"Meine erste und sicher nicht meine letzte SMX." Wir hatten an unserem Stand auf der SMX viel Spaß. Neben unglaublichen Duellen am Spieltisch in "Wie viel Schmerz kann ein SEO ertragen?" hatte ich auch tolle Gespräche mit bekannten und (bisher) unbekannten Gesichtern. Das war schön.
In der Einleitung siehst Du Martin Splitt – ich glaube, er hatte Spaß. Legenden zufolge ist er in unserem Spiel unbesiegt.
Meine drei Favoriten-Vorträge waren der
von Johan – Beyond Crawling: Warum Deine Seiten (nicht) indexiert werden
Jes Scholz – From Search to Surfaces: Your Guide to Google's Metamorphosis
und Alexander Rus – Aufbau eines kohärenten Content-Frameworks
Letzteren kriegst Du jetzt als Recap um die Ohren. Ein paar Gedanken zu den anderen Vorträgen findest Du in diesem LinkedIn Posting von mir.
Lektion #1 – Das größte Problem warum SEO & Content Marketing scheitert: Der Wert wird nicht verstanden
Alexander hat in seinem Vortrag 4 Lektionen aus dem Alltag seiner Agentur Evergreen Media geschildert und daraus abgeleitet, wie wir es besser machen können.
Das große Problem: Wir sind gut darin, uns in Nutzer und Nutzerinnen hinein zu versetzen – gleichzeitig aber schlecht darin, die wichtigen Entscheider und Entscheiderinnen zu verstehen:
Das Budget fehlt, Zeit ist nicht da und am Ende gehen wenige Inhalte live. Das ist fehlender Durchsatz – quasi der Tod Deiner SEO- und Content-Vorhaben.
Nicht nur, weil keine Inhalte online gehen, sondern weil Durchsatz (= mehr/häufiger Inhalte erstellen) bedeutet, dass Prozesse runder laufen und mehr Erfahrung hilft, bessere Inhalte zu erstellen.
Damit Dein Content-Vorhaben nicht an fehlendem Durchsatz stirbt, musst Du Dir folgende Fragen stellen und an die Personen denken, die über Dein Budget & Co. entscheiden:
Was bringt das genau?
Warum sollte [PERSON] das machen (= mir Budget geben)?
Kommuniziere den Wert Deines Vorhabens mit der Gleichung von Alex Hormozi:
Traumergebnis = was jemand sich wünscht (z. B. X Euro Umsatz durch die organische Suche)
wahrgenommene Erfolgswahrscheinlichkeit = wie wahrscheinlich ist es, dass dieser Traum Realität wird
Zeitverzögerung = wie lange dauert es, bis das Traumergebnis eintreten kann
Aufwand = wie viel Zeit, Geld, etc. man reinstecken muss
Am Ende erhält man einen Wert. Das klingt relativ abstrakt, aber wenn Du als Inhouse SEO oder wir als Dienstleister dafür sorgen können, dass der Wert am Ende höher ist, dann werden wir verstanden. Wie gelingt das?
Wir steigern die Erfolgswahrscheinlichkeit dramatisch, weil wir unser Handwerk kennen und einen hohen Erfahrungsschatz haben (statt 30% kommen wir auf 70%)
Wir tun/empfehlen genau die Dinge, die den größten Impact in kürzester Zeit haben und reduzieren die Zeitverzögerung (statt 2 Jahre, schaffen wir das in einem Jahr)
Wir reduzieren den Aufwand und die Kosten, da wir wissen, worauf es ankommt (statt 100k braucht es am Ende nur ein 50k Investment)
Ich habe mich im Vortrag stark an unsere Session beim Offsite mit Dominik Schwarz zurückerinnert. Zum Artikel "4 Tipps, wie Du besser in der SEO wirst: Kommunikation > Alles andere"
Lektion #2 – Potenzial, Aufwand und die Erfolgswahrscheinlichkeit richtig kommunizieren
Wir sprechen eine Sprache, die andere Menschen nicht verstehen. Das war einer der Punkte aus dem verlinkten Artikel. Alexander hat im Vortrag aufgezeigt, wie er das Potenzial einer SEO- und Content-Investition kommuniziert. Hierfür greift er auf eine Sprache zurück, die verstanden wird.
TAM, SAM und SOM. Hast Du vielleicht schon mal gehört. Das sind keine seltsamen Personennamen, sondern Abkürzungen für "Total Available Market", "Serviceable Addressable Market" und "Serviceable Obtainable Market". In leicht abgewandelter Form kann man das für eine Potenzialanalyse nutzen und die kryptischen Terme in leicht verdauliche Kost verwandeln.
Am Ende entsteht ein Bild, was für Entscheider und Entscheiderinnen verständlich ist.
Wie groß ist der gesamte Markt (TAM)
Wie groß ist der Markt, den wir durch unser Angebot ansprechen können (SAM)
Wie groß ist der Markt, der sich auf jeden Fall monetarisieren lässt (SOM)
Wie gesagt, die Definition von SAM und SOM ist angepasst.
Ein weiteres Beispiel: Anstatt von Share of Voice zu sprechen, kannst Du vom Marktanteil sprechen. Welchen Anteil am definierten Keyword-Set hat die Konkurrenz und wie groß ist mein Stück vom Kuchen?
Besonders hilfreich: Falls die Konkurrenz mal zulegt und Marktanteile gewinnt, hast Du gute Argumente für mehr Budget & Ressourcen, da niemand mag, wenn die Erzrivalen die Führung übernehmen, den Vorsprung ausbauen, oder eigene Marktanteile "klauen".
Was Dir garantiert helfen wird: Leite die SEO-Ziele von den Unternehmenszielen ab und breche herunter, was Du am Ende als Input liefern musst, damit diese Ziele erreichbar sind. Das ist total logisch, wird aber oft nicht gemacht.
Ziele geben gleichzeitig auch vor, wie viel Budget und Ressourcen Du benötigst. Hast Du kein Budget und keine Ressourcen, dann ist das Ziel unerreichbar. Laut Alexander ist das hier die wichtigste Folie gewesen:
Erinnerst Du Dich an meine Bücherliste zum Jahresende? Working Backwards habe ich Dir wärmstens empfohlen. Auch ich habe in meiner Kundenarbeit festgestellt, dass Input-Metriken in der Kommunikation extrem hilfreich sind.
Ein Cheat Code von Alexander, der für Lacher im Publikum gesorgt hat: Nimm eine der wichtigen Lieblingsseiten von der Geschäftsführung und zeige auf, wie minderwertig der eigene Inhalt im Vergleich zur Konkurrenz ist, indem Du sie nebeneinander legst. Voraussetzung ist natürlich, dass die eigene Seite (deutlich) schlechter ist, als die der Konkurrenz.
"Logic makes you think, emotions make you act"
– Alan Weiss
Lektion #3 – Zweck und Priorisierung nachvollziehbar machen – "Halte es einfach, Dummkopf!"
Das gelingt Dir, indem Du eine Geschichte erzählst. Dafür kannst Du auf den SEO-Ansatz, Dein Geschäftsmodell, Deine Branche und die Marktsituation zurückgreifen:
Wenn man das hört, klingt es für die Adressaten nachvollziehbar und logisch, warum man etwas Bestimmtes machen muss.
Was Dir bei der Priorisierung helfen kann, sind KOB-Analysen (Keyword Opposition to Benefit). Ich kenne das Konzept von Ross Hudgens (Siege Media). Hier werden Suchvolumen, Klickrate (auf Platz 1), Klickpreise, Keyword Difficulty und Stundenaufwand für die Erstellung in einer Formel zusammengebracht und ein Score errechnet. Je höher der Wert, desto größer ist die Priorität bei der Content-Erstellung:
Die Keyword Difficulty ist nicht unbedingt der Wert, mit dem ich gerne arbeite. Je nach Tool erhält man sehr unterschiedliche Einordnungen und nur weil es potenziell schwierig wäre, für eine Suchanfrage zu ranken, heißt das nicht, dass man diesen Inhalt nicht haben sollte – oder lange wartet, weil diese Analyse zu dem Ergebnis kam.
Wie immer gilt: Nutze Deinen Hausverstand.
SEO bzw. die organische Suche ist nicht der einzige Kanal, der Traffic bringen kann. Gleichzeitig werden Suchvolumen, Klickpreise und die angesprochene Keyword Difficulty häufig unterschiedlich bewertet bzw. gemessen. Als Dimension fehlt mir auch eine Berücksichtigung anderer Kanäle oder der mögliche strategische Wert, den ein Inhalt haben kann.
Dennoch ein Werkzeug, das man gut und gerne im Tool-Kasten haben kann. Man kann eine KOB-Analyse auch um weitere Dimensionen erweitern, um ein vollständigeres Bild zu bekommen.
Lektion #4 – Einfache Regeln, um alles auf Schiene zu halten
Begeisterung steckt an. Deshalb sollte jemand ein SEO- und Content-Projekt leiten, der/die das gut kann. Um nicht an einem zu großen Block zu scheitern, empfiehlt Alexander, mit kleinen Projekten zu starten. Bei der Empfehlung gehe ich mit.
Je mehr Menschen involviert sind und je komplexer alles wird, desto schwieriger. Kleine Projekte, die gut funktionieren, können Munition für weitere Projekte sein. Markus Hövener spricht in seinem Podcast gerne von sogenannten "Leuchtturmprojekten". Erstmal einen Fuß auf den Boden kriegen.
Um zusätzlich auf Schiene zu halten, kann eine Einordnung für den Zeitaufwand, KI-Einsatz & Co. helfen. Nicht jeder Inhalt braucht bei gleicher Länge gleich viel Zeit:
Im Gegenteil, zusätzlicher Aufwand kann einen schwindenden Grenzertrag (Diminishing Returns) oder gar keinen Mehrertrag haben.
Bei dem Beispiel musste ich an die Quality Cliff von Animalz denken:
Grafikbeschreibung: Auf der X-Achse ist der Content Spend zu sehen – also die Investition (Zeit, Aufwand, Geld, etc.) in den Content. Auf der Y-Achse sind die Content Returns abgebildet – also was bekomme ich an Performance (z. B. Traffic oder Umsatz) aus dem Content heraus.
Um überhaupt Ertrag aus Content gewinnen zu können, muss ein bestimmter Schwellwert überschritten sein. Ab einem bestimmten Punkt beginnt der zusätzliche Grenzertrag abzunehmen. Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem die Ergebnisse maximiert sind.
Danach führen weitere Investitionen bei der Erstellung des Contents zu keinem Mehrwert – es lohnt sich also nicht noch mehr Zeit, Geld und Energie in den Content zu investieren. Die Quality Cliff ist nicht für jede Art und jeden einzelnen Inhalt gleich.
Bestimmte Inhalte haben einen niedrigeren Basis-Schwellwert, sodass die ursprüngliche Investition grundlegend kleiner sein muss, bis Ergebnisse erzielt werden können. Darum können Leitplanken für die Content-Erstellung durchaus hilfreich sein.
Da KI in aller Munde ist, empfiehlt Alexander den Einsatz einer Prompt Library und Custom GPTs – das habe ich auf dieser Konferenz mit am häufigsten gehört.
Das MUSST Du aus meinem Artikel mitnehmen
Du kannst alles über SEO wissen, aber wenn Du nicht kommunizieren kannst, hilft Dir auch das beste Fachwissen nicht.
Parallele zur Technik in der SEO: Wenn da was richtig unrund läuft, kannst Du noch so gute Inhalte haben, es wird Dir nicht helfen.
Das letzte Learning: Von Anfang an "hart kommunizieren" und klarmachen, dass es eindeutiges Commitment braucht, damit suchmaschinengetriebenes Content Marketing Früchte tragen kann. Das gilt für alles, was mit Strategie zu tun hat.
Einer Strategie zu folgen, bedeutet, für längere Zeit in die richtige Richtung zu laufen.
Manchmal kann es kleine Umwege geben, die Dich zum Umkehren motivieren könnten. Aber es ist wichtig, dieser Versuchung zu widerstehen und die Strategie nicht nur zu entwickeln, sondern sie auch durchzuziehen.
"Many of life's failures are people who didn't realize how close they were to success when they gave up."
– Thomas Edison
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