keine Fremdwörter
Schwierige oder lange Wörter erklären
Abkürzungen ausschreiben
Keine Synonyme nutzen
Möglichst kurze Sätze
Eindeutige Aussagen (also zum Beispiel keine Ironie)
Aktiv statt passiv schreiben
Negationen vermeiden ("Ich bin glücklich" statt "Ich bin nicht unglücklich").
Inwiefern hilft das jetzt der SEO? Je besser Menschen Deine Webseite verstehen, desto besser interagieren sie mit ihr. Das wirkt sich positiv auf User-Werte aus (zum Beispiel eine geringere Bounce Rate oder eine längere Time on Site) und nachhaltiger ist es auch.
3. Gendern und Barrierefreiheit
Ist es möglich, barrierefrei zu gendern? Ganz klare Antwort: It depends.
Nicht zu empfehlen sind Schreibweisen mit Binnenmajuskeln oder Trennzeichen. Das liest sich schlecht und kann verwirren. Für Menschen, die auf Screenreader angewiesen sind, sind Genderzeichen ebenfalls problematisch, da sie mit vorgelesen werden, was den Lesefluss stört. Besonders schlecht ist dabei der Gender-Doppelpunkt. Denn da dieser auch ein "normales" Satzzeichen ist, lesen ihn einige Screenreader nicht vor. Dadurch entsteht dann der Eindruck, dass der Satz zu Ende ist. (Weitere Informationen dazu führt der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. im Artikel "Gendern" auf.)
Wenn Du barrierefrei gendern möchtest, dann solltest Du also auf Genderzeichen verzichten und stattdessen genderneutrale Begriffe verwenden, um alle Geschlechter anzusprechen. Wenn es keinen allgemeinverständlichen neutralen Begriff gibt, kannst Du auch die männliche und weibliche Form nutzen. Am besten ist es dann auch tatsächlich die männliche Variante zuerst zu nennen, weil diese in unserem Sprachgebrauch geläufiger ist und damit einfacher verstanden wird.
Fazit: SEO, Gendern und Barrierefreiheit
Zusammenfassend ist festzuhalten:
Gendern ist im SEO nicht so einfach. Aktuell solltest Du daher den Term, für den Du ranken möchtest, auch in Deinem Text verwenden. Nur so kannst Du sicher sein, dass das auch wirklich im Index landet.
SEO und Barrierefreiheit geht Hand in Hand: Gut verständliche Texte wirken sich positiv auf die User Experience aus.
Barrierefrei gendern ist möglich, wenn Du genderneutrale Sprache nutzt und dabei darauf achtest, dass Deine Begriffe und Sätze den Empfehlungen für einfache Sprache folgen.
Aus all dem folgt: Suchmaschinenoptimiert und barrierefrei gendern ist möglich, aber schwierig. Derzeit kannst Du nur barrierefrei gendern, wenn Du auf Genderzeichen verzichtest. Entscheidest Du Dich, die männliche und weibliche Form zu verwenden, schließt Du Menschen, die sich weder als männlich oder weiblich identifizieren, aus. Mit genderneutralen Begriffen ("Redaktion") sprichst Du diese Gruppe zwar an, rankst dann aber eher nicht für die dazugehörigen Terme ("Redakteur", "Redakteurin").
Um also in einem suchmaschinenoptimierten Text alle Geschlechter barrierefrei anzusprechen, solltest Du die männliche und weibliche Form nutzen. Um zu verdeutlichen, dass Du trotzdem alle Geschlechter ansprichst, empfehle ich, Deinen Text um einen einleitenden Satz zu ergänzen, der erklärt, dass mit der Beidnennung alle Geschlechter gemeint sind - nicht nur männlich und weiblich.
Hast Du weitere Ideen dazu? Dann schreib mir.
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Fragen? Immer gerne fragen!
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Wir sind für Dich da.
Schreib uns gern jederzeit
eine E-Mail an [email protected] oder
ruf uns einfach kurz an: +49 40 22868040
Bis bald,
Deine Wingmenschen
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Anckelmannsplatz 1, 20537 Hamburg, Germany
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