Wirklich wahres Wingmen SEO Wissen fĂŒr wache Webmarketer #207
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Anita Böhm
Anita Böhm
Consultant
🎂 Galaktisch glamouröser, gedankenreicher und gehaltvoller Geburtstags-Newsletter

Oh, wow! Der Newsletter hatte gestern Geburtstag und ist jetzt 4 Jahre alt.

Schon? Der Beschluss, nach einigem Hin und Her ĂŒberlegen, einen Anlauf zu wagen, ist doch noch gar nicht so lange her.

Erst? GefĂŒhlt schreiben wir den Newsletter schon ewig und man kann sich kaum mehr vorstellen, dass es mal keinen gab.

Auf jeden Fall hat der Newsletter in diesen 4 Jahren einiges erlebt:

  • 207 Ausgaben (wenn wir diese Ausgabe dazu zĂ€hlen) und insgesamt ĂŒber 1.000 Artikel haben wir mit iterativ angepasstem Design, technischem Setup und Prozess geschrieben und an Dich verschickt.

  • Die letzte Ausgabe ist im Posteingang von fast 1.400 Menschen gelandet.

Wir sind weiter fleißig am Schreiben und Schrauben, angefeuert durch das Feedback, welches wir immer wieder fĂŒr unseren Newsletter erhalten.

Also: Falls Du heute noch einen guten Grund fĂŒr ein StĂŒck Kuchen gesucht hast, hast Du nun einen wunderbaren Anlass.

Die Geburtstags-Ausgabe kannst Du mit oder ohne GebĂ€ck genießen und enthĂ€lt:

  • Nils' Keyword der Woche: CO2

  • Philipps Google I/O GefĂŒhlschaos

  • Sandras Barrierefreiheit und VerstĂ€ndlichkeit

  • Johans untotes Prerendering

Viel Spaß beim Lesen

Deine Wingmenschen

Was wir gelesen haben
Nils Warnick
Nils Warnick
Consultant
Das Keyword der Woche: CO₂ bzw. CO2 ☁

Ich hatte mich im Newsletter vor ein paar Wochen am Beispiel Styropor bereits ein wenig ĂŒber Vertipper ausgelassen. Ganz kurz ging es auch darum, wie ein Vertipper entsteht. GrĂŒnde sind z. B. weil ein Wort mehrdeutig klingt oder ein einfacher Vertipper auf der Tastatur. Ein weiterer Grund, den ich nicht genannt habe, passt aber zum heutigen Keyword der Woche: CO₂.

Es geht um Bequemlichkeit. Ich bin ehrlich — ich wĂŒsste nicht aus dem Kopf, welcher Shortcut eine Zahl oder Text tiefer stellt. Ich scheine damit auch nicht alleine zu sein, denn wenn man nach "tiefgestellte zwei" sucht, erhĂ€lt man freundliche Angebote, bei denen man sich die Zahl rauskopieren kann. :D

Google-Suchergebnisseite fĂŒr den Suchbegriff "tiefgestellte zwei". Das erste Ergebnos zeigt das Unicode-Zeichen. Das zweite ist eine Domain, auf der diverse Zeichen zum Kopieren bereitgestellt sind.

Aber wer wĂŒrde sich den ganzen Aufwand machen, wenn man einfach "CO2" fĂŒr dasselbe Ergebnis suchen kann? Halt! Hier ist nĂ€mlich der Clou. Die Ergebnisse sind nicht identisch!

Vergleich der Suchergebnisse fĂŒr die unterschiedlichen Schreibeweisen von CO2. Es fĂ€llt auf, dass das Knowledge Panel anders aussieht und die Ergebnisse nach der ersten Position voneinander abweichen.

Damit ist auch nicht gemeint, dass wir unterschiedliche Bilder oder Fragen im Knowledge Panel angezeigt bekommen, auch wenn das schon bemerkenswert ist. Ich wollte jetzt keinen kilometerlangen Screenshot verwenden, aber am Ende wird es deutlich. Nach der organischen Position 1 (Wikipedia), erhalten wir nicht nur eine unterschiedliche Reihenfolge der Rankings, sondern ganz andere Ergebnisse.

FĂŒr Google ist CO₂ nicht gleich CO2. Werfen wir einen Blick in den Maschinenraum, mĂŒssen im invertierten Index unterschiedliche Dokumente zu diesen beiden Varianten hinterlegt sein. Guckt man sich die einzelnen Ergebnisse an, erkennt man ganz gut, dass das Vorkommen der "korrekten" Variante fĂŒr ein Ranking eine Rolle spielt.

Was lernen wir daraus? Besondere Notationen machen uns das Leben nicht einfacher. Vor allem weil Tools hĂ€ufig nicht darauf ausgelegt sind uns Auskunft ĂŒber diese Varianten zu geben. Beim SERP Overlap von SEO Revolution beispielsweise wĂŒrde man darĂŒber stolpern. DarĂŒber hinaus ist es wichtig, genau hinzuschauen, was von Google zusammengelegt wurde und was nicht und sicherzustellen, dass Du die entscheidenden Keywords auch tatsĂ€chlich verwendest.

DafĂŒr kannst Du beispielsweise TF/IDF Analysen verwenden. Ein schnellerer Hack ist sich anzuschauen, was Google dazu sagt, warum sie bestimmte Inhalte anzeigen. Klicke dazu einfach auf die drei Punkte am Snippet an und schaue Dir den Punkt "Deine Suche und dieses Ergebnis" an.

Ansicht der SERP, nachdem an einem Snippet die drei Punkte geklickt worden sind. Es öffnet sich ein Panel mit verschiedenen Informationen, unter anderem, wieso das Ergebnis angezeigt wird. In diesem Fall, weil die korrekte Form von CO₂ auf der Seite verwendet wurde.

Verwendest Du dort aufgefĂŒhrte Begriffe noch nicht, ist es wahrscheinlich Zeit, damit anzufangen.

Philipp Götza
Philipp Götza
Junior Consultant
Google I/O: Neuheiten, kritische Stimmen, ÜberwĂ€ltigung und EnttĂ€uschung

Heute musst Du Dich anschnallen und festhalten, weil es viel zu berichten gibt. Kurzum: Vergangenen Dienstag fand die Google I/O 2024 statt und Google hat statt nur einer großen Bombe (SGE) viele kleinere und grĂ¶ĂŸere Cluster-Granaten abgeworfen, die teilweise jetzt und teilweise in naher Zukunft in den Suchergebnissen einschlagen.

Was gibt's Neues in der Google KI-Welt?

Erstmal Schnellfeuer in Stichpunktform:

  1. AI Overviews (= was bisher immer SGE war) rollen in den USA aus und andere LĂ€nder folgen ("soon", was auch immer das bedeutet)

  2. Verfeinerung des AI Overviews, fĂŒr z. B. einen einfacheren oder detaillierten Output

  3. Multi-step-Reasoning, um komplexe Fragen zu stellen und dafĂŒr angepasste Ergebnisse zu bekommen

  4. Plan ahead, um beispielsweise Meal Plans zu erstellen

  5. AI Result Pages, die die SERP deutlich verĂ€ndern, aber erstmal nur fĂŒr inspirative Suchanfragen kommen sollen

  6. Videos aufnehmen und KI dazu befragen

  7. DevTools bekommt auch Gemini Support

Das gibt es alles erstmal nur in den USA und fĂŒr englische Queries. Genaue Veröffentlichungsdaten fĂŒr die einzelnen Features gab es nicht, außer dass AI Overviews jetzt ausrollen. Damit dieser Artikel nicht viel zu lang wird, lasse ich Screenshots und einzelne ErklĂ€rungen weg – schau am besten in den Blog Post von Google rein, um die bewegten Bilder anzugucken.

Barry Schwartz hat von Hema Budaraju (Senior Director of Product, Search Generative Experience) weitere Informationen bekommen:

  • AI Overviews gibt es nur fĂŒr einen Teil der Queries und wenn Google denkt, dass sie hier einen Mehrwert bieten – eine genaue Zahl wollte man nicht nennen

  • Es gibt Daten zur SGE, aber diese sind mit normalen Web-Ergebnissen vermischt, sodass wir nicht wissen, wie hoch die CTR in den AI Overviews ist

  • Ads wird es natĂŒrlich auch geben, wenn ein AI Overview auftaucht, wie bisher in den Labs

  • Es gibt keine Opt-Out Möglichkeit, außer Du sperrst Google vollstĂ€ndig in der robots.txt aus oder verteilst nosnippet-Attribute, um einzelne Teile Deines Contents aus den AI Overviews rauszuhalten – beides keine großartigen AnsĂ€tze

  • Featured Snippets sollen bleiben

Wann könnte die SGE nach Deutschland kommen? Schwierig zu sagen, da wir auf alles deutlich lÀnger warten und nach den USA hÀufig andere LÀnder dran waren.

Liz Reid hat außerdem folgendes gesagt:

"That means that this week, hundreds of millions of users will have access to AI Overviews, and we expect to bring them to over a billion people by the end of the year."

"over a billion" könnte eine Milliarde und ein Mensch bedeuten. Das wÀren dann ca. 12-13% der Weltbevölkerung, klingt erstmal nach wenig. Aber erstmal abwarten und Tee trinken.

Stimmen zu den AnkĂŒndigungen mit Fokus auf SGE

Kevin Indig ist nicht begeistert und stellt vor allem in Frage, ob die Aussage bezĂŒglich der angeblich höheren Klickrate stimmt.

Ryan Jones kritisiert das SEO-Google-Hater-Lieblingsbeispiel mit "foods that end with UM", weil die gleiche Gruppe hochkomplexe Anfragen und Datenanalysen mit LLMs durchfĂŒhrt und diese Ergebnisse dann nicht in Frage stellt. Interessant, dass John Mueller das gefĂ€llt, weil Ryan indirekt ja zustimmt, dass SGE ebenfalls nicht reif ist.

Ein Screenshot eines LinkedIn Posts von Ryan Jones, der John Mueller gefÀllt. Der Text ist folgender: "SEOs will share the AI example of SGE getting "foods that end with UM" really wrong and not including any words that even contain "um", then turnaround and ask AI to do complex NLP calculations and take that answer as if it didn't just make up the numbers.
If it can't spell/count it definitely isn't doing the advanced crap you ask it but can't actually double check yourself properly."

Lily Ray amĂŒsiert sich köstlich zu einigen Google Search Central Community Posts:

Ein Screenshot eines LinkedIn Posts von Lily Ray. Sie schreibt "Help, I can't stop looking at these." Sie referenziert einen Beitrag im Google Search Central Community Forum. Die Frage des Users "How can I turn off AI results?". Es gibt eine Einblendung, dass dieser Post "Trending issue" ist und einige User (36) haben die gleiche Frage gestellt. Im Post kommuniziert der User, dass er die Möglichkeit haben möchte, die KI-Ergebnisse auszuschalten.

Cory Doctorow wirft ebenfalls ein kritisches Auge auf KI in der Google Suche:

"Google bills this as "let Google do the googling for you." Rather than searching the web yourself, you'll delegate this task to Google. Hidden in this pitch is a tacit admission that Google is no longer a convenient or reliable way to retrieve information, drowning as it is in AI-generated spam, poorly labeled ads, and SEO garbage."

Thomas Höppner sieht das Àhnlich und greift das Beispiel von Google an, in dem es um das Keyword "how do you clean a fabric sofa" geht. Anstatt die Frage gezielt und schnell zu beantworten lÀge der Fokus darauf, User zu Ad Clicks zu bewegen und der AI Overview sei vielleicht nur halluziniert. Dem kann ich nicht 100% zustimmen.

Die SGE funktioniert anders als ein regulĂ€res LLM und in der Regel kommt es zu deutlich weniger Halluzinationen. Das heißt nicht, dass die Antwort nicht Schrott sein kann. Warum weniger Halluzinationen? DafĂŒr mĂŒssen wir uns kurz das Patent fĂŒr die SGE anschauen.

Einfach erklÀrt: So funktioniert die SGE laut Google Patent

Letztes Jahr hat Google ein Patent öffentlich gemacht, in dem es um die SGE geht. Im Prinzip funktioniert die SGE wie folgt:

  1. Nimm eine Suchanfrage entgegen

  2. Suche basierend auf Vector Similarity passende Search Result Documents (SRD) aus, die zu dieser Suchanfrage und verwandten Suchanfragen passen

  3. Generiere ein Snippet aus jedem passenden SRD (multimodal) basierend auf der Vector Similarity und Korrelation zu den Suchanfragen

  4. Diese Snippets schiebst Du durch ein passendes oder mehrere passende LLMs*, um eine Antwort aufzubauen

  5. Den finalen Output lieferst Du in natĂŒrlicher Sprache, basierend auf dem Output des LLMs und beschrĂ€nkst diesen auf die Inhalte der SRDs

  6. Rendere den Inhalt fĂŒr User und male Hinweise und Quellen an das Ergebnis

*Die SGE kann ein, mehrere oder kein LLM verwenden, um Antworten zu generieren.

Da ist also weniger Spielraum fĂŒr Halluzinationen wegen der Eingrenzung auf bestimmte SRDs. NatĂŒrlich bleiben Halluzinationen bzw. schlechte Ergebnisse nicht vollstĂ€ndig aus, vor allem wenn das Set an ausgewĂ€hlten SRDs Blödsinn enthĂ€lt. Ein passendes Beispiel dafĂŒr hatte ich in meinem Artikel "Quellenschauer in der SGE".

Wenn die SRDs Mist sind, dann ist auch der Content im AI Overview Mist.

Meine 5 abschließenden Gedanken zur Google I/O

Zum Schluss noch 5 Gedanken, die ich letzte Woche auch auf LinkedIn geteilt habe.

1/ SGE ist live (in den USA) aber ganz anders, als in den Search Labs

SGE in den Search Labs letztes Jahr, SGE vor 2 Monaten und SGE jetzt live sind drei Paar verschiedene Schuhe, die alle anders ausfallen.

Es gibt spĂŒrbar weniger Suchanfragen, die einen AI Overview auslösen. Wenn Du selbst mal rumprobiert hast, wirst Du das sicherlich auch feststellen. Die Ergebnisse sind auch nochmal aggressiver gecached (sowohl Text, als auch Layout, Produkte & Co.), wodurch es deutlich stabilere Antworten gibt. Anita und ich haben letztes Jahr getestet und deutlich höhere VolatilitĂ€t gemessen.

Einzelne Features gibt es nicht (mehr), wie die vorgeschlagenen Conversational Pills, vielleicht kommt das aber spĂ€ter nach. Das Produkt ist aber im Kern, wie ich vermutet habe und im SEOSenf Podcast verkĂŒndet habe, ein ganz anderes.

" Die SGE wird, so wie sie jetzt [in den Labs] ist, nicht veröffentlicht".

2/ AI Result Pages sind interessanter, als die AI Overviews

Im zweiten Teil zu Google Under Pressure habe ich Dir erzĂ€hlt, dass auch Social Media wie TikTok & Co. Google in die Rippen stechen. Um dem zu begegnen, brauchen die SERPs mehr "Spaß":

"Google muss fĂŒr mehr Spaß, mehr Inspiration, mehr Videos und mehr Menschlichkeit sorgen." hatte ich unter anderem geschrieben.

Das tun diese AI Result Pages, die erstmal nur fĂŒr inspirative Themen kommen sollen. Die SERPs haben sich natĂŒrlich verĂ€ndert, aber im Kern ist die Basis immer die gleiche geblieben. Das ist bei diesen Seiten anders.

Unser Gehirn schĂŒttet Dopamin aus, wenn uns neue spannende Dinge begegnen und eine so andere Erfahrung in den Suchergebnissen wĂ€re genau das.

3/ Wir bekommen erstmal keine Daten, was schade ist

Das in der GSC zu mischen, ist Mist. Wenn man so selbstbewusst verkĂŒndet, dass die CTR so gut sei,

"And we see that the links included in AI Overviews get more clicks than if the page had appeared as a traditional web listing for that query."

dann spricht nichts dagegen, diese Zahlen auch auszuweisen. Barry Schwartz sieht das Àhnlich kritisch:

"To me, this makes me feel Google (and Bing) are hiding something from content creators. That the clicks and CTR from these AI powered answers may not generate a healthy click through rate to publishers. I mean, why else won't they show those details?"

Jemand, der/die nichts zu verbergen hat, muss auch nichts befĂŒrchten. Aber das Narrativ ist aktuell ein anderes. Eine (kleine?) Minderheit kritisiert Google massiv und ist sehr laut. Das ist gefĂŒhlt mehr geworden und ist natĂŒrlich ein Risiko. Google ist daher vorsichtig und versucht möglichst wenig Öl ins Feuer zu gießen.

4/ ÜberwĂ€ltigung auf der einen Seite und EnttĂ€uschung auf der anderen Seite

ÜberwĂ€ltigt, weil es so viel neuer Kram ist und mir Orientierung fehlt(e), wann was wo wie live geht. Gleichzeitig bin ich mir auch nicht sicher, ob man das alles ausprobieren muss – ich habe Dir ja nur den Part vorgestellt, der sich auf die Suche bzw. unsere Arbeit bezieht.

EnttĂ€uscht, weil bei KI fĂŒr mich die wichtigste Komponente eines guten Produkts fehlt. Das gilt nicht nur fĂŒr Google Gemini, sondern auch fĂŒr ChatGPT, Perplexity & Co. Diese Komponente ist QualitĂ€t.

Bevor wir jetzt einsteigen und ich dir erzĂ€hle, was QualitĂ€t fĂŒr mich im Detail bedeutet – warum das schwierig ist, erklĂ€re ich hier – möchte ich sagen, dass eine wichtige Eigenschaft von QualitĂ€t aus meiner Sicht BestĂ€ndigkeit ist. Wiederholbare Ergebnisse schaffen. Das ist wie eine Art Versprechen an Deine Kunden.

Wenn ich im Restaurant eine Pizza essen gehe, dann möchte ich, dass sie beim nĂ€chsten Mal genauso oder sehr Ă€hnlich schmeckt. Wenn ich Freunde in das Restaurant fĂŒhre und die Pizza mies ist, dann ist die EnttĂ€uschung groß. Diese fehlende BestĂ€ndigkeit ist auch meistens ein großer Knackpunkt, warum vielen Unternehmen das Wachstum schwerfĂ€llt – eine gleichbleibende QualitĂ€t sicherstellen ist schwierig.

Das ist die Erfahrung, die ich bisher mit KI hatte. Was einmal mit einem langen, detaillierten Prompt gut funktioniert, scheitert maßgeblich beim nĂ€chsten Mal. Das nervt.

5/ Google und andere KI-Unternehmen enteignen uns von unseren Inhalten

Vor vielen Monaten habe ich schon OpenAI kritisiert, weil sie wie andere LLM-Anbieter losgelaufen sind und einfach alles an Daten geschluckt haben, was sie irgendwo finden konnten. Damit verdienen sie jetzt Geld. Ohne uns vorher gefragt zu haben, ob wir damit einverstanden sind, wenn sie sich bedienen.

Die Ausrede ist jetzt wie bei einem Ladendieb: "Ja, lass mich doch einfach nĂ€chstes Mal nicht in den Laden" – das ist Schwachsinn.

DarĂŒber wird viel zu wenig gesprochen.

Am Ende wĂ€re ein Ökosystem nicht mehr lebensfĂ€hig, in dem es keine Klicks gibt. Es muss Anreize geben, Inhalte zu produzieren – sowohl kommerzieller Natur in Form von Produktseiten & Co., z. B. weil Google kein Fulfillment macht, aber auch informationeller Natur, da Fakten nicht Fakten bleiben.

Ich habe jetzt aber genug gesprochen bzw. geschrieben. Was denkst Du darĂŒber? Schreibe mir gerne eine Mail oder Nachricht bei LinkedIn, wenn Du eine andere Meinung, oder Dich in meinen Worten wiedergefunden hast.

Sandra Radtke
Sandra Radtke
Consultant
Mehr als Bahnhof verstehen

Es sind noch etwa 13 Monate bis Websites gemĂ€ĂŸ BarrierefreiheitsstĂ€rkungsgesetz (BFSG) barrierefrei sein mĂŒssen (Ausnahmen ausgenommen). Ein bisschen Zeit ist also noch. Aber es lohnt sich, so langsam damit anzufangen. Denn Barrierefreiheit zieht sich durch diverse Bereiche und damit vermutlich auch durch diverse interne ZustĂ€ndigkeiten. Und: um die Anforderungen des Gesetzes zu erfĂŒllen, muss Deine Website rund 50 Erfolgskriterien (alle A und AA Kriterien) der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) erfĂŒllen.

Da ich Dir gerne mehr ĂŒber die WCAG und ihre vier Grundprinzipien erzĂ€hlen möchte, und ich bereits ĂŒber Wahrnehmbarkeit und Bedienbarkeit geschrieben habe, ist heute das Grundprinzip "Understandable" (deutsch: VerstĂ€ndlichkeit) dran. "Robust" folgt dann demnĂ€chst.

VerstÀndliche Sprache

Das Wort "Understandable" lÀsst vermuten, dass hier vor allem die Redaktion gefragt sein wird. Das stimmt aber nur zum Teil. VerstÀndlichkeit beginnt nÀmlich schon mit der Sprache des HTML Dokumentes. Wenn das bei Dir so aussieht: <html lang="">

Lang-Attribut im HTML-Tag ohne Sprachangabe.

Dann hast Du das Erfolgskriterium 3.1.1 Language of Page WCAG nicht erfĂŒllt. Denn das lang-Attribut hier ist leer.

Ist die Hauptsprache Deiner Website Deutsch, solltest Du hier "de" ergÀnzen:

Lang-Attribut im HTML-Tag mit Sprachangabe Deutsch.

FĂŒr noch mehr VerstĂ€ndlichkeit sorgst Du, wenn Du nicht nur die Hauptsprache auszeichnest, sondern auch anderssprachige Teile. Nutzt Du in einem deutschen Text zum Beispiel ein englisches Zitat, kannst Du das im HTML so schreiben:

<q lang="en">Wise english words.</q>

Eine noch bessere VerstĂ€ndlichkeit erreichst Du, wenn Du dann auch noch die Bedeutung von AbkĂŒrzungen oder ungewöhnlichen Wörtern erklĂ€rst, die Du in Deinem Text verwendet hast. Oder, wenn Du eine einfache Version Deines ansonsten komplexen und schwerer zu verstehenden Textes Usern zur VerfĂŒgung stellst (Erfolgskriterien: Unusual Words, Abbreviations, Reading Level).

Weitere Kriterien von VerstÀndlichkeit

Die im vorherigen Absatz beschriebenen Kriterien sind die, die Dir als SEO bestimmt hĂ€ufiger ĂŒber den Weg laufen. FĂŒr das Grundprinzip "VerstĂ€ndlichkeit" gibt es aber noch weitere:

  • Wenn eine User-Interface-Komponente fokussiert ist, darf sich der Kontext nicht dadurch nicht Ă€ndern.

  • Es gibt eine konsistente Navigation. Das bedeutet, Navigationsmechanismen wiederholen sich auf mehreren Unterseiten und sind in der gleichen relativen Ordnung, es sei denn, die VerĂ€nderung wird durch den User erzeugt.

  • Es gibt Labels oder Anleitungen, wenn Inhalte User-Eingaben erfordern.

  • Wenn ein Eingabefehler automatisiert entdeckt wurde und systemseitig mögliche Korrekturen bekannt sind, werden die VorschlĂ€ge dem User mitgeteilt. Es sei denn, es gibt Sicherheitsbedenken, die dagegen sprechen (zum Beispiel bei Passwörtern).

  • Wenn User im gleichen Prozess bereits Daten eingetragen haben, sollten sie die gleichen Daten nicht nochmal eintragen mĂŒssen. Stattdessen sollten die Daten bereits voreingetragen sein oder vom User ausgewĂ€hlt werden können. Auch hier - wie bei den letzten Artikeln - am Ende noch ein kurzer Disclaimer: Ich bin bewusst nur auf Beispiele und ausgewĂ€hlte Erfolgskriterien eingegangen. Lies Dir gern die ganze WCAG zur VerstĂ€ndlichkeit durch. Übrigens, falls Du Englisch nicht so gut verstehst: Die Aktion Mensch hat auf ihrer Website eine Übersetzung der WCAG 2.1. veröffentlicht. Das ist zwar nicht die aktuellste Version, aber es gibt keine gravierenden Unterschiede zwischen 2.2. Und 2.1. Oder Alternative 2: Frag mich 🙂

Johan von HĂŒlsen
Johan von HĂŒlsen
GeschĂ€ftsfĂŒhrender Gesellschafter
Prerender ist (un)tot. đŸȘŠđŸ§Ÿ

Lang lebe Prerender die Speculative Rules API.

Das Prerender war ein Link-Attribut, mit dem man dem Browser sagen konnte, dass die angegebene Seite schon mal geladen und gerendert werden sollte, weil sie gleich gebraucht wird, da der User gleich auf einen Button oder Link dorthin klicken wird.

Das sah ungefÀhr so aus: <link href="checkout/payment.html" rel="prerender">

Ich fand das immer spannend. Zwar hat das zu Problemen (Tracking) gefĂŒhrt. Aber gerade in einer Bezahl- oder Anmeldestrecke, einer Bildergalerie oder Ähnlichem fand ich das trotzdem eine tolle Idee. Denn wenn wir uns sicher sind, dass die nĂ€chste Seite benutzt werden wird, dann beschleunigt das die Ladezeiten deutlich.

Ein wenig verzweifelt bin ich an der Umsetzung: Wenn Seiten dann die ersten 5 Produkte einer Produktliste vorgeladen haben. Oder auf der PDP schon mal den Checkout, obwohl noch nicht mal ein Produkt im Warenkorb gelandet ist.

Und das fand nicht nur ich komisch, weswegen das Feature zu Recht wegen Missbrauch abgeschafft wurde. Manche möchten sich aber mit „and this is why we can't have nice things" nicht zufriedengeben.

Und so lÀuft gerade als experimentelles Feature die Speculative Rules API vom Band.

TatsĂ€chlich gibt es eine Reihe von Verbesserungen gegenĂŒber rel=prerender:

  1. Man kann Bedingungen angeben, unter denen Seiten vorgeladen werden können.

  2. Man kann mehrere Kandidaten fĂŒr den nĂ€chsten Seitenaufruf angeben.

  3. Man kann ErgĂ€nzungen fĂŒr die HTTP-Header angeben, die beim Aufruf mitgeschickt werden sollen.

  4. Man muss die Rules nicht mehr im HTML definieren, sondern kann diese auch in eine andere Datei auslagern.

  5. Damit kann man (vermutlich) auch das Tracking durch Prerendering sauber unterdrĂŒcken (oder markieren) und nachholen, wenn User tatsĂ€chlich auf der Seite landen.

Insgesamt sieht das interessant aus.

Wenn Du...

  • auf Deiner Seite sofort ein paar klare Trampelpfade hast und

  • bei diesen Pfaden unter UmstĂ€nden sogar ein paar Probleme mit der Time to First Byte.

Dann ist es möglicherweise eine gute Idee, sich das jetzt schon anzusehen.

Ansonsten empfiehlt es sich wahrscheinlich eher, das Thema im Hinterkopf zu behalten und wieder hervorzukramen, wenn der Experimentierstatus vorbei ist.

In jedem Fall: Dieses Mal bitte sinnvoll einsetzen, damit wir auch mal „nice things" haben dĂŒrfen. Danke.

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