Nachdem ich letztens verkündet habe, dass ich extrem KI-müde bin, schreibe ich heute motiviert darüber. Muss auch mal sein, wenn es spannende Themen sind. Bisher wurde es nie so richtig laut um Meta und KI-Einbindungen, was sich jetzt ändert. Aber erstmal schauen wir uns an, wie mutig Brave ist.
Mutig
Brave hat einen SGE-Lookalike in die Suchergebnisse losgelassen. Persönlich nutze ich Brave nicht, grundlegend finde ich den Browser aber durchaus interessant. Ich habe mit dem SGE-Klon in der Brave-Suche herumgespielt und war nicht beeindruckt. Vor allem die Quellenhinweise gefallen mir nicht, da unklar ist, was woher kommt.
Die KI-Einbindung kommt vermehrt bei informationalen Suchanfragen auf. Da Brave keinen Shopping Graphwie Google hat, aus dem sie Produkte ausspielen könnten, können sie derartige Ergebnisse hier nicht abbilden.
Um mehr Marktanteil bei Browsern und Suchmaschinen zu bekommen (aktuell bei 1 % und schätzungsweise weniger als 1 %), braucht es aber mehr als nur KI-Funktionalität.
Falls Du Brave regelmäßig nutzt, würde mich Deine Meinung zu der neuen Funktionalität interessieren.
Das wahre Metaverse
Spannender als die Brave News fand ich den Schritt von Meta mit dem Meta AI Chatbot.
Wie bei vielen neuen KI-Themen ist der Chatbot bisher nicht in der EU (und damit auch nicht in Deutschland) verfügbar und als Sprache gibt es bisher nur Englisch. Mit VPN klappt es aber und das auch ohne Facebook Login oder dergleichen.
Was daran so spannend ist, sind zwei Dinge.
1. Wenn es zu einer Websuche kommt, wird auf Bing oder Google zurückgegriffen.
Das gab es meines Wissens nach bisher noch nicht. Wie es dazu gekommen ist, dass Google in dem Chatbot auftaucht, beschreibt Mark Zuckerberg in einem Interview mit The Verge:
"I guess I wouldn't have been surprised if they didn't want to do it. But it seems like they are building up a whole model around this, so it makes sense.
It's good for Google. It shows Google prominently and links to Google. They pay Apple a ton of money for distribution. They're not paying us. So, I think it's good for them on that.
Interviewer: Are you paying them then?
There's not a ton of money flowing either way."
Meta bezahlt also Google, damit sie die Ergebnisse nutzen dürfen.
2. Meta AI ist in allen Meta Produkten verfügbar.
Das heißt nicht nur als Standalone, sondern auch bei Facebook, dem Messenger, Instagram und Whatsapp. Es ist auch nicht nur eine zusätzliche Funktion, sondern die KI wird in die jeweiligen Apps nativ integriert. Auf Facebook kann man z. B. zu Postings fragen stellen und in die Konversation einsteigen.
Eine Sache, die ich bei dem ganzen "KI und organische Suche"-Thema kritisiere, ist das fehlende Wissen über die Benutzerakzeptanz. Alles könnte immer der Tod von SEO, Google, etc. sein. Aber nur dann, wenn Benutzer und Benutzerinnen es gerne nutzen.
Meta hat insgesamt ca. 8 Milliarden Monthly Active Users über die unterschiedlichen Apps und Produkte. Da ist natürlich viel Overlap, aber die Durchdringung, mit Meta AI in Kontakt zu kommen ist dadurch deutlich größer. Und mehr Touchpoints bedeuten mehr Daten, mehr Aufmerksamkeit und eine potenziell höhere Benutzerakzeptanz durch den Mere Exposure Effect.
Ganz wichtig: Alle Funktionen sind bisher kostenlos. Das inkludiert auch die Bilderstellung. So langsam fragt man sich, warum OpenAI jeden Monat Kohle einstecken kann und andere es kostenfrei anbieten.
Erste Tests = Ernüchterung
Ich habe ein paar Tests gemacht und war noch nicht begeistert. Ergebnisse liefern Quellenhinweise, die man aber erst anklicken muss, um sie zu sehen. Wenn Meta AI Bing oder Google anpingt, gibt es für die beiden einen prominenten Link mit Favicon.
Die Quellenhinweise sind mir hier ebenfalls nicht eindeutig genug. Wie bei Brave sind sie nicht direkt am Text ersichtlich – das löst Perplexity seit mehr als einem Jahr deutlich besser – und der kleine Quellenkasten geht im Gesamtergebnis unter.
Ein konkretes Beispiel "how do i choose an ebike"
Wenn man ein E-Bike kaufen möchte, muss man auf viele Dinge achten. Höheres Risiko beim Kauf = höherer Bedarf für eine Informationsrecherche.
Hier ist das Ergebnis vom Meta AI Bot:
Sieht erstmal ganz gut aus. Was aber vollständig fehlt, sind Quellen. Auf Nachfrage entschuldigt sich der Bot und nennt einen Forbes-Artikel (würg) als Quelle. Den Link bekomme ich aber auch nicht direkt, sondern muss erstmal den unauffälligen Quellenkasten anklicken.
Forbes ist nicht die Quelle, die ich hier sehen möchte, weil das vermutlich die übliche "Affiliate-großer-Publisher-nutzt-seine-Autorität aus-Grütze" ist. Und auch nur eine Quelle zu liefern, finde ich schwach. Dazu noch der Satz, dass der Artikel aus 2023 ist und die Informationen sich geändert haben könnten, klingt wenig konfident.
Wir schauen in die SGE:
Das Ergebnis finde ich visuell deutlich ansprechender, aber das ist sekundär. Weniger Text, daher schneller zu erfassen. Was ich hier mag: Vernünftige(re) Quellenhinweise und mit REI eine Quelle, der ich mehr trauen würde, als einem Forbes-Artikel.
Aber: Es gibt nicht nur EINE Quelle, sondern mehrere und ich sehe auch sofort, welche das sind. Zwar nicht bei allen Punkten, aber bei den meisten.
Leider beobachte ich, dass die SGE die Favicons bei den Quellenhinweisen – Anita hatte berichtet – weniger oder nicht mehr anzeigt.
Die Nutzererfahrung mit den Quellen bei Meta lässt auch noch zu wünschen übrig. Öffnet man den Kasten, kann man mit dem Ergebnis nicht mehr interagieren, sondern muss diesen erst schließen. Das ist im Beta-Produkt SGE deutlich angenehmer.
Fazit zu Meta AI
Ist das der neue Google-Killer? Nein – Google sieht es scheinbar sogar als Vorteil. Ich finde die breite Abdeckung der unterschiedlichen Produkte und Apps mit dem Meta AI Bot interessant und bin gespannt, ob und wann das nach Deutschland kommt.
KI in der Google-Suche
Brodie Clark war wieder sehr aufmerksam. Er beobachtet KI-gestützte Knowledge Panels in unterschiedlichen Ländern (USA, UK, Australien und Indien).
Bildquelle
Sistrix war super schnell und zeigt bereits, bei welchen Keywords KI-Inhalte zu sehen sind, wie Johannes Beus auf LinkedIn verkündet hat:
Um das sehen zu können, kannst Du in einer Liste aus Keywords auf das SERP-Feature "AI-Inhalte" filtern und bekommst dann nur Keywords angezeigt, bei dem KI im Suchergebnis vorkommt.
Brodie denkt, dass die prominenteste URL hier eine Impression bekommt, wenn das Ergebnis nicht aufgeklappt wird. Das wäre im Beispiel oben Wikipedia. Ich bin mir da nicht sicher. Bei Product Grids aus dem Shopping Graph kommt es auch erst dann zu einer Impression, wenn das Produkt angeklickt wird und die URLs der rankenden Seiten klickbar sind.
Vor ein paar Monaten habe ich bereits gesagt, dass die SGE, so wie man sie in den Labs sieht, vermutlich nicht 1:1 erscheinen wird. Stattdessen kommen häppchenweise einzelne getestete Features, wenn sich das mit dem Umsatz aus Suchanzeigen verträgt.
Auch denkbar: Die SGE wird größtenteils nur bei Suchanfragen ausgespielt, bei denen Google durch ausreichend Tests herausgefunden hat, dass die angesprochenen Umsätze nicht torpediert werden.
In einem Blogbeitrag hatte Google letzten Monat weitere KI-Features vorgestellt, von denen mehrere aber bereits seit letztem Jahr im Einsatz sind. Neu ist das "Klamotten-Tindern".
Wie geht es Dir mit dem KI-Thema? Befindest Du Dich nach dem Gipfel der überzogenen Erwartungen im Tal der Enttäuschungen (siehe Gartner Hype-Zyklus), oder hat Dich das Hype-Fieber (wie mich) nie so richtig gepackt?
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