Wirklich wahres Wingmen SEO Wissen für wache Webmarketer #230
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Annemieke Einfeldt
Annemieke Einfeldt
Junior Consultant
🎃 Süßes oder SEO?

Der Oktober neigt sich dem Ende und die gruseligste Zeit des Jahres ist angebrochen! Während Kürbisse ausgehöhlt und Kostüme vorbereitet werden, haben wir für Dich eine schaurig-schöne Ausgabe unseres Newsletters zusammengestellt. Doch statt Spinnen und Gespenstern erwarten Dich spannende SEO-Tipps, um Dein digitales Skelett zu stärken.

Google hat sich in der letzten Woche schon für Saures entschieden und wird ab dem 21. November die Sitelink-Suchbox abschaffen. Das ist Teil von Googles Bemühungen, die Suchergebnisse zu vereinfachen und wird weltweit in allen Sprachen und Ländern umgesetzt.

Diese Woche spuken durch unser Newsletter-Labyrinth:

  • Totengräber Matt erläutert, warum Google noch lange nicht unter der Erde liegt.
  • Hexer Behrend formuliert SynthID-Zaubersprüche.
  • Geisterjäger Florian spürt neuen Wind bei Google.
  • Zombie Cleo nutzt ab jetzt das M.I.N.D.S.P.A.C.E.-Modell.
  • Vampir Philipp erklärt, wie Du auch zum Vampir zur SEO-Speaker*in wirst.

Viel Spaß beim Lesen!

Was wir gelesen haben
Matthias Pülz
Matthias Pülz
Junior Consultant
Google’s end is here. Huh? Wieder falscher Alarm?

Gerade seit dem prominenten Aufkommen von Künstlicher Intelligenz liest man ja immer wieder vom Untergang Googles. Oder zumindest von einem kräftigen Beben im Bereich der Suchmaschinenoptimierung. Und wenn man sich die Artikel so ansieht, wirkt es wirklich fast, als würde der Thron des Suchmaschinen-Giganten jede Sekunde in sich zusammenbrechen. Mit Explosionen, viel Rauch und kreischenden Menschen, die panisch im Kreis rennen.

Mann in Lederjacke steht auf der Straße in einer Stadt und hält ein Schild über seinen Kopf mit der Aufschrift "Google's end is here". Es ist ein nebliger Tag und im Hintergrund laufen einige Menschen.

Nun klopft das Wall Street Journal mit einer weiteren Meldung dieser Art an die Tür. Die Kernaussage: Google soll bis 2025 erstmals unter die 50%-Marke im Markt der Suchmaschinenwerbung fallen. Die Schuldigen? TikTok, KI-Suchmaschinen und der Druck durch Kartellklagen. Au weia, sieht offenbar düster aus für Google. Diesmal bestimmt tatsächlich und endgültig der Anfang vom Ende. Ja. Na ja. Wie so oft bei solchen Schlagzeilen ist das nur die halbe Wahrheit, wie Rand Fishkin in einem Artikel wunderbar auf den Punkt bringt. Für sämtliche Details, gerne dort vorbeischauen.

Der wahre Stand der Dinge

Es stimmt schon: TikTok ist ein Riesenhit – wenn es um Tanzvideos geht. Aber Suchmaschinenwerbung? Nun, da sind wir noch lange nicht. Die meisten TikTok-Nutzerinnen und -Nutzer suchen keine Produkte, sondern Unterhaltung. Und was ist mit KI-Tools? Ja, Perplexity und ChatGPT werden häufiger genutzt, aber nach derzeitigem Stand sind sie noch Lichtjahre davon entfernt, Google ernsthaft Konkurrenz zu machen. Was außerdem gerne übersehen wird, ist die Tatsache, dass Suchmaschinenwerbung weiterhin wächst. Inzwischen bestellt sogar Deine Oma ihre Waschlappen online. Was auch schon eine tolle Überleitung ist.

Der wahre Konkurrent auf dem Markt

Die eigentliche Konkurrenz sind derzeit weder TikTok noch Künstliche Intelligenz. Wenn jemand an Googles Marktanteil knabbert wie ein Biber an einem Baumstamm, dann ist es Amazon. Ihre Werbeeinnahmen im Suchbereich steigen tatsächlich schneller als die von Google, aber in absoluten Zahlen liegt Google trotzdem immer noch weit vorne. Dazu kommen Walmart, Instacart, Spotify und andere Player, die aber momentan im Vergleich zu Google auch eher eine Randerscheinung darstellen.

Warum das Ganze also?

Im Grunde ganz einfach: Schlagzeilen wie die des Wall Street Journals verkaufen sich (und das müssen sie, damit die Zeitung überleben kann). Sie haben eine spannende Geschichte aus dem Thema gemacht, die sich aber in der Tiefe etwas anders darstellt. Google wird nicht so schnell seine Krone verlieren, auch wenn andere Plattformen mitmischen. Einen ähnlichen Artikel habe ich übrigens vor einer Weile schon einmal zu "SEO is dead" geschrieben.

Also, keine Panik! Google bleibt der Platzhirsch, zumindest vorerst. Und wenn Du das nächste Mal so eine Schlagzeile siehst, denk dran: Lieber zweimal hinschauen, bevor Du in den „Oh-nein-Google-ist-am-Ende"-Modus verfällst. Sicher ist es trotzdem nicht verkehrt, zumindest hin und wieder einen Blick auf Amazon, TikTok und die KI-Player zu werfen. Manchmal geht es ja doch schneller als man denkt. In diesem Sinne: Bleib kritisch, bleib neugierig und lass Dich nicht von jedem Hype verrückt machen!

Behrend von Hülsen
Behrend von Hülsen
Consultant
SynthID; Wasserzeichen, Nebelkerzen und Rohrkrepierer

Wasserzeichen haben als Token Ähnlichkeit mit Rauchzeichen. Die übersetzt man als Smoke Signal und haben wiederum als Token Ähnlichkeit mit Smoke Screen. Das wiederum übersetzt man als Nebelkerze.

Vielleicht musste ich aufgrund dieser Assoziationskette direkt an Nebelkerze denken, als mir der The Verge Artikel zu Googles Watermarking von AI-generated Text untergekommen ist. Vielleicht war es aber auch eine direktere Assoziation: Billiges Ablenkungsmanöver → Nebelkerze.

Vielleicht bin ich voreingenommen, aber es fällt mir schwer einen Weg zu sehen, wie Text-Content effektiv mit einer Art Wasserzeichen versehen werden kann. Entweder wird es nicht akkurat, oder es wird leicht zu umgehen.

Warum sind Wasserzeichen so schwer?

Bei Bildern, Audio oder Video haben wir unheimlich viel Informationsraum, der von Menschen nicht wahrgenommen wird, in dem wir Wasserzeichen unterbringen können. Analog zu Tracking Dots bei Druckern (für jeden Aluhut-Träger übrigens die wahre Antwort auf die Frage, warum Dein Drucker nicht Schwarz-Weiß drucken will, wenn das Gelb alle ist), kann man in irgendwelchen Bild- oder Video-Pixeln subtile Muster verstecken. Ähnliches ist im Rauschen von Audio vorstellbar.

Text hat aber kein technisches Rauschen, keinen informationsfreien Raum für subtile Muster. Die Informationsdichte von Text ist 100 % (auch wenn sich das bei manchen Autoren nicht so anfühlt).

Versuche, Text mit Wasserzeichen zu versehen, hat es schon vor AI-Content gegeben.

Zum Beispiel, als Lyrics Webseiten beweisen wollten, dass Google unrechtmäßig ihren Content scraped. Den Beweis konnten sie damals zwar erbringen, aber nur, weil Google keine Wasserzeichen erwartet hat. Muster aus Apostroph und Leerzeichen sind mit einfachsten Mitteln zu entfernen. Aber das hat den Klägern damals auch nichts genützt. Das Scrapen können sie zwar nachweisen, aber die Unrechtmäßigkeit wohl nicht.

Was macht Google jetzt anders?

Um einen Text wirklich robust mit einem Wasserzeichen zu versehen, muss man an den Kern des Inhalts heran. Mit SynthID will Google jetzt einen passablen Weg gefunden haben, der die Qualität der Antworten dabei nicht negativ beeinflusst. Das hat Deepmind schon im Mai angekündigt und jetzt wurde ein wissenschaftliches Paper dazu veröffentlicht.

Ich bin ehrlich, ich hab's nicht ganz durchgelesen, geschweige denn im Detail verstanden. Ich glaube aber genug, um das Prinzip verstanden zu haben:

LLMs machen ja nichts anderes, als die wahrscheinlichste Antwort auf einen Prompt zu generieren. SynthID beeinflusst den Output, um minimal weniger wahrscheinlichen Output zu generieren. Es werden also einige Tokens (aka Worte) im Text ausgetauscht, um ein Muster zu erzeugen, das wiedererkennbar ist.

Im Paper wird das Beispiel genannt, dass bei einem Prompt "What's your favorite fruit?" "Mango" die wahrscheinlichste Antwort, aber "Lychee" auch sehr wahrscheinlich ist. Der SynthID tauscht also in der Antwort "Mango" gegen "Lychee" aus. Und macht man das bei genügend Tokens, kann man ein Muster scheinbar wiedererkennen.

Aber wie The Verge schreib:

"But it struggles with short text, content that's been rewritten or translated, and even responses to factual questions."

  • Klar, bei kurzen Texten ist nicht genug Platz für ein Muster. Das macht Sinn und und außerhalb von Twitter sind kurze Texte sind nicht das AI-Problem Nummer 1.
  • Und durch Umschreiben oder Übersetzen wird so ein Muster einfach ausgehebelt. Aber eine umschreibende/übersetzende AI hätte ja potenziell auch SynthID im Algorithmus, und AI Content nochmal von Hand umzuschreiben... klarer Fall von "defeats the purpose".
  • Und der letzte Punkt: Wenn der Prompt spezifisch ist, dann ist in der Antwort nicht genug Variabilität, um ein Muster zu erzeugen. Wenn ich nach dem Lieblingstier von Olaf Scholz frage, dann war das der schwarze Kater Morle und nicht die getigerte Katze Mauzi. Fakten darf SynthID nicht ändern, das ist sowieso schon ein AI-Problem.

Und warum bin ich sicher, dass so ein Algorithmus unsere AI-Probleme nicht löst?

Nehmen wir mal an, meine Skepsis ist ein schlimmer Fall vom Dunning-Kruger-Effekt (schließlich habe ich ja schon zugegeben, dass ich es im Detail nicht verstanden habe) und SynthID funktioniert. Wofür würde man Wasserzeichen zur AI-Erkennung einsetzen?

Ich sehe zwei grundlegende Probleme die man versucht zu zu lösen:

1. Schummeln bei Prüfungen mit AI erkennen

Lehrer wollen sicherstellen, dass Schüler nicht mit AI ihre Hausaufgaben schreiben (oder analoge prüfungsähnliche Situationen, wo man mit AI schummeln könnte).

Da wird SynthID aus meiner Sicht nicht helfen. Bei den meisten Dingen, die überprüft werden, kommt es auf fachliche Korrektheit an. Da ist der Algorithmus weniger zuverlässig. Und wie hoch darf die Fehlerquote sein?

Wie viele Schüler, die nicht mit AI geschummelt haben, lassen wir durchfallen, weil der Algorithmus daneben lag und Handarbeit zu AI-Ergebnissen erklärt hat?

In der Schule mag das ja noch verkraftbar sein, aber für Abschlussarbeiten an Unis? Doktorarbeit? Da wäre jeder Fehler fatal für ein ganzes Leben.

Ich denke, wir müssen damit leben, dass AI existiert, und das Prüfungsdesign muss sich anpassen. Viel Text zu verlangen, den ein Prüfer dann auch gewissenhaft durcharbeiten muss, ist keine Zukunftsfähige Prüfung mehr, wenn das Produzieren von Text um Größenordnungen schneller geht als das Lesen.

Aufsätze als Hausaufgaben sind nicht mehr Zeitgemäß, und wenn ein Student so gute Prompts schreibt, dass er eine fachlich korrekte Abschlussarbeit aus dem LLM quetscht, ohne das dem Prof LLM-Halluzinationen auffallen, dann kann man davon ausgehen, dass der Student das Thema seiner Arbeit verstanden hat (oder der Prüfer nicht sauber prüft war, aber das wäre auch ohne AI ein Problem).

2. Fake News, Trolle und Spam erkennen

Trolle, die das Internet mit Unwahrheiten und Hetze überschwemmen, sind durch AI-Texte ein größeres Problem als je zuvor. Aber wer die Ressourcen hat, das Internet mit AI zu trollen, der hat auch die Ressourcen, sein eigenes LLM zu erstellen, ohne Wasserzeichen.

Davon, dass "die Guten" ihre AI-Inhalte mit Wasserzeichen versehen, wird das Problem schlicht nicht gelöst.

Selbst wenn Wasserzeichen so in der Technologie verankert werden, dass böse Menschen sich nicht mehr einfach ein SynthID-freies LLM bauen können, wird es Gegenmaßnahmen geben und im Zweifel zu einem algorithmisches Wettrüsten kommen, wo diejenigen, die kriminelle Energie haben auch die Initiative haben und diejenigen, die Fake Inhalte enttarnen, strukturell immer in der Defensive sind.

AI-Wasserzeichen sind daher aus meiner Sicht Rohrkrepierer, egal ob sie funktionieren oder nicht.

Warum macht sich Google dann die Mühe?

Ich glaube Google will uns vormachen, dass sie die gesellschaftlichen Probleme, die AI aufwirft, auch mit AI wieder lösen können.

Das ganze ist aus meiner Sicht eine Nebelkerze, die beruhigen soll, und Googles AI-Kompetenz darstellen/simulieren soll. Schön... wir brauchen aber keine Nebelkerze, keinen Zauberstab, der AI-Probleme wegwischt.

Die Büchse der Pandora steht sperrangelweit offen und mit irgendwelchen Wasserzeichen kriegen wir sie nicht wieder zu. Stattdessen müssen wir uns Gedanken machen, welche Auswirkungen AI konkret hat, und echte Strategien entwickeln, wie wir negative Effekte ausgleichen.

Florian Hannemann
Florian Hannemann
Trainee
Neuer Wind bei Google

Letzte Woche hat Google ein paar überraschende, aber nicht unverhoffte Änderungen bekannt gegeben

Prabhakar Raghavan wird zum Chief Technologist befördert.

Raghavan kam 2012 zu Google, nachdem er mitverantwortlich Yahoo in den Boden gerannt hatte. 2018 wurde er Head of Ads und Commerce und 2020 ersetzte er zusätzlich Ben Gnomes als Head of Search and Assistant. Seit er diese Position einnahm, kam es auch zu einer der wohl negativsten Entwicklungen für Google seit Entstehung der Firma.

Google befindet sich schon länger im Abwärtstrend. Nutzende werden unzufriedener mit der Suche, Konkurrenz wie TikTok, Amazon und Youtube gewinnen an Marktanteil und das DOJ droht Google gänzlich zu zerschlagen. Matt schreibt Dir heute genauer über die aktuelle Situation von Google.

Raghavan hat es zwar geschafft, kurzzeitig gute Zahlen zu schreiben, auch wenn diese immer noch weit von den Wachstumsentwicklungen Googles der vorherigen Jahre entfernt waren, aber die Gesamtentwicklung Googles und die generelle Nutzererfahrung blieben dennoch eher negativ.

Aufgrund dieser Umstände ist es eher fraglich, wie viel Aufstieg wirklich in der Beförderung von Raghavan steckt. Sundar Pichai selbst gab nur wenig bekannt:

"In this role, he'll partner closely with me and Google leads to provide technical direction and leadership and grow our culture of tech excellence."

Dass Raghavan sich freiwillig entschieden hat, als wichtigste Person im Hause Google abzutreten, um zu seinen "technischen Wurzeln" zurückzukehren, zweifel ich persönlich an. Dazu kommt, dass der generelle Ton rund um Raghavans Beförderung eher wie eine schadensbegrenzende Versetzung als wie eine Beförderung klingt.

Der Titel Chief Technologist spiegelt das wider. Eine wichtige Regel im Silicon Valley:

"If you can't tell what it means, it probably doesn't mean anything." - Edward Zitron.

Ed hat bereits Anfang des Jahres einen kompletten Artikel nur über Raghavan geschrieben. Dieser berechtigterweise viel geteilte Artikel trägt den treffenden Namen "The Man Who Killed Google Search".

Wenn Du etwas mehr über Raghavan herausfinden willst, kann ich Dir den Artikel nur wärmstens ans Herz legen. Viele der fragwürdigen Entscheidungen und Entwicklungen Googles in den letzten Jahren scheinen hier unter ganz neuem Licht.

Ersetzt werden soll Raghavan übrigens durch Nick Fox. Fox, früherer VP Product Management, tauchte auch in den von Google geleakten Mails auf. Dort lies er eine sehr Umsatz-fokussierte Einstellung durchscheinen. Nicht unbedingt das, was viele sich derzeit von Google wünschen würden.

Von Sundai wird Fox ebenfalls als "instrumental in shaping Googles AI roadmap" betitelt. Ein möglicher Anhaltspunkt dafür, dass Google künftig noch mehr auf AI setzen will.

Passend dazu hat Google nämlich ebenfalls die Struktur ihres AI Sektors einmal gänzlich überarbeitet. Gemini steht künftig unter Googles Deepmind und der Führung von Demis Hassabis.

Nachdem Google seit längerem krankhaft versucht, das AI Thema für sich ins Rollen zu bringen, scheint der Fokus künftig sogar weiter zu steigen. Vielleicht sogar irgendwann mit funktionierenden AI Overviews.

Ob der Wechsel von Raghavan auf Fox der Punkt der Kehrtwende für Google sein wird und ob Hassabis möglicherweise zum Revolutionär von Googles AI wird, lässt sich jedoch nur abwarten.

Cleo Lauterbach
Cleo Lauterbach
Trainee
Wie Psychologie die UX verbessern kann

Wie Saskia in ihrem Rückblick auf die Brighton SEO bereits verkündet hat, durfte ich als eine von drei Wingwomen an dieser (meiner ersten richtigen) Konferenz teilnehmen 🎉

Mein Highlight war der Vortrag von Mike Weir, dem Head of Behavioural Science bei Impression. Mit einem Einblick in die menschliche Psyche zeigte er, wie man das Verhalten von Nutzern gezielt beeinflussen und das Dopaminsystem durch kleine Details aktivieren kann, um die UX zu verbessern und die Conversion Rates zu steigern.

Eine der zentralen Erkenntnisse des Vortrags war, dass Vertrauen und Glaubwürdigkeit die entscheidenden Faktoren sind, um Nutzer auf einer Website zu halten und zur Interaktion zu bewegen. Mike betonte, dass Menschen erst dann wirklich mit einer Marke interagieren, wenn sie auf einer tieferen, unbewussten Ebene Vertrauen gefasst haben. Dieses Vertrauen entsteht, wie bei einem ersten Treffen oder dem Betreten eines neuen Raumes, durch ein Gefühl von Sicherheit und Vertrautheit. Das Konzept kann man auf einen digitalen Raum übertragen: Wenn Nutzer sich im Design und den Inhalten einer Website wiederfinden, fühlen sie sich gut aufgehoben. Das führt dazu, dass sie eher bereit sind, sich intensiver mit der Marke zu beschäftigen.

Das M.I.N.D.S.P.A.C.E.-Modell

Vertrauen kann laut Mike schon durch den ersten Eindruck entstehen. Ein Blick auf das Design einer Website reicht aus, um intuitiv zu entscheiden, ob sie den eigenen Erwartungen entspricht und ob man ihr Vertrauen schenkt. Die Herausforderung liegt darin, mit einem überzeugenden Design und klar strukturierten Landingpages den Nutzer direkt zu triggern. Hier kommt das M.I.N.D.S.P.A.C.E. Modell ins Spiel, ein Rahmenwerk, das unterbewusste Faktoren strukturiert, die Nutzer in ihrer Entscheidungsfindung leiten. Jeder Buchstabe von Mindspace spiegelt dabei ein psychologisches Prinzip des menschlichen Verhaltens wider.

M, wie Messenger: Wer die Botschaft überbringt, beeinflusst, wie sie aufgenommen wird. Wenn eine vertrauenswürdige Quelle Informationen teilt, sind Menschen eher bereit, darauf zu hören.

I, wie Incentives: Menschen lieben Anreize. Diese müssen nicht immer ein Rabatt oder Sonderangebot sein, oft wirkt ein Gefühl der Zugehörigkeit oder Freude beim Besuch einer Website genauso stark.

N, wie Norms: In unbekannten Situationen orientieren wir uns gerne an dem, was andere tun. Wenn z. B. „bereits 200 andere dieses Produkt gekauft" haben, wirkt das beruhigend und weckt Vertrauen.

D, wie Defaults: Die meisten von uns folgen oft einfach der Standardeinstellung. Wenn Deine Website einen klaren roten Faden bietet, machst Du es Nutzern leichter, Entscheidungen zu treffen.

S, wie Salience: Unsere Aufmerksamkeit bleibt bei den Dingen hängen, die wir als wichtig empfinden. Klares Design mit Struktur ohne überladene Inhalte hilft Nutzern, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wichtige Punkte, wie Conversion-Elemente können so deutlich hervorgehoben werden.

P, wie Priming: Priming bereitet Nutzer durch subtile Hinweise so vor, dass sie später unbewusst zur gewünschten Entscheidung tendieren. Wiederholte Impulse, wie Werbung, stärken das Vertrauen und machen die Wahl fast selbstverständlich. Je öfter wir etwas sehen, desto vertrauter kommt es uns vor.

A, wie Affect: Unsere Stimmung beeinflusst, wie wir Inhalte wahrnehmen. In guter Stimmung sind wir offener, in schlechter Stimmung oft ablehnender. Wie kannst Du die Stimmung der Nutzer heben?

C, wie Commitments: Menschen handeln gerne konsequent. Wenn ein Nutzer schon eine kleine Aktion (z. B. eine Anmeldung für den Newsletter) ausgeführt hat, ist er oft eher bereit, weitere Schritte zu gehen.

E, wie Ego: Wir tun gerne Dinge, die uns in einem positiven Licht erscheinen lassen. Wenn Nutzer durch die Interaktion auf Deiner Website das Gefühl bekommen, besonders zu sein oder eine positive Eigenschaft zu zeigen, steigt ihre Bereitschaft zur Interaktion.

Ein weiterer spannender Punkt, den Mike erwähnte, war, wie man Dopamin (unser Belohnungshormon) nutzen kann, um Nutzer zu motivieren. Kleine positive Feedback-Schleifen wie Häkchen bei abgeschlossenen Schritten (z. B. im Checkout-Prozess) sorgen dafür, dass Nutzer das Gefühl haben, die „richtigen" Entscheidungen zu treffen. Das löst Dopamin im Gehirn aus, was wiederum das Belohnungssystem aktiviert und den Wunsch weiterzumachen verstärkt.

Mikes Vortrag war für mich super bereichernd, weil er viele gut umsetzbare Tipps an die Hand gibt und weil er mir in Erinnerung gerufen hat, wie stark SEO mit menschlichem Verhalten und Emotionen verknüpft ist. Wichtig dabei: Testings! Was bei einer Zielgruppe funktioniert, muss nicht zwingend auch bei einer anderen klappen. ✅

Philipp Götza
Philipp Götza
Junior Consultant
So wirst Du SEO-Speaker*in auf einer Konferenz – mach’s mir einfach nach

Als und bevor ich bei Wingmen angefangen habe, kam ich mir vor wie ein Imposter. Das tue ich auch heute immer mal wieder. Aber kleine Stupser in die richtige Richtung haben mir geholfen, aus mir herauszukommen, meine Komfortzone zu verlassen.

Das ist auch einer der Gründe, warum ich nächstes Jahr auf mindestens einer Konferenz sprechen darf – dem ersten Nordic SEO Summit. Mit dabei sind unter anderem Stefan Vorwerk, Martin Splitt und Björn Darko.

Wie ich das geschafft habe, möchte ich heute mit Dir teilen und Dir verraten, wie auch Du SEO-Speaker*in auf Konferenzen werden kannst.

Du musst sichtbar sein

Noch bevor ich bei Wingmen angefangen habe, wollte ich LinkedIn aktiver nutzen. Nicht nur beobachten, sondern auch machen. Angefangen mit Kommentare posten, hinzu selber regelmäßig Postings schreiben.

Viele wissen: Ich schreibe und lese gerne. Und ich mag es nicht, wenn ich Blödsinn lese. Manchmal spüre ich physische Schmerzen beim Lesen und dann muss ich schreiben. Gesagt, getan, als bei Search Engine Land jemand™️ viel Quatsch geschrieben hat.

Dabei kam dieser Artikel heraus:

Der Aufwand bei LinkedIn, mein Engagement im Wingmen Newsletter und der Artikel bei Search Engine Land waren genug, um bereits sichtbar zu sein. Dann durfte ich in der täglichen Dosis SEO auftreten und wie Alexander Breitenbach gesagt hat:

"Du bist quasi aus dem Nichts aufgetaucht".

Mein Artikel bei SEL war zudem 10x Content (mehr als 10x so viele Page Views wie durchschnittliche Artikel), wie man mir mitgeteilt hat und ich darf seitdem regelmäßig für SEL schreiben. Das hätte alles nicht geklappt, wenn ich unsichtbar gewesen wäre.

Empfehlung: Generiere Sichtbarkeit für Dich als Person.

Du musst ein Netzwerk aufbauen

Abseits meiner Inhalte konnte ich als Nebenprodukt natürlich ein Netzwerk aufbauen. Auf LinkedIn, aber auch im echten Leben. Wir sind gerne auf Konferenzen unterwegs und dort unterhalte ich mich gerne – auch mit Dir.

Dadurch entstehen ebenfalls Chancen. Beispielsweise konnte ich bei Thomas Ottersbach im Podcast zweimal auftreten. Oder erneut bei Ryte auftauchen und mit Nadine über die CAMPIXX berichten.

Da ich Barrierefreiheit wichtig finde und die Inhalte von Gehirngerecht Digital klasse finde, habe ich einfach mal Tobias Roppelt (Geschäftsführer) angeschrieben, mich ausgetauscht und die Idee in den Raum geworfen, einen Artikel zu schreiben, der SEO und Barrierefreiheit vereint – wie Du barrierefreie Ankertexte schreibst, die alle lieben.

Empfehlung: Baue Dir Dein eigenes Netzwerk auf. Gehe auf Menschen zu, tausche Dich aus.

Du musst zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein

Der Artikel für SEL war "zur richtigen Zeit am richtigen Ort" sein. Kaum jemand hatte sich das Thema bis dato intensiver angeschaut und ohne die Vorlage des Autors, den ich kritisiert habe, hätte ich die Motivation nicht gehabt, sein Werk zu zerpflücken.

Ohne Johans Impuls mich zu motivieren, hätte ich mich nicht an SEL gewendet.

Und ohne Darius hätte ich heute vermutlich noch keine sichere Konferenzzusage. Darius mag SEO und Bedingungen schaffen, in denen wir besonders gut arbeiten können. Er möchte aber kein SEO mehr machen bzw. in diesem Bereich beraten.

Als er für eine Konferenz angefragt wurde von Jan-Peter Ruhso, mit dem er auf der SEOkomm (hier hält Johan übrigens einen Vortrag und Darius den Tag davor bei der OMX) bereits zweimal auf der Bühne stand, hat er an mich gedacht.

  • ✅ Im Norden (Finnland), 
  • ✅ Vortrag auf Englisch halten und 
  • ✅ "Philipp möchte sowieso sprechen".

Als er mir das angeboten hat, habe ich sofort ja gesagt. Dadurch kam der Kontakt zu Jan-Peter für den Nordic SEO Summit zustande, den ich letztes Jahr auf der SEOkomm persönlich kennengelernt habe. Wir haben uns ausgetauscht und es war ein Match.

Falls Du mal in den hohen Norden nach Helsinki wolltest und am 22.05.2025 noch nichts vorhast, kannst Du Dir unter anderem meinen Vortrag "The 3 Keys to SEO Success: Mindset, Money and Power" beim Nordic SEO Summit 2025 anhören:

Ein grinsender Philipp und ein Ausschnitt aus der Nordic SEO Summit Agenda, in der sein Vortrag "The 3 Keys to SEO Success: Mindset, Money and Power" zu sehen ist.

Bis zum 31.10.2024 gibt es außerdem noch Super Early Bird Tickets ab 399 €, also schnell sein!

Auch dieses Jahr hätte es eventuell eine Situation gegeben, bei der ich auf einer Konferenzbühne hätte stehen oder sitzen können. Ohne auf die Details einzugehen: Ich hätte es gemacht.

Empfehlung: Setze Dich maximal vielen Chancen aus.

"Ja" zu sagen, fiel mir extrem schwierig, was die perfekte Überleitung ist zu:

Du musst Dich trauen

Das ist für mich das schwierigste Thema. Wie viele Menschen sich nicht trauen, weiß ich nicht. Aber ich gehe davon aus, dass es viele sind.

Mir fällt es schwer, spontan zu sein, wenn ich mich nicht bereit fühle. Aber das Gefühl, bereit zu sein, kommt in den wenigsten Fällen.

Was mir am meisten geholfen hat, ist der positive Zuspruch von Menschen, die ich schätze. Oder die Vorbilder für mich waren, bevor ich mit SEO bei Wingmen durchgestartet bin, und es heute noch sind.

Ansonsten sind mir in dem Zusammenhang folgende Zitate im Kopf geblieben, die ich sehr hilfreich fand und daher gerne mit Dir teilen möchte, falls Du Dich nicht bereit fühlst, den nächsten Schritt zu gehen:

"When we feel pressure, when we feel the necessity to get things done, we can move mountains. [...] You have to remind yourself, tomorrow everything can go kaputt. [...] You could be fired, you could die, you could have an illness. Give yourself a sense of urgency. [...]

Shut up and do it. Just jump in the water, you will learn more by starting before you think you are ready. [...] You are going to rise to the occasion. " – Robert Greene

"Being ready" might just be the most well-disguised psychological block of all time. [...] I have tried to write about many things these last few weeks, but I have discarded all of them, because – I told myself – the pieces weren't "ready" or I wasn't "ready" to write them.

But as I write these words out, I see these thoughts for what they are: limiting beliefs. Poor attempts at protecting me from some imagined danger." – Isabel (leider kenne ich ihren vollständigen Namen nicht)

"I worry less about embarrassment than about missing an opportunity." – Nassim Taleb (in Black Swan)

Auch ich habe Bedenken und "Angst".

  • Es könnte was schief gehen, 
  • ich vergesse was ich sagen will,
  • das Publikum langweilt sich,
  • mein Thema ist uninteressant und
  • DAS REICHT.

Das ist nur der psychologische Blocker in meinem und vielleicht Deinem Kopf.

Empfehlung: Trau' Dich!

Ein paar allgemeine Tipps, um SEO Speaker*in zu werden

Vielleicht ist das, was ich schreibe, aber auch nicht wiederholbar (Glück vs. Wiederholbarkeit).

Daher möchte ich Dir noch ein paar allgemeine Tipps mit auf den Weg geben, die ich über die Jahre aufgeschnappt und teilweise auch in diesem Artikel über "Wie werde ich SEO-Konferenz Speaker?" von Ahrefs wiedergefunden habe:

  1. Starte mit kleineren Dingen, wie Webinaren und internen Präsentationen
  2. Spreche bei einer lokalen Veranstaltung (z. B. bei einem Stammtisch oder einem Meetup)
  3. Pitche direkt an Event-Organisator*innen – idealerweise mit Deiner bereits gesammelten Erfahrung im Speaking bei kleineren Veranstaltungen
  4. Wähle ein Thema, in dem Du wertvolle Expertise und/oder Erfahrung hast
  5. Vertrete eine Meinung, denn das macht Dich interessant(er)

Den letzten Punkt habe ich mir zu Herzen genommen. Ich habe großen Respekt davor, auf die große Bühne zu steigen. Meine Meinung sagen ist dagegen Teil meiner Natur. Darum sind meine Artikel oder Postings bei LinkedIn (manchmal) provokativ(er).

Was hast Du gemacht, um Speaker*in zu werden? Melde Dich gerne bei mir und ich schreibe vielleicht einen zweiten Artikel mit den besten Tipps von Dir!

P.S. Auch ich werde nicht von 0 auf 100 gehen und versuchen, vor meinem Auftritt in Helsinki weitere Erfahrungen zu sammeln – Stammtisch, Meetup & Co. Schaden kann's nicht. 🙂

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