Wirklich wahres Wingmen SEO Wissen für wache Webmarketer #198
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Nils Warnick
Nils Warnick
Consultant
🏟 SEOs machen X-fach Vorträge

Letzte Woche war es mal wieder so weit. Die SMX in München ist jedes Jahr aufs Neue ein Highlight im SEO-Kalender.

Wir waren natürlich auch am Start – sowohl in den Sessions als auch mit einem eigenen Stand, an dem fleißig mit dem SEO-Schmerz gespielt wurde. Außerdem sprang Jolle spontan für Florian in der Moderation ein und Johan hielt auch einen Vortrag. Puhhh ganz schön geballte Wingmenschen-Power!

Das Wingmen-Team mit drei Mitspielern spielt am Messestand das Spiel 'Oh, menno Guughl.

Martin Splitt auf X.

Wie immer hat es Spaß gemacht, sich zu treffen, auszutauschen und zu lernen. Falls Du also noch nicht genug von uns hast, haben wir unsere Highlights der SMX und weitere SEO-News für Dich im Gepäck:

  • Johan jongliert wilde Verticals

  • Behrend beschäftigt sich mit dem Attributions-Begräbnis

  • Philipp philosophiert über Content-Framework

  • Sandra sondiert Knime Fehler

  • Hannah ist JAKO-O-Heartbroken

Achja, übrigens: Inzwischen hat bei den Core Web Vitals INP auch endlich FID als Metrik abgelöst. Was es damit auf sich hat, hat Behrend schon einmal in diesem Artikel behandelt.

Viel Spaß beim Lesen! 

Deine Wingmenschen

Was wir gelesen haben
Johan von Hülsen
Johan von Hülsen
Geschäftsführender Gesellschafter
Ein von unbeugsamen Googlern bevölkertes Europa hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten

Ich finde die Asterix-Hefte fantastisch. Der Humor ist vergleichsweise gut gealtert, dafür, dass der Humor auf der Reproduktion von Stereotypen basiert.

Und wenn man die Hefte liebt, dann kommt einem der Satz meiner Überschrift immer wieder in den Kopf:

Oder wenn Google in Europa die Darstellung der Suchergebnisse anders gestaltet, als im Rest der Welt.

In Vorbereitung für den Digital Markets Act der EU wird die bisher eher lächerliche Darstellung der Alternativen zur Google Maps Integration in ein echtes Feature geändert.

Queries aus den Bereichen Travel (booking), Local (gelbeseiten) und Shopping (idealo) kriegen ein prominentes Carousel, das eine höhere CTR haben dürfte, als die alte Integration (hier lag auch für den ersten im Slider die CTR weit unter 1%). Dazu kommen neue Spezial-Suchpillen in den Ergebnissen, die ein Refinement nur auf Orte oder Jobs ermöglichen.

Über den Suchergebnissen sehen wir die neuen Filteroptionen (in den letzten Wochen konnte man die schon häufig in Tests beobachten):

Screenshot-Snippet aus der Google-Suche für den Begriff "fernseher kaufen". Unterhalb des Suchbegriffes sind Tabs mit "Alle", "Produkte", "Produktwebsites", "Bilder", "Orte". Darunter sind Pills zum weiteren Filtern wie "Smart TV", "Used", "Nearby", "Samsung" und "LG".

Ein Klick auf "Produktwebsites" führt zu einer Ergebnisliste, die ausschließlich von Preisvergleichen (idealo, guenstiger) und Vergleichsseiten (vergleich, testit) bevölkert wird.

Ein Klick auf "Produkte" dagegen führt zu Google Shopping.

Nach den ersten organischen Treffern (auf der Hauptseite „Alle") gibt es das neue Carousel (in diesem Fall unter der Maps-Integration):

Ausschnitt aus der Google SERP mit neuem Carousel Feature, das sich in diesem Fall unter der Maps-Integration befindet

Hier ist deutlich zu sehen, dass die Integration eher der Integration der Top-Seiten in der SGE ähnelt, als die alte Maps-Integration.

Hier einmal der Vergleich für „Bewerbungsfoto Ahrensburg":

Alt:

Alte Darstellung der SERP inklusive Map-Integration für die Query "bewerbungsfoto ahrensburg"

Neu: Neue Darstellung der SERP mit Carousel für die Query "bewerbungsfoto ahrensburg"

Gut zu sehen, dass hier die CTR auch ohne Foto wesentlich besser sein wird, als mit der alten Integration.

Neu sind auch die unterschiedlichen Darstellungen dann auf den „Filter-Seiten".

Hier einmal die Darstellung des ersten Treffers für „bewerbungsfoto ahrensburg" in der neuen Filter-Seite „Websites zu Orten":

SERP von Google für das Keyword "bewerbungsfoto ahrensburg". Der Reiter "Websites zu Orten" ist ausgewählt, inklusive neuen Carousel Features

Bist Du in den Bereichen

  • Produktvergleiche

  • Jobs

  • Flüge

  • Branchenbücher (im weitesten Sinne)

unterwegs, dann hast Du folgende Aufgaben:

  1. Prüfen, ob Du überhaupt in diesen Features angezeigt wirst. (Wenn nicht, kannst Du eine Inklusion über die verlinkten Formulare beantragen.)

  2. Prüfen, wie Du dargestellt wirst. Hast Du den gleichen Platz wie Deine Wettbewerber? Hast Du ein Bild?

  3. Wie wirkt sich das auf die CTR aus? Lohnt es sich, mit den Bildformaten und Title-Attributen zu spielen?

  4. Die Reihenfolge innerhalb des Carousels scheint sich weiterhin an den normalen Ergebnissen zu orientieren. Durch die auffälligere Integration kann das aber bei manchen Queries ein schöner Shortcut auf Seite 1 sein.

  5. Stelle in der GSC einen Feature-Request, dass Du in der Lage sein möchtest, die Klicks in diesem Feature von normalen Klicks zu unterscheiden. Wir brauchen außerdem Informationen, ob der Klick auf der normalen Ergebnis-Seite stattgefunden hat, oder auf einer Filterseite.

Was denkst Du über die Änderung?

Behrend von Hülsen
Behrend von Hülsen
Consultant
Attribution is tot (im Gegensatz zu SEO vermutlich wirklich)

Auf der SMX hat Rand Fishkin über aktuelle Probleme bei der Attribution geredet.

Online Marketing-Menschen waren jahrzehntelang verwöhnt mit der Möglichkeit, Conversions konkreten Marketingaktivitäten zuzuordnen. 

Rand rantete jetzt darüber, dass es heute nicht mehr so ist, vielleicht nie so war und noch viel schlimmer kommen wird.

Man sollte natürlich nicht vergessen, dass es für ihn als CEO von Sparktoro möglicherweise auch im Sinne seines Geschäftsmodells ist, die Verlässlichkeit von herkömmlicher Marketing-Attribution zu hinterfragen. Das bedeutet aber nicht, dass er Unrecht hat:

Ad-Blocker blockieren nicht nur Werbung, sondern auch die Datenerfassung und auch von den übrigen Nutzern gibt, je nach Zielgruppe, nur ein Bruchteil seinen Consent.

Gleichzeitig wird es auch mit Nutzer-Consent immer schwerer zuzuordnen, welche Marketing-Kontakte ein Nutzer vor einer Conversion hatte. Der Anteil an nicht attribuierbarem Traffic wird immer höher:

  • AdBlocker und Browser beschneiden immer stärker die Referrer-Informationen

  • Viel (organic) Social Traffic sendet heute bewusst keine Referrer-Informationen

  • Plattformen neigen immer mehr dazu, den Traffic möglichst auf der Plattform zu halten

Mit der Auflösung von Third Party Cookies, die vermutlich im Laufe des Jahres kommen wird, wird das nochmal erheblich schwieriger. Dann wird auch mit Consent des Nutzers eine Attribution für viele Marketingkanäle erschwert und Werbetreibende müssen sich auf das verlassen, was aus Googles Privacy Sandbox rausfällt... Es ist wohl kein Zufall, dass in GA4 die Attributionsmodelle weggefallen sind, die für Google Ads von Nachteil waren.

Gleichzeitig bestehen alte Probleme der Attribution von Conversions weiter. Es muss nicht gleich AdFraud sein (zu der Rand eine schöne Pizzeria-Analogie hatte). Nutzer verbringen weit mehr Zeit auf Social Media als in der Suche. Dennoch macht die Google-Suche 60% der Traffic-Referrals aus (Zahlen aus den USA, aber bei uns wird es ähnlich sein). Oder um es mit Rands Worten zu sagen:

"Social media is where people get the idea what to search for!"

Brand Traffic aus der Suche können wir auch kaum als Googles Verdienst zählen, aber Google verrät schon lange nicht mehr, über welche Keywords einzelne Nutzer auf die Seite gekommen sind.

Und große Teile der User Journey können wir einfach nicht tracken. Die besten Marketing-Maßnahmen sind vielleicht diejenigen, die Du am schlechtesten attribuieren kannst.

Häufig wäre ein Nutzer vielleicht auch ohne eine Anzeige bei Dir gelandet, um Dein Produkt zu kaufen. Darum bittet Rand eindringlich:

"If you throw money at ads, at least test shutting them off and see how many ads-conversion you would get without them!"

Wenn Du bei der Analyse Unterstützung möchtest, sag uns gerne Bescheid! Wir prüfen gern, wo unnötig Geld für Ads ausgegeben wird oder wo SEA den Erfolg der SEO Rankings beeinflusst. Geschickt kombiniert kann man Synergieeffekte nutzen und aus beiden Kanälen mehr rausholen. 

Du hast das schon gemacht und weißt, dass Du die Ads wirklich für signifikante Anteile Deiner Conversions brauchst und fragst Dich, wie Du jetzt feststellen kannst, welche Ads erfolgreicher sind?

Wenn es nach Rand geht, geht Marketing-Attribution heute im Prinzip wieder so wie vor 50 Jahren. Verkaufst Du mehr, wenn Du ein Plakat an der Kreuzung aufhängst? Erfasse wie viele Leute am Plakat vorbeigekommen sind und messe die Korrelation zu Deinen Ladenbesuchern und Verkaufszahlen.

Die klassischen Vanity-Metrics (Impressions, Page-Views, Session-Count etc) sind nach wie vor erfassbar und dabei wesentlich datenschutzfreundlicher, als die Nutzer durchs ganze Internet zu verfolgen.

"Perfect attribution is a dream of the past"

Attribuiere nicht, sondern teste, was sich tatsächlich auswirkt. Ein großer Teil der Attribution war sowieso schon immer Augenwischerei.

Rands schöner Schlusssatz dazu war:

"It's weird to say 'just give up' but it works"

 Philipp Götza
Philipp Götza
Junior Consultant
Ein zusammenhängendes Content-Framework, um (nicht nur) Dich an Dein Ziel zu bringen

"Meine erste und sicher nicht meine letzte SMX." Wir hatten an unserem Stand auf der SMX viel Spaß. Neben unglaublichen Duellen am Spieltisch in "Wie viel Schmerz kann ein SEO ertragen?" hatte ich auch tolle Gespräche mit bekannten und (bisher) unbekannten Gesichtern. Das war schön.

In der Einleitung siehst Du Martin Splitt – ich glaube, er hatte Spaß. Legenden zufolge ist er in unserem Spiel unbesiegt.

Meine drei Favoriten-Vorträge waren der

  • von Johan – Beyond Crawling: Warum Deine Seiten (nicht) indexiert werden

  • Jes Scholz – From Search to Surfaces: Your Guide to Google's Metamorphosis

  • und Alexander Rus – Aufbau eines kohärenten Content-Frameworks

Letzteren kriegst Du jetzt als Recap um die Ohren. Ein paar Gedanken zu den anderen Vorträgen findest Du in diesem LinkedIn Posting von mir.

Lektion #1 – Das größte Problem warum SEO & Content Marketing scheitert: Der Wert wird nicht verstanden

Das Titel Slide "Aufbau eines kohärenten Content-Frameworks". Man sieht Alexander, wie er den Vortrag einleitet.

Alexander hat in seinem Vortrag 4 Lektionen aus dem Alltag seiner Agentur Evergreen Media geschildert und daraus abgeleitet, wie wir es besser machen können.

Das große Problem: Wir sind gut darin, uns in Nutzer und Nutzerinnen hinein zu versetzen – gleichzeitig aber schlecht darin, die wichtigen Entscheider und Entscheiderinnen zu verstehen:

Zitat von Adam Goyette: „The problem isn't that your CEO "doesn't get marketing" as many marketers love to lament. The  problem is they care about how marketing is impacting revenue and you are making that impossible to understand or even worse hiding from it."

Das Budget fehlt, Zeit ist nicht da und am Ende gehen wenige Inhalte live. Das ist fehlender Durchsatz – quasi der Tod Deiner SEO- und Content-Vorhaben.

Nicht nur, weil keine Inhalte online gehen, sondern weil Durchsatz (= mehr/häufiger Inhalte erstellen) bedeutet, dass Prozesse runder laufen und mehr Erfahrung hilft, bessere Inhalte zu erstellen.

Damit Dein Content-Vorhaben nicht an fehlendem Durchsatz stirbt, musst Du Dir folgende Fragen stellen und an die Personen denken, die über Dein Budget & Co. entscheiden:

  1. Was bringt das genau?

  2. Warum sollte [PERSON] das machen (= mir Budget geben)?

Kommuniziere den Wert Deines Vorhabens mit der Gleichung von Alex Hormozi:

Die Formel von Alex Hormozi. (Traumergebnis x wahrgenommene Erfolgswahrscheinlichkeit) dividiert durch (Zeitverzögerung x Aufwand) = Wert

  • Traumergebnis = was jemand sich wünscht (z. B. X Euro Umsatz durch die organische Suche) 

  • wahrgenommene Erfolgswahrscheinlichkeit = wie wahrscheinlich ist es, dass dieser Traum Realität wird

  • Zeitverzögerung = wie lange dauert es, bis das Traumergebnis eintreten kann

  • Aufwand = wie viel Zeit, Geld, etc. man reinstecken muss

Am Ende erhält man einen Wert. Das klingt relativ abstrakt, aber wenn Du als Inhouse SEO oder wir als Dienstleister dafür sorgen können, dass der Wert am Ende höher ist, dann werden wir verstanden. Wie gelingt das?

  • Wir steigern die Erfolgswahrscheinlichkeit dramatisch, weil wir unser Handwerk kennen und einen hohen Erfahrungsschatz haben (statt 30% kommen wir auf 70%)

  • Wir tun/empfehlen genau die Dinge, die den größten Impact in kürzester Zeit haben und reduzieren die Zeitverzögerung (statt 2 Jahre, schaffen wir das in einem Jahr)

  • Wir reduzieren den Aufwand und die Kosten, da wir wissen, worauf es ankommt (statt 100k braucht es am Ende nur ein 50k Investment)

Ich habe mich im Vortrag stark an unsere Session beim Offsite mit Dominik Schwarz zurückerinnert. Zum Artikel "4 Tipps, wie Du besser in der SEO wirst: Kommunikation > Alles andere"

Lektion #2 – Potenzial, Aufwand und die Erfolgswahrscheinlichkeit richtig kommunizieren

Wir sprechen eine Sprache, die andere Menschen nicht verstehen. Das war einer der Punkte aus dem verlinkten Artikel. Alexander hat im Vortrag aufgezeigt, wie er das Potenzial einer SEO- und Content-Investition kommuniziert. Hierfür greift er auf eine Sprache zurück, die verstanden wird.

TAM, SAM und SOM. Hast Du vielleicht schon mal gehört. Das sind keine seltsamen Personennamen, sondern Abkürzungen für "Total Available Market", "Serviceable Addressable Market" und "Serviceable Obtainable Market". In leicht abgewandelter Form kann man das für eine Potenzialanalyse nutzen und die kryptischen Terme in leicht verdauliche Kost verwandeln.

Am Ende entsteht ein Bild, was für Entscheider und Entscheiderinnen verständlich ist.

  • Wie groß ist der gesamte Markt (TAM)

  • Wie groß ist der Markt, den wir durch unser Angebot ansprechen können (SAM)

  • Wie groß ist der Markt, der sich auf jeden Fall monetarisieren lässt (SOM)

Eine Grafik, aus dem gesamten verfügbaren Suchmarkt (großer grüner Kreis), dem erreichbaren Suchmarkt (kleinerer gelber Kreis) und einem kleinen roten Kreis (kommerziell erreichbarer Suchmarkt).

Wie gesagt, die Definition von SAM und SOM ist angepasst.

Ein weiteres Beispiel: Anstatt von Share of Voice zu sprechen, kannst Du vom Marktanteil sprechen. Welchen Anteil am definierten Keyword-Set hat die Konkurrenz und wie groß ist mein Stück vom Kuchen?

Besonders hilfreich: Falls die Konkurrenz mal zulegt und Marktanteile gewinnt, hast Du gute Argumente für mehr Budget & Ressourcen, da niemand mag, wenn die Erzrivalen die Führung übernehmen, den Vorsprung ausbauen, oder eigene Marktanteile "klauen".

Was Dir garantiert helfen wird: Leite die SEO-Ziele von den Unternehmenszielen ab und breche herunter, was Du am Ende als Input liefern musst, damit diese Ziele erreichbar sind. Das ist total logisch, wird aber oft nicht gemacht.

Ziele geben gleichzeitig auch vor, wie viel Budget und Ressourcen Du benötigst. Hast Du kein Budget und keine Ressourcen, dann ist das Ziel unerreichbar. Laut Alexander ist das hier die wichtigste Folie gewesen:

Die Ableitung von Content- und SEO-Zielen erfolgt von den Unternehmenszielen. Mehr organischer Umsatz benötigt 300 Leads in 12 Monaten. Um das zu erreichen, braucht es 10.000 Einstiege über die organische Suche und um das zu erreichen, braucht es einen gewissen Input (z. B. Seiten, Backlinks, etc.)

Erinnerst Du Dich an meine Bücherliste zum Jahresende? Working Backwards habe ich Dir wärmstens empfohlen. Auch ich habe in meiner Kundenarbeit festgestellt, dass Input-Metriken in der Kommunikation extrem hilfreich sind.

Ein Cheat Code von Alexander, der für Lacher im Publikum gesorgt hat: Nimm eine der wichtigen Lieblingsseiten von der Geschäftsführung und zeige auf, wie minderwertig der eigene Inhalt im Vergleich zur Konkurrenz ist, indem Du sie nebeneinander legst. Voraussetzung ist natürlich, dass die eigene Seite (deutlich) schlechter ist, als die der Konkurrenz.

"Logic makes you think, emotions make you act" 

– Alan Weiss

Lektion #3 – Zweck und Priorisierung nachvollziehbar machen – "Halte es einfach, Dummkopf!"

Das gelingt Dir, indem Du eine Geschichte erzählst. Dafür kannst Du auf den SEO-Ansatz, Dein Geschäftsmodell, Deine Branche und die Marktsituation zurückgreifen:

Vier Blöcke, mit dem SEO-Ansatz (Integrator oder Aggregator), dem Geschäftsmodell (z. B. B2C E-Commerce, SaaS, etc.), der Branche (z. B. Finanzen, Maschinenbau, etc.) und Marktsituation (z. B. Marktführerschaft, Anzahl der Konkurrenten, Autorität der eigenen Domain, etc.)

Wenn man das hört, klingt es für die Adressaten nachvollziehbar und logisch, warum man etwas Bestimmtes machen muss.

Was Dir bei der Priorisierung helfen kann, sind KOB-Analysen (Keyword Opposition to Benefit). Ich kenne das Konzept von Ross Hudgens (Siege Media). Hier werden Suchvolumen, Klickrate (auf Platz 1), Klickpreise, Keyword Difficulty und Stundenaufwand für die Erstellung in einer Formel zusammengebracht und ein Score errechnet. Je höher der Wert, desto größer ist die Priorität bei der Content-Erstellung:

Formel der KOB-Analyse = (Gesamt-Suchvolumen der Seite x Klickrate auf Platz 1 x max. Klickpreis) dividiert durch (maximale Keyword Difficulty x Stundenaufwand) = KOB-Wert

Die Keyword Difficulty ist nicht unbedingt der Wert, mit dem ich gerne arbeite. Je nach Tool erhält man sehr unterschiedliche Einordnungen und nur weil es potenziell schwierig wäre, für eine Suchanfrage zu ranken, heißt das nicht, dass man diesen Inhalt nicht haben sollte – oder lange wartet, weil diese Analyse zu dem Ergebnis kam.

Wie immer gilt: Nutze Deinen Hausverstand.

SEO bzw. die organische Suche ist nicht der einzige Kanal, der Traffic bringen kann. Gleichzeitig werden Suchvolumen, Klickpreise und die angesprochene Keyword Difficulty häufig unterschiedlich bewertet bzw. gemessen. Als Dimension fehlt mir auch eine Berücksichtigung anderer Kanäle oder der mögliche strategische Wert, den ein Inhalt haben kann.

Dennoch ein Werkzeug, das man gut und gerne im Tool-Kasten haben kann. Man kann eine KOB-Analyse auch um weitere Dimensionen erweitern, um ein vollständigeres Bild zu bekommen.

Lektion #4 – Einfache Regeln, um alles auf Schiene zu halten

Begeisterung steckt an. Deshalb sollte jemand ein SEO- und Content-Projekt leiten, der/die das gut kann. Um nicht an einem zu großen Block zu scheitern, empfiehlt Alexander, mit kleinen Projekten zu starten. Bei der Empfehlung gehe ich mit.

Je mehr Menschen involviert sind und je komplexer alles wird, desto schwieriger. Kleine Projekte, die gut funktionieren, können Munition für weitere Projekte sein. Markus Hövener spricht in seinem Podcast gerne von sogenannten "Leuchtturmprojekten". Erstmal einen Fuß auf den Boden kriegen.

Um zusätzlich auf Schiene zu halten, kann eine Einordnung für den Zeitaufwand, KI-Einsatz & Co. helfen. Nicht jeder Inhalt braucht bei gleicher Länge gleich viel Zeit:

Eine beispielhafte Tabelle, wie viel Zeit und KI-Input in ein bestimmtes Content Piece fließen sollte, als Leitplanken, für die Content-Ersteller und -Erstellerinnen.

Im Gegenteil, zusätzlicher Aufwand kann einen schwindenden Grenzertrag (Diminishing Returns) oder gar keinen Mehrertrag haben.

Bei dem Beispiel musste ich an die Quality Cliff von Animalz denken:

Die Quality Cliff von Animalz. Auf der X-Achse ist der Content Spend (= wie viel Zeit, Geld, etc. stecke ich in den Content) und auf der Y-Achse der Content Return (z. B. Traffic, Umsatz, etc.). Ab einem bestimmten Punkt nimmt der Grenznutzen ab, irgendwann erreicht der Content Return sein Maximum und zusätzlicher Spend führt nicht zu mehr Return. Eine detaillierte Beschreibung des Bildes folgt direkt unter dem Bild.

Grafikbeschreibung: Auf der X-Achse ist der Content Spend zu sehen – also die Investition (Zeit, Aufwand, Geld, etc.) in den Content. Auf der Y-Achse sind die Content Returns abgebildet – also was bekomme ich an Performance (z. B. Traffic oder Umsatz) aus dem Content heraus.

Um überhaupt Ertrag aus Content gewinnen zu können, muss ein bestimmter Schwellwert überschritten sein. Ab einem bestimmten Punkt beginnt der zusätzliche Grenzertrag abzunehmen. Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem die Ergebnisse maximiert sind.

Danach führen weitere Investitionen bei der Erstellung des Contents zu keinem Mehrwert – es lohnt sich also nicht noch mehr Zeit, Geld und Energie in den Content zu investieren. Die Quality Cliff ist nicht für jede Art und jeden einzelnen Inhalt gleich.

Bestimmte Inhalte haben einen niedrigeren Basis-Schwellwert, sodass die ursprüngliche Investition grundlegend kleiner sein muss, bis Ergebnisse erzielt werden können. Darum können Leitplanken für die Content-Erstellung durchaus hilfreich sein.

Da KI in aller Munde ist, empfiehlt Alexander den Einsatz einer Prompt Library und Custom GPTs – das habe ich auf dieser Konferenz mit am häufigsten gehört.

Das MUSST Du aus meinem Artikel mitnehmen

Du kannst alles über SEO wissen, aber wenn Du nicht kommunizieren kannst, hilft Dir auch das beste Fachwissen nicht.

Parallele zur Technik in der SEO: Wenn da was richtig unrund läuft, kannst Du noch so gute Inhalte haben, es wird Dir nicht helfen.

Das letzte Learning: Von Anfang an "hart kommunizieren" und klarmachen, dass es eindeutiges Commitment braucht, damit suchmaschinengetriebenes Content Marketing Früchte tragen kann. Das gilt für alles, was mit Strategie zu tun hat.

Einer Strategie zu folgen, bedeutet, für längere Zeit in die richtige Richtung zu laufen.

Manchmal kann es kleine Umwege geben, die Dich zum Umkehren motivieren könnten. Aber es ist wichtig, dieser Versuchung zu widerstehen und die Strategie nicht nur zu entwickeln, sondern sie auch durchzuziehen.

"Many of life's failures are people who didn't realize how close they were to success when they gave up."

– Thomas Edison

Sandra Radtke
Sandra Radtke
Consultant
Sandra: Ich habe bei KNIME Fehler gemacht, damit Du es nicht musst

Aller Anfang ist schwer. Und auch, wenn man aus Fehlern bekanntlicher Weise lernt, kosten manche einfach unnötig Zeit. Damit Du Deine Zeit sinnvoll nutzen kannst, hab ich hier meine Top 3 KNIME-Fehler für Dich (Johan und Flo bitte scrollt einfach schnell weiter): 

1. Ein String ist keine Number

Und deswegen kannst Du mit Strings (Zeichenfolgen) in KNIME auch keine Berechnungen durchführen. Auch wenn mir klar ist, dass String und Number zwei unterschiedliche Dinge sind, habe ich das in KNIME nochmal auf die harte Tour lernen müssen...

Denn das KNIME Daten, die in unserem Kopf eine Zahl sind, nur als String erkennt, kann schnell mal passieren. Liest Du zum Beispiel eine CSV ein, in der CTR-Werte mit Prozentzeichen vorkommen - wie "2.3%" - dann ist das logischerweise ein String, auch wenn Dein Kopf etwas anderes denkt.

In der Node "Constant Value Column" kannst Du ebenfalls eine Zahl fälschlicher Weise als String hinzufügen. "String" und nicht "Number" ist in der Node nämlich der vorausgewählte Wert.

Screenshot aus den Settings der Node "Constant Value Column", in denen für die Zahl 1 der Typ "String" ausgewählt ist.

Achte also beim Daten-Einlesen oder Hinzufügen darauf, dass Zahlen wirklich Numbers und keine Strings sind.

2. Ohne Beschriftungen regiert das Chaos

Wenn Du an einem neuen Workflow arbeitest, ist alles logisch. Aber nach drei Monaten weißt Du vermutlich nicht mehr so genau, was die einzelnen Nodes machen. Da kann schon der kleinste Workflow zum großen Mysterium werden. Das dann wieder aufzudröseln dauert einen Moment oder wüsstest Du auf Anhieb, was in diesem Workflow vorgeht?

Workflow mit 5 Nodes ohne Beschriftung.

Deswegen mein Tipp: Nutze Kommentare und Workflow-Anmerkungen. Kommentare kannst Du über "Add comment" unter jeder Node hinzufügen:

Ausgewählte Node mit Hinweis "Add comment"

Wenn mehrere Nodes einen Prozess bilden - wie zum Beispiel eine Berechnung - kannst Du das zusätzlich mit einer Workflow-Anmerkung kennzeichnen. Dafür musst Du einfach nur einen Rechtsklick machen und "New workflow annotation" auswählen. Damit kannst Du einen Kasten mit Deiner Anmerkung um mehrere Nodes ziehen:

2 Nodes, um die eine Beispiel-Workflow-Anmerkungen als Kasten gezogen wurde.

Klingt für Dich nach unnötigem Mehraufwand? Spätestens, wenn Du mal in einem komplexen Workflow auf Fehlersuche gehen musst, sparst Du Dir mit Node-Kommentaren und Anmerkungen viel Zeit - glaub mir...

Komplexer KNIME-Workflow mit vielen Anmerkungen und Kommentaren.

3. Auf Google Sheets zu warten, ist keine Lösung

Google Sheets hat seine Belastbarkeitsgrenzen. Und wenn man mit großen Datenmengen versucht, diese auszutesten, dauert das. Als eher ungeduldiger Mensch gelingt es mir nicht, diese Wartezeit dann als kontemplative Pause zu nutzen. Nein, mich nervt das.

KNIME ist hingegen deutlich schneller. Wenn Du also das nächste Mal bei Google Sheets nach Minuten des Wartens nur in einem Popup gefragt wirst, ob Du noch weiter warten möchtest, dann lies die Tabelle direkt bei KNIME ein.

Spätestens aber, wenn Du diesen Hinweis siehst, ist KNIME die richtige Wahl:

Screenshot der Fehlermeldung aus Google Sheets: There was a problem. This action would increase the number of cells in the workbook above the limit of 10000000 cells.

Ich wette, sobald Du Deine Daten in KNIME bearbeitest, wirst Du Dir denken: "Hätt' ich das doch schon mal früher so gemacht" - so wie ich, nachdem ich angefangen habe KNIME zu nutzen.

Wenn Du mit KNIME schon arbeitest, freu ich mich, auch von Deinen Top-Fehlern zu hören.

Hannah Rohde
Hannah Rohde
Junior Consultant
Doppelt gebrochenes Herz

Als Mutter habe ich die Qualität von JAKO-O Produkten immer geschätzt. Die perfekten Matschanzüge beispielsweise. Und ich habe mich immer gefreut, dass Kleidung und Spielzeug farbenfroh und nicht nur "modern pastell" waren... Na gut, aber eigentlich wollen wir uns hier ja SEO Themen widmen ;) 

Nun gibt es JAKO-O leider nicht mehr - das finde ich super schade. 

Einen Teil der Produkte wird es zukünftig bei haba-play.com geben. Das führt mich zum zweiten weinenden Auge. Denn der Großteil der Sichtbarkeit von JAKO-O ist ebenfalls futsch.

Ein Crawl der JAKO-O Seite zeigt: Null Weiterleitungen. Die Website besteht nur noch aus der Startseite. Der Sistrix Sichtbarkeitsindex zeigt das sehr deutlich. Allein in der letzten Woche wurden 66% der Sichtbarkeit verloren. 

Screenshot aus Sistrix: Vergleich Sichtbarkeitsindex jako-o.com, dargestellt mit einer roten Linie, die Anfang März rasant bergab geht und im Vergleich der Sichtbarkeitsindex von haba-play.com, dargestellt mit einer blauen Linie, die relativ konstant bleibt und keinen Uplift im März erhält

Na gut, ganz so krass ist es auch nicht - es wurde nicht Alles gelöscht - es wurden Weiterleitungen eingerichtet, aber die Seiten sind nicht mehr von der JAKO-O Seite verlinkt, weshalb sie im Crawl natürlich nicht auftauchen. ;)

Mit einer einfachen Site:Abfrage finde ich noch etwa 4.500 JAKO-O URLs bei Google. Scrolle ich mich durch die Ergebnisse, sehe ich zahlreiche Titles und Descriptions, die bereits HABA beinhalten. Klicke ich auf verschiedene Ergebnisse, lande ich jedoch nur auf der JAKO-O Startseite "JAKO-O sagt Tschüss!" mit einem Link zum HABA Shop.

Der Großteil der JAKO-O Urls scheint auf die JAKO-O Startseite weiterzuleiten. Nur vereinzelt sind Weiterleitungen auf die HABA-Seite eingerichtet.

Das Magazin wurde beispielsweise auf die HABA Seite umgezogen und die Artikel weitergeleitet. 

Auch für die einzelnen Produkte, die übernommen wurden bei HABA konnte die Sichtbarkeit nicht gehalten werden. Der Schranktrolley beispielsweise sieht von der Sichtbarkeit her so aus (blauer Verlauf: JAKO-O, roter Verlauf: HABA):

Screenshot aus Sistrix - Sichtbarkeitsindex im Vergleich: Die Schranktrolley-URL von Haba, dargestellt mit einer roten Linie, die im März leicht ansteigt und der Schranktrolley-URL von jako-o, dargestellt mit einer blauen Linie - dieser Verlauf liegt deutlich höher als die rote Linie der Haba-URL und sinkt radikal Ab im März.

Hier wurde aber die Weiterleitung zumindest gesetzt, die Sichtbarkeit kann sich also noch entwickeln. 

Für den anscheinend beliebten Schnullerhasen sieht es deutlich besser aus (roter Verlauf JAKO-O, blauer Verlauf HABA):

Screenshot aus Sistrix am 15.03.24 - Sichtbarkeitsindex im Vergleich: mit einer roten Verlaufslinie dargestellt die Sichtbarkeit der JAKO-O Schnullerhasen-URL. Die Scihtbarkeit liegt bei ca 0,012 und geht im März auf Null runter. Mit einer blauen Linie dargestellt wird die Sichtbarkeit der Schnullerhasen-URL von  Haba - diese steigt seit März an und übertrifft die Sichtbarkeit der jako-o URL nach dessen Wegfall auf Null.

Was hätten JAKO-O und HABA besser machen können? 

Zum einen natürlich: Die tollen Anzüge nicht aus dem Sortiment nehmen ;) 

Und zum anderen: Die Rankingsignale der Seite und Marke retten, indem noch mehr Weiterleitungen auf die HABA-Seite gesetzt werden. 

In einigen Fällen ist das auch geschehen - so leiten die Bastelsets, Kuscheltiere und Koffer URLs auf die entsprechenden HABA URLs weiter. Aber die URLs, dessen Produkte nicht übernommen wurden, leiten lediglich auf die Startseite von JAKO-O weiter. Dadurch bleiben einige URLs und damit auch einiges an Sichtbarkeit und Potenzial auf der Strecke...

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