Wirklich wahres Wingmen SEO Wissen für wache Webmarketer #206
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Florian Stelzner
Florian Stelzner
Geschäftsführender Gesellschafter
🔵⚪🔴 Erstklassige SEO-News 🟤⚪🔴

Leude, was soll ich sagen... endlich geht die normale SEO-Woche wieder los.

Hier oben im Norden drehte sich am vergangenen Wochenende (fast) alles um Fußball. Herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg in die 1. Bundesliga an Holstein Kiel und den FC St. Pauli!

Was war noch... ach ja, ich habe zur Freude der Nachbarn ca. 15 Stunden die Terrasse mit dem Hochdruckreiniger bearbeitet und dann gemäß Tipp von Mario Fischer den optimalen Fugensand eingefegt. Dabei musste ich unweigerlich die ganze Zeit an dieses Bild denken.

Imposant ging es in der letzten Woche auch rund um das Thema SEO zu:

  • Strandcamperin Cleo, über die Erkundung neuer Sandflächen

  • Sand im Schuh-haber Nils, der vielleicht doch eher Krümel, anstelle von Sand unter den Sohlen spürt

  • Schaufelassistent Behrend mischt den Consent frei

  • Baggerfahrer Matt buddelt Möglichkeiten für Mini-Themenrecherchen auf

  • Pflastermeister Philipp (merken: 1 L viele P - dann ist es richtig) über mehr Effekt bei weniger Inhalt

Viel Spaß beim Lesen,

Deine Wingmenschen

Was wir gelesen haben
Cleo Lauterbach
Cleo Lauterbach
Werkstudentin
Flugbericht: Neue Koordinaten!

Meine sehr verehrten Damen und Herren, es folgt eine wichtige Durchsage:

Hier spricht Cleo, Ihre Copilotin an Bord der Wingmen-Flotte. Ich melde Vollzug: Seit Mai setze ich meinen Flug nicht mehr als Werkstudentin fort, sondern habe das Cockpit des Trainee-Programms übernommen. Bereit, die Flughöhe zu ändern und in neue berufliche Lufträume vorzustoßen. Ein großer Dank an die Crew und alle Flugbegleiter, die meine Reise bis hierhin unterstützt haben.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, wir werden wieder voneinander hören! Over and out!

Nils Warnick
Nils Warnick
Consultant
Das Keyword der Woche: Kekse 🍪 (und ihre Folgen)

Du hast bestimmt auch Paradebeispiele, mit denen Du Kunden oder Kollegen Teile der SEO-Welt näher bringst. Eines von unseren möchte ich diese Woche gerne mit Dir teilen. Dabei soll es um Saisonalität gehen. Die ist keine Erfindung von SEOs, spielt aber wegen der für uns relevanten Suchnachfrage eine besonders große Rolle. Denn die Nachfrage nach Themen kann immer schwanken. Wie sie das tut und ob es dabei Muster gibt, hängt jedoch vom jeweiligen Thema ab.

Steigt erfreulicherweise der Traffic oder lässt er blöderweise nach, ist es daher immer eine Sekunde wert, sich zu überlegen, was man denn aktuell erwarten würde. In manchen Fällen sieht man dann, dass es an etwas anderem liegen muss und saisonal wenig schwankt, wie hier zum Beispiel:

Bild der Benutzeroberfläche von Google Trends. Gezeigt wird ein Liniendiagramm über die relative Suchnachfrage nach dem Begriff "Pappe" in den letzten 5 Jahren. Die Linie schwankt etwas, jedoch ohne erkennbare Muster.

Quelle: Google Trends

Aber in genauso vielen Fällen sehen wir auch deutliche Muster, die sich für die Nachfrage abzeichnen:

Bild der Benutzeroberfläche von Google Trends. Gezeigt wird ein Liniendiagramm über die relative Suchnachfrage nach den Begriffen "kekse" und "abnehmen" in den letzten 5 Jahren. Die Linie für "kekse" steigt jedes Jahr in den Herbstmonaten langsam an mit einem Steilen Peak im Dezember, bevor es zu Jahresbeginn auf ein niedriges Niveau fällt. Die Linie zu "abnehmen" liegt grundsätzlich höher und hat jedes Jahr im Januar ein steilen Peak und fällt dan Stück für Stück ab.

Quelle: Google Trends

Die Nachfrage nach Keksen nimmt ab Herbst zu, bevor sie im Dezember gipfelt und dann steil abfällt. Die Nachfrage nach dem Abnehmen steigt im Januar danach rasant an und nimmt über das Jahr gesehen selbst ab. Ein klassisches Beispiel für eine relativ deutliche saisonale Ausprägung.

Wir finden das Beispiel auch deshalb so klasse, weil man sogar noch eine These aufstellen könnte, dass die beiden Verläufe kausal zusammenhängen. Herleiten lässt sich das auch, trotzdem möchten wir hier einmal ausdrücklich warnen: Nur weil die Graphen so schön verlaufen und etwas passend aussieht, heißt das nicht, dass ein Zusammenhang besteht. Es könnten ja auch ganz viele andere Dinge sein, die für den Wunsch des Abnehmens sorgen.

Ersetzen wir spaßeshalber Mal die Kekse durch Kuchen, harmoniert das Bild nicht mehr so schön: Bild der Benutzeroberfläche von Google Trends. Gezeigt wird ein Liniendiagramm über die relative Suchnachfrage nach den Begriffen "kuchen" und "abnehmen" in den letzten 5 Jahren. Die Nachfrage nach Kuchen hat seine Hochphasen (April/Ostern) sogar dann, wenn auch das Interesse nach Abnehmen noch einigermaßen im Kurs steht. Soll eigentlich nur zeigen: Einen kausalen Zusammenhang kann man sich nicht mal so eben aus den Rippen schneiden. Beispiele dafür gibt's aber wie Sand am Meer. Etwa die Scheinkorrelation des Abstands zwischen Sonne und Saturn und die Anzahl der Google-Suchen nach "how to make baby":

Zeigt einen Graphen in dem die Distanz zwischen Saturn und Sonne als auch das relative Suchvolumen des Begriffs "how to make baby" abgetragen sind. Dabei ist auffällig, dass die Kurven recht ähnlich verlaufen.

Quelle: tylervigen.com

Auf die Gefahr hin, dass mir jetzt Hobbyastrologen aufs Dach steigen, ist relativ offensichtlich, dass hier kein kausaler Zusammenhang besteht, obwohl die Grafik es nahelegen könnte. Deswegen gilt: Ob Keks oder Kosmos, immer die Zusammenhänge hinter Deinen Daten hinterfragen!

Heiko Gerlach
Heiko Gerlach
Developer
KI im Wohnzimmer: LLMs auf dem eigenen Rechner

KI ist gerade der große Hype und auch wir schreiben immer wieder darüber. Meist geht es um KI-Dienste wie ChatGPT, Google Gemini, Bildgeneratoren wie Midjourney, etc. Aber man kann Large-Language-Modelle (LLMs) auch auf dem eigenen Rechner ausprobieren und damit herumspielen.

Drei Möglichkeiten möchte ich Dir dazu zeigen:

  1. LM Studio,

  2. ollama und

  3. llamafile.

Alle drei Programme gibt es für MacOS, Linux und Windows zum Herunterladen. Für llamafile gibt es ein Programm, das auf allen Plattformen läuft. Bei LM Studio und ollama muss man dann noch Modell-Dateien herunterladen. In llamafile sind diese schon in die auszuführende Datei eingebaut und man lädt sich einfach die Datei herunter, deren LLM man ausprobieren möchte.

LM Studio hat ein User Interface, innerhalb dessen man Modell-Dateien herunterladen und einen Chat starten kann.

llamafile bietet ein Browser-Interface zur Interaktion und ollama wird im Terminal (genau genommen in zwei Terminals) ausgeführt und genutzt.

Beispiele für das Starten von ollama

Terminal 1:

```

ollama serve

```

Terminal 2:

```

ollama pull llama3

ollama run llama3

```

Worauf sollte man bei der Auswahl der Modelle achten?

Modelle können auf unterschiedliche Themen trainiert sein, z. B. welche Sprachen sie beherrschen oder ob sie auf Programmierung spezialisiert sind. Je mehr ein Modell kann und je umfangreicher es ist, desto größer wird es.

Ganz grob kann man das an der Dateigröße erkennen. Daher sollte man Modelle wählen, für die der Hauptspeicher und Festplattenplatz des eigenen Rechners noch ausreichend ist.

Gerade kleinere Modelle können auch offensichtliche Probleme haben. Beispielsweise ist die Grammatik in deutschen Antworten manchmal fehlerhaft oder es fehlt "Wissen" und man bekommt eine oberflächliche, ausweichende, lückenhafte oder gar falsche Antwort.

Mein Lieblingsprompt ist:

Nenne mir bitte alle hessischen Städte, die sowohl an der Deutschen Märchenstraße, als auch an der Deutschen Fachwerkstraße liegen.

Ja, sei bitte höflich zu Deiner KI. Was sonst passieren kann, ist in der Dokumentationsreihe "Terminator" ausreichend belegt! Es hat in unterschiedlichen Studien auch nachweisbar bessere Ergebnisse gegeben, wenn die Instruktionen freundlich(er) formuliert waren (wir berichteten).

Ich habe noch kein Modell getestet, das mir für meinen Lieblingsprompt eine zufriedenstellende Antwort geben konnte.

Zuletzt sei noch kurz darauf hingewiesen, dass ein LLM auch mit einer Lizenz kommt, die angibt, wofür man es verwenden darf und man sollte sich kurz überlegen, ob der Einsatzzweck damit kompatibel ist.

Als Fazit, um LLM lokal auszuprobieren, würde ich Dir zuerst llamafile vorschlagen. LM Studio erfordert schon ein wenig Einarbeitung in die Nutzung. Wer keine Angst vor einem Terminal hat, dem gibt auch ollama die Möglichkeit, ohne viel Umstände mal mit einer AI zu chatten.

Behrend von Hülsen
Behrend von Hülsen
Consultant
Der Consent ist frei, wer kann ihn beklagen

Kein User kann sie meiden, kein Abo sie verleiten,

Mein Grundrecht und Daten darf niemand verraten

Es bleibe dabei: Der Consent ist frei...

*träller*

So, bevor der gute Herr Fallersleben so stark im Grab rotiert, das man mit der Energie eine Kleinstadt mit Strom versorgen kann, zum Thema:

Ist die Wahl zwischen Tracking-Consent und einem bezahlten Abo legal?

Die ganze Diskussion war aber gefühlt ein Nischenthema, weil ja nur ein paar "kleinere" Publisher Domains betroffen waren. So Publisher wie zum Beispiel Spiegel Online, Zeit Online, heise online, FAZ, derStandard, Kronen Zeitung (aus Österreich), t-online und viele weitere. NOYB, die NGO von und mit Max Schrems (Du weißt schon, der Max Schrems aus den EUGH-Urteilen Schrems I, Schrems II und vermutlich bald auch Schrems III — die Rückkehr des Datenschutzes) vertritt schon seit Jahren recht aktiv die Auffassung, dass die aufgezwungene Wahl zwischen Tracking-Consent und einem bezahlten Abo nicht legal ist. Und die Mühlen des Datenschutzes mahlen so langsam vor sich hin. Erste Ergebnisse gab es, auch wenn die Entscheidungen nicht immer ganz eindeutig waren.

Während NOYB seine Beschwerde gegen derstandard.at durchbekommen hat, war die Begründung aber im Detail ein Rückschlag. Denn wie der Standard selbst in seiner Stellungnahme feststellt, ist die grundsätzliche Wahl zwischen Tracking und Bezahlung durch die österreichischen Datenschützer nicht beanstandet (Bonuspunkte an den Standard für das subtile Verlinken der von NOYB gehosteten PDF als Quelle in der Stellungnahme).

Gegen heise hat NOYB in Niedersachsen auch Erfolg, aber die niedersächsischen Datenschützer umgehen das Thema in ihren Ausführungen und trauen sich da scheinbar nicht, Stellung zu beziehen.

Für NOYB ist klar: Die Wahl zwischen "Bezahlen oder Freifahrtschein" für Tracking ist illegal. Sie argumentieren außerdem, dass die Preise im Vergleich zu Ad-Einnahmen unverhältnismäßig sind.

Für Publisher, die von Werbung leben, ist klar, dass ihre Arbeit bezahlt werden soll.

Leider scheint Werbung ohne Tracking nach wie vor keine Alternative zu sein (Jemand™ hat sich in der Vergangenheit schon mal für mehr Contextual Advertising ausgesprochen), um datenschutzfreundlich mit Werbung Geld zu verdienen, schade...

So, genug Geschichte. Warum ist das jetzt aktuell?

Der ein oder andere Facebook Nutzer hat es vielleicht mitbekommen, die meisten haben es in ihrer Banner Blindness einfach akzeptiert, aber Facebook setzt, nachdem sie gezwungen wurden, den Tracking Consent zu berücksichtigen, auch auf "Pay or okay". Oder in Metas Worten: „Subscription for no ads".

Darum haben Datenschutzbehörden aus Norwegen, Niederlande und Hamburg die EU gebeten, das Thema zu klären. Dazu hat nun das European Data Protection Board (EDPB) Stellung genommen (oder auch der Europäische Datenschutzausschuss (EDSA), lass Dich bei der Diskussion nicht von den Abkürzungen verwirren):

"In most cases, it will not be possible for large online platforms to comply with the requirements for valid consent if they confront users only with a binary choice between consenting to processing of personal data for behavioral advertising purposes and paying a fee."

und später:

"When developing the alternative to the version of the service with behavioral advertising, large online platforms should consider providing data subjects with an 'equivalent alternative' that does not entail the payment of a fee."

Zum Beispiel: Zwar Werbung ausspielen, aber keine Nachverfolgung der Nutzer ohne Consent (Contextual Advertising *hust*).

Die EU argumentiert weiter, dass für Facebook die Bezahlversion als einzige Alternative zu Tracking problematisch ist, da Facebook eine Gatekeeper-Rolle in manchen Bereichen des Soziallebens oder auch beruflich hat.

"Furthermore, detriment may arise where non-consenting data subjects do not pay a fee and thus face exclusion from the service, especially in cases where the service has a prominent role, or is decisive for participation in social life or access to professional networks, even more so in the presence of lock-in or network effects, [...]"

Was bedeutet das?

Netzpolitik.org interpretiert das so: "EU-Datenschützer*innen watschen Abo-Modelle ab" 

Der BVDW findet die Auslegung zu weitreichend, da sie potentiell auch Publisher betrifft:

"In unserer Rechtsordnung muss es jedem Anbieter grundsätzlich freistehen, selbst darüber zu entscheiden, wie er seine Leistungen anbieten möchte. Mit 'Pay or Consent'-Modellen finanzieren zahlreiche Marktteilnehmer unabhängigen Journalismus."

Insbesondere problematisch ist, dass das EDPB die Regelung sehr weit fasst und von Large Online Platforms spricht, deren Definition recht schwammig ist. Ab wann ist ein Lock-In Effekt für Nutzer so relevant, dass "Bezahlen oder Abo" ein rechtliches Problem bedeuten? Dürfen Publisher wie Spiegel, Zeit und Co. die Auswahl auf Abo oder Tracking einschränken wie bisher und so ihre Finanzierung sicherstellen? Und wenn Nein, darf es das Kleinkleckersdorfer Käseblatt oder Fachzeitschriften für bestimmte Branchen noch? Und wenn das so ist, sind für diese Unternehmen dann herkömmliche Paywalls, die es in der Regel zusätzlich gibt, auch schon problematisch?

Im Digital Services Act wurden Very Large Online Platforms definiert. VLOPs, die inzwischen klar benannt sind. Da hätte man sich vielleicht einfach bedienen können und somit für Klarheit gesorgt.

Am Ende ist die Stellungnahme des EDPB aber auch nicht rechtlich bindend, sondern eine Stellungnahme für die einzelnen Datenschutzbehörden der EU. Wie das auf Meta anzuwenden ist, entscheidet also die irische Datenschutzbehörde. Diese wird vermutlich (wie bisher) alles tun, um Meta, Google und Co. vor europäischem Recht zu schützen. Das wohl eigentliche Ziel dieser Stellungnahme wird also vermutlich noch jahrelang nichts davon merken, während sich Publisher hierzulande mit "Abonnieren oder Akzeptieren"-Strategien auf eventuelle Änderungen der Rechtslage vorbereiten sollten.

Ich finde, es ist an der Zeit, dass jemand eine datenschutzfreundliche Werbeplattform auf den Markt bringt. Eine, die nicht maximalinvasives Tracking einsetzt, um mit intransparenten Algorithmen eine effiziente "Personalisierung" zu versprechen, aber am Ende (zu Lasten von Publishern, Werbenden und Nutzern) auf den maximalen Profit der Werbeplattform optimieren.

Kontextbezogene Werbung schont nicht nur die Privatsphäre, sondern durch den Wegfall von überflüssigen Strukturen für Tracking. Und im Realtime-Bidding könnte die Werbung auch endlich mal halbwegs effizient eingebunden werden.

Matthias Pülz
Matthias Pülz
Junior Consultant
Mini-Themenrecherche mit User Generated Content

Dass Google zuletzt Websites mit User Generated Content liebt, ist spätestens beim Blick auf den Sichtbarkeitsanstieg von Reddit, Quora und GuteFrage klar:

SISTRIX Sichtbarkeitsgraph von reddit.com, deren Sichtbarkeit seit Mitte 2023 stark angestiegen ist: Von 2019 bis Herbst 2023 lag der Wert bei unter 100 und sieht recht konstant aus, im Herbst 2023 steigt er dann in großen Schritten innerhalb weniger Monate auf über 1.100 Sichtbarkeitspunkte.

Ob dieser krasse Anstieg tatsächlich nachvollziehbar und gerechtfertigt ist oder nicht, sei mal dahingestellt.

Aber wusstest Du schon, dass Du diese Websites auch hervorragend zur Mini-Themenrecherche nutzen kannst? Wusstest Du nicht? Na, dann wird's aber höchste Zeit. Gehen wir dafür den groben Suchprozess einmal zusammen durch. Mit Karla und einem fiktiven Beispiel:

  1. Karla hat ein Problem. Sie möchte zuhause trainieren, hat aber nur wenig Platz und kein Equipment. 

  2. Karla sucht nach einer Antwort für ihr Problem. Sie googelt "wie zuhause trainieren ohne equipment mit wenig platz?" 

  3. Karla findet eine Antwort auf ihr Problem: Sie entdeckt einen detaillierten Blogbeitrag mit perfekten Übungen trotz Platzmangel.

So weit, so gut. Was aber, wenn Karla keine oder nur eine unbefriedigende Antwort auf ihre Suchanfrage erhält? Nun, dann nutzt sie heutzutage vielleicht erst noch ein anderes Tool wie ChatGPT. Spätestens danach geht sie aber vermutlich zu Reddit/Quora/GuteFrage und stellt dort ihre Frage. Selbst hab ich das übrigens auch schon getan.

Was lernen wir nun daraus? Die erste Hoffnung ist üblicherweise eine bereits existierende Antwort bei Google. Ist ja nicht verwunderlich. Wer will schon gerne erst einen eigenen Text zusammenschreiben und dann möglicherweise noch mehrere Minuten oder gar Stunden auf eine Antwort hoffen. Aber wenn es (noch) nirgends etwas Brauchbares gibt, führt der Weg am Ende eben doch zu GuteFrage, Reddit, Quora und Co. Es sei denn, Du lieferst künftig die erhoffte Antwort... Und genau darum geht es: Die Fragen abdecken, die sonst bei den Frage-Plattformen landen (oder dort bereits gelandet sind). Hier gibt es nun zwei Möglichkeiten.

Möglichkeit 1: SISTRIX Toolbox

Wenn Du Zugriff auf ein SEO-Tool wie Sistrix hast, schaust Du erst einmal dort vorbei. Du gibst die Frage-Plattform Deiner Wahl ein und gehst in den "Keywords"-Reiter. Dann nur noch auf das Thema Deiner Wahl zurechtfiltern und nach Position sortieren und et voila: Schon hast Du eine Liste an Themen, zu denen Du eine eigene URL erstellen kannst:

Screenshot aus der Sistrix Toolbox aus dem erwähnten Keyword-Bericht der Domain gutefrage.net mit Filter auf "fitness", der Begriff ist in 124 Rankings enthalten und die ersten 5 sind erkennbar, darunter "darf man mit 12 ins fitnessstudio" und "duschen im fitnessstudio".

Wie wäre es beispielsweise mit einem Artikel über das Duschen im Fitnessstudio? Oder Du befasst Dich mit der Frage, wo beziehungsweise ob man mit 13 Jahren schon ins Fitnessstudio darf.

Möglichkeit 2: "site:"-Abfrage bei Google

Du gehst zu Google und tippst dort im Suchschlitz folgendes ein:

site:gutefrage.net "Thema deiner Wahl":

Google Suchschlitz mit der Eingabe "site:gutefrage.net "fitness".

Dann schaust Du die Ergebnisse durch, bis Du ein funkelndes Thema gefunden hast. Nun idealerweise noch die Probe, ob die URL auch (ansatzweise) für das Keyword rankt. Und schon kannst Du Dich an die Umsetzung machen.

Goldnuggets und alte Stiefel

Sicher, nicht jedes Thema ist gleich ein Goldnugget. Es sind auch viele alte Stiefel dabei, für die sich ein eigener Beitrag nicht unbedingt lohnt, vor allem Fragen, die zu Ja/Nein-Antworten einladen. Und nach dem Lesen mancher Fragen musst Du Dir vermutlich die Augen auswaschen.

Für umfassendere Themenrecherchen ist dieser Weg übrigens sicher nicht die beste Lösung. Aber gerade wenn Du das Gefühl hast, ja eigentlich schon alle Themen abgedeckt zu haben, wirf lieber noch einmal einen Blick auf die Frage-Plattform Deiner Wahl. Dort lauern jede Menge Longtail-Keywords mit Fragen und Problemen, die nur darauf warten, von Dir gelöst zu werden. Und gerade bei komplexeren Fragen lohnt es sich.

Philipp Götza
Philipp Götza
Junior Consultant
Via Negativa = mehr (Traffic) mit weniger (Inhalten)?

Hast Du schon mal von Via Negativa (= die Kunst des Weglassens) gehört? Es geht darum, Dinge wegzulassen oder nicht zu tun. Der Ursprung liegt im Platonismus, also ist schon ein paar Jahre alt das Konzept. Es sind aber Dinge, die über die Zeit bestehen, die wertvoll sind.

Wir befassen uns immer mal wieder damit, dass "weniger mehr ist" (so auch in Newsletter-Ausgabe #188) und heute habe ich einen philosophischen Tag. Aber keine Angst, am Ende ergibt alles Sinn und ich finde den Bogen zurück zur SEO.

Wo können wir die Kunst des Weglassens häufig beobachten?

Mir fallen zwei Dinge ein: Design und beim Schreiben (von Texten).

"Ein Designer weiß, dass er die Perfektion erreicht hat, nicht wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn es nichts mehr wegzunehmen gibt." 

– Antoine de Saint-Exupery (französischer Autor – deutsche Übersetzung von mir)

Hier mal ein Beispiel unterschiedlicher Logos, die über die Jahre neu gestaltet wurden und mittlerweile viel einfacher sind:

Eine Grafik, in der unterschiedliche Markenlogos dargestellt und verglichen werden. Bei allen Logos gibt es eine alte Variante und eine neue Variante. Alle neuen Logos wirken simpler. Die gezeigten Markenlogos sind von KIA, Nissan, intel, VW, Pfizer, durex, Toyota und BT.

Bildquelle

Das KIA-Beispiel ist nicht unbedingt das beste Beispiel, da nach der Veröffentlichung des neuen Logos häufig nach "kn car" gesucht wurde. Generell ist es aber so, dass wir uns deutlich einfacher an simple Logos erinnern können und darum geht es auch bei einer Marke – sich erinnern.

Auch beim Schreiben gilt: Auf das Wesentliche beschränken. Si Quan Ong, Schreiber bei Ahrefs, hat zuletzt einen Meilenstein erreicht und 100 Artikel geschrieben.

"Searchers are sick of every blog post being the length of a Tolstoy book."

Und er hat Recht: SEO ist oft nicht genug – ironisch, oder? Damit meint er, dass gute Inhalte nicht nur bedeuten, ALLES und MEHR zu machen, sondern einen einzigartigen Inhalt zu zaubern, der die Handschrift des Autors oder der Autorin trägt. Durch bewusste Fokussierung vom Rest abheben und eine interessante Perspektive bieten – das ist das Ziel.

Er schreibt, dass seine Artikel am Anfang zu lang waren. Mittlerweile gelingt ihm das laut eigener Aussage besser. Nach dem Rewriting fallen rund 20-30% Inhalt weg, um sich mehr auf die wesentlichen Dinge zu beschränken und sprachlich klarer zu sein.

Jetzt interessiert mich: Findest Du meine Artikel zu lang/genau richtig/zu kurz? Ich habe es noch nicht analysiert, aber ich vermute, meine Artikel im Wingmen Newsletter sind im Durchschnitt länger als bei anderen Wingmenschen. Wenn Du Feedback hast, melde Dich gerne per Mail oder bei LinkedIn.

Eins meiner Ziele für 2024: Ein besserer Texter sein und mehr in weniger Worten sagen.

Stephen King hat es hervorragend getroffen:

"When you write a story, you're telling yourself the story. When you rewrite, your main job is taking out all the things that are not the story."

Der Bogen zur SEO: Warum weniger (Inhalte, Metriken, Maßnahmen) oft mehr (Traffic, Umsatz, Conversion) ist

Wie eingangs versprochen, muss ich mein Versprechen halten und erklären, wie man das Konzept des Weglassens auf SEO überträgt.

Dazu fallen mir einige Beispiele ein. Unter anderem würde ich den KPI Overload reduzieren. KPI steht für Key Performance Indicator. Wie viele unterschiedliche Schlüssel passen in das Schloss Deiner Wohnungs- oder Haustür? Ich vermute, es gibt genau einen und Duplikate. KPIs sind einzelne, extrem wichtige Metriken. Davon kann es auch in der SEO nur wenige geben.

Genauso verhält es sich mit Metriken, die zu keiner Handlung führen. Streich' die am besten raus. Eine gute Metrik führt zu einer Aktion. Schlechte Metriken sehen höchstens gut aus, wenn sie sich positiv entwickeln.

Was leider den Ruf von SEO schmälert, sind schwarze Schafe, die monatlich Geld mit sinnlosen automatisch erstellten Reportings auffressen. Reportings, die niemand liest, sind Reportings, die niemand braucht. Wenn Du sinnlose Reportings, 87 KPIs und 1.627 Metriken hast, würde selbst Jet-Piloten schwindelig werden.

Du kannst auch über das Einstampfen von qualitativ minderwertigen Inhalten (= Content Pruning) nachdenken. Ich sage nicht, dass Du jetzt losgehen und Inhalte löschen solltest, da das der neue Schlüssel für Deinen SEO-Erfolg ist. Es geht eher um strategische Entscheidungen:

  • Was ist zu weit vom Kerngeschäft entfernt?

  • Was performt weder in der organischen Suche, noch auf anderen Kanälen?

  • Was überfordert die Nutzer und Nutzerinnen in der Navigation auf Deiner Seite?

IBM hat beispielsweise 2022 eine große Menge an Inhalten entfernt. Die Rede ist von vielen Zehntausenden URLs. Nachfolgend einmal die Zahlen aus Ahrefs:

Ein Graph mit Daten aus Ahrefs von ibm.com Zu sehen ist ein Graph aus Organic Traffic und Organic Pages. Die Organic Pages wurden in 2022 deutlich reduziert. Das hat im Graphen nicht zu weniger Traffic, sondern mehr Traffic über die Zeit geführt.

Trotzdem geht der Traffic nach oben. Auch für Google ist mehr nicht immer gut. Es geht darum, so wenig Inhalte wie möglich, aber so viele wie nötig zu haben.

Genauso gut kann man beim Verfassen der Texte manche Dinge weglassen. Sätze und Abschnitte nur zu schreiben, um da Keywords unterzubringen, macht Deinen Text länger, aber nicht interessanter. Bevor Du also anfängst zu schreiben:

  • Keywords festlegen

  • Intent analysieren

  • Wichtige Themen identifizieren, die Du brauchst, um diesen Intent zu bedienen

  • Eine Outline erstellen

  • Gezielt den Text verfassen und eine hohe Inhaltsdichte* anvisieren

*Hohe Inhaltsdichte = viel Aussagekraft bei möglichst wenig Worten. Dann wird der Text besser, auch wenn die Vorbereitung länger dauert.

Auch bei Workflows, Prozessen und Tools kann man gerne mal den Rotstift ansetzen und prüfen, was man davon nicht braucht. Adam Grant schreibt in Think Again folgendes:

"A hallmark of wisdom is knowing when it's time to abandon some of your most treasured tools—and some of the most cherished parts of your identity."

Letztendlich ist es auch mit SEO-Maßnahmen so, die wir entweder im Unternehmen als Inhouse durchsetzen oder in unserer Beratung empfehlen. Nur weil wir etwas tun können, heißt das nicht, dass wir das sollten. Es geht darum, die Dinge zu tun, die die Nadel bewegen und die Dinge zu lassen, die nicht mehr sind als Schall und Rauch.

Im Buch Smart Brevity schreiben die Autoren "if you see everything, you remember nothing". Das Zitat kann man gut übertragen und sagen "if you try to do everything, you achieve nothing". Tue also nur die Dinge, die Wirkung haben.

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